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Schiller, Benjamin: Der geöfnete Reit-Stall. Hamburg, 1700.

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Reit-Stall.
und sanfftmühtig; Die Morischen Pferde aus
Africa und Barbaria sind noch kleiner/ allein arbeit-
sam/ dauerhafft/ und können sehr gut schwimmen/
allein weil sie weder gestriegelt/ noch abgewischet
werden/ sind sie heßlich/ zotig/ rau/ großbäuchig
und großköpffig. Die Farbe zeiget bey denen
Pferden die Complexion und Natur an/ auch wel-
ches Element in denselbigen die Oberhand hat.
Deren sind nun 4. Haubt-Farben; Als bey denen
braunen herschet die Sanguinische Complexion
oder das Element der Lufft; Bey denen Rappen
die Melancholische Complexion und die Erde; Bey
den Füchsen/ die Cholerische Complexion oder das
Feuer/ und bey denen Weissen die Phlegmatische
Complexion nebst den Element des Wassers. Die-
ses ist auch der Grund aller andern Farben/ weil
sie aus diesen als eine Schattierung abfallen/ nach-
dem dieses oder jenes Element kräfftig in ihnen
würcket/ also welches Element die schwächesten und
wenigsten Kennzeichen an den Pferde giebet/ in dem
stecket auch die geringste Eigenschafft und Würckung
von demselben.

Die braunen Pferde als deren Eigenschafft
Sanguinisch/ sind demnach freudig/ behertzt und
dauerhafft/ können auch ohne Schaden mehr Blut
vergiessen und entbehren/ als andere Pferde/ weil
sie Blut-reich seyn/ sind darbey hurtig/ geschwind/
lauffen wohl/ gern und bald/ seynd gehlehrig und
arbeitsam. Je dunckeler die Farbe/ je kräfftiger
sind diese Eigenschafften.

Die braune Farbe wird wiederum in die

dunckel-
A 5

Reit-Stall.
und ſanfftmuͤhtig; Die Moriſchen Pferde aus
Africa und Barbaria ſind noch kleiner/ allein arbeit-
ſam/ dauerhafft/ und koͤnnen ſehr gut ſchwimmen/
allein weil ſie weder geſtriegelt/ noch abgewiſchet
werden/ ſind ſie heßlich/ zotig/ rau/ großbaͤuchig
und großkoͤpffig. Die Farbe zeiget bey denen
Pferden die Complexion und Natur an/ auch wel-
ches Element in denſelbigen die Oberhand hat.
Deren ſind nun 4. Haubt-Farben; Als bey denen
braunen herſchet die Sanguiniſche Complexion
oder das Element der Lufft; Bey denen Rappen
die Melancholiſche Complexion und die Erde; Bey
den Fuͤchſen/ die Choleriſche Complexion oder das
Feuer/ und bey denen Weiſſen die Phlegmatiſche
Complexion nebſt den Element des Waſſers. Die-
ſes iſt auch der Grund aller andern Farben/ weil
ſie aus dieſen als eine Schattierung abfallen/ nach-
dem dieſes oder jenes Element kraͤfftig in ihnen
wuͤrcket/ alſo welches Element die ſchwaͤcheſten und
wenigſten Kennzeichen an den Pferde giebet/ in dem
ſtecket auch die geringſte Eigenſchafft und Wuͤrckung
von demſelben.

Die braunen Pferde als deren Eigenſchafft
Sanguiniſch/ ſind demnach freudig/ behertzt und
dauerhafft/ koͤnnen auch ohne Schaden mehr Blut
vergieſſen und entbehren/ als andere Pferde/ weil
ſie Blut-reich ſeyn/ ſind darbey hurtig/ geſchwind/
lauffen wohl/ gern und bald/ ſeynd gehlehrig und
arbeitſam. Je dunckeler die Farbe/ je kraͤfftiger
ſind dieſe Eigenſchafften.

Die braune Farbe wird wiederum in die

dunckel-
A 5
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[9/0011] Reit-Stall. und ſanfftmuͤhtig; Die Moriſchen Pferde aus Africa und Barbaria ſind noch kleiner/ allein arbeit- ſam/ dauerhafft/ und koͤnnen ſehr gut ſchwimmen/ allein weil ſie weder geſtriegelt/ noch abgewiſchet werden/ ſind ſie heßlich/ zotig/ rau/ großbaͤuchig und großkoͤpffig. Die Farbe zeiget bey denen Pferden die Complexion und Natur an/ auch wel- ches Element in denſelbigen die Oberhand hat. Deren ſind nun 4. Haubt-Farben; Als bey denen braunen herſchet die Sanguiniſche Complexion oder das Element der Lufft; Bey denen Rappen die Melancholiſche Complexion und die Erde; Bey den Fuͤchſen/ die Choleriſche Complexion oder das Feuer/ und bey denen Weiſſen die Phlegmatiſche Complexion nebſt den Element des Waſſers. Die- ſes iſt auch der Grund aller andern Farben/ weil ſie aus dieſen als eine Schattierung abfallen/ nach- dem dieſes oder jenes Element kraͤfftig in ihnen wuͤrcket/ alſo welches Element die ſchwaͤcheſten und wenigſten Kennzeichen an den Pferde giebet/ in dem ſtecket auch die geringſte Eigenſchafft und Wuͤrckung von demſelben. Die braunen Pferde als deren Eigenſchafft Sanguiniſch/ ſind demnach freudig/ behertzt und dauerhafft/ koͤnnen auch ohne Schaden mehr Blut vergieſſen und entbehren/ als andere Pferde/ weil ſie Blut-reich ſeyn/ ſind darbey hurtig/ geſchwind/ lauffen wohl/ gern und bald/ ſeynd gehlehrig und arbeitſam. Je dunckeler die Farbe/ je kraͤfftiger ſind dieſe Eigenſchafften. Die braune Farbe wird wiederum in die dunckel- A 5

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Zitationshilfe: Schiller, Benjamin: Der geöfnete Reit-Stall. Hamburg, 1700, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_reitstall_1700/11>, abgerufen am 28.04.2024.