Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.Die Räuber, wird hoch steigen in jenem, steigend in diesem wirdin jenem zu Boden fallen. Aber was hier zeitliches Leiden war, wird dort ewiger Triumf, was hier endlicher Triumf war, wird dort ewige unendliche Verzweiflung. Franz wild auf ihn losgehend. Daß dich der Don- ner stumm mache, Lügengeist du! Jch will dir die verfluchte Zunge aus dem Munde reissen! Moser. Fühlt ihr die Last der Wahrheit so früh? Jch habe ja noch nichts von Beweisen gesagt. Laßt mich nur erst zu den Beweisen -- Franz. Schweig, geh in die Hölle mit deinen Beweisen! zernichtet wird die Seele, sag ich dir, und sollst mir nicht darauf antworten! Moser. Darum winseln auch die Geister des Abgrunds, aber der im Himmel schüttelt das Haupt. Meynt ihr, dem Arm des Vergelters im öden Reich des Nichts zu entlaufen? und führet ihr gen Himmel, so ist er da! und bettetet ihr euch in der Hölle, so ist er wieder da! #ud sprä- chet ihr zu der Nacht: verhülle mich! und zu der Finsterniß: birg mich! so mus die Finsternis leuch- ten um euch, und um den Verdammten die Mit- ternacht tagen -- aber euer unsterblicher Geist sträubt sich unter dem Wort, und siegt über den blinden Gedanken. Franz. Jch will aber nicht unsterblich seyn -- sey es, wer da will, ich wills nicht hindern. Jch will
Die Raͤuber, wird hoch ſteigen in jenem, ſteigend in dieſem wirdin jenem zu Boden fallen. Aber was hier zeitliches Leiden war, wird dort ewiger Triumf, was hier endlicher Triumf war, wird dort ewige unendliche Verzweiflung. Franz wild auf ihn losgehend. Daß dich der Don- ner ſtumm mache, Luͤgengeiſt du! Jch will dir die verfluchte Zunge aus dem Munde reiſſen! Moſer. Fuͤhlt ihr die Laſt der Wahrheit ſo fruͤh? Jch habe ja noch nichts von Beweiſen geſagt. Laßt mich nur erſt zu den Beweiſen — Franz. Schweig, geh in die Hoͤlle mit deinen Beweiſen! zernichtet wird die Seele, ſag ich dir, und ſollſt mir nicht darauf antworten! Moſer. Darum winſeln auch die Geiſter des Abgrunds, aber der im Himmel ſchuͤttelt das Haupt. Meynt ihr, dem Arm des Vergelters im oͤden Reich des Nichts zu entlaufen? und fuͤhret ihr gen Himmel, ſo iſt er da! und bettetet ihr euch in der Hoͤlle, ſo iſt er wieder da! #ud ſpraͤ- chet ihr zu der Nacht: verhuͤlle mich! und zu der Finſterniß: birg mich! ſo mus die Finſternis leuch- ten um euch, und um den Verdammten die Mit- ternacht tagen — aber euer unſterblicher Geiſt ſtraͤubt ſich unter dem Wort, und ſiegt uͤber den blinden Gedanken. Franz. Jch will aber nicht unſterblich ſeyn — ſey es, wer da will, ich wills nicht hindern. Jch will
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Die Raͤuber,
wird hoch ſteigen in jenem, ſteigend in dieſem wird
in jenem zu Boden fallen. Aber was hier zeitliches
Leiden war, wird dort ewiger Triumf, was hier
endlicher Triumf war, wird dort ewige unendliche
Verzweiflung.
Franz wild auf ihn losgehend. Daß dich der Don-
ner ſtumm mache, Luͤgengeiſt du! Jch will dir die
verfluchte Zunge aus dem Munde reiſſen!
Moſer. Fuͤhlt ihr die Laſt der Wahrheit ſo fruͤh?
Jch habe ja noch nichts von Beweiſen geſagt.
Laßt mich nur erſt zu den Beweiſen —
Franz. Schweig, geh in die Hoͤlle mit deinen
Beweiſen! zernichtet wird die Seele, ſag ich dir,
und ſollſt mir nicht darauf antworten!
Moſer. Darum winſeln auch die Geiſter des
Abgrunds, aber der im Himmel ſchuͤttelt das
Haupt. Meynt ihr, dem Arm des Vergelters im
oͤden Reich des Nichts zu entlaufen? und fuͤhret
ihr gen Himmel, ſo iſt er da! und bettetet ihr
euch in der Hoͤlle, ſo iſt er wieder da! #ud ſpraͤ-
chet ihr zu der Nacht: verhuͤlle mich! und zu der
Finſterniß: birg mich! ſo mus die Finſternis leuch-
ten um euch, und um den Verdammten die Mit-
ternacht tagen — aber euer unſterblicher Geiſt
ſtraͤubt ſich unter dem Wort, und ſiegt uͤber den
blinden Gedanken.
Franz. Jch will aber nicht unſterblich ſeyn —
ſey es, wer da will, ich wills nicht hindern. Jch
will
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Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/218>, abgerufen am 16.02.2025. |