Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.noch nicht genug ist, so will ich mich selbst ihm darbiethen. Eilen Sie zurück und sagen ihm, daß ich bereit sey, ihm die Verräther, die er mir nennen wird, auszuliefern, seiner Armee den verlangten Sold zu bezahlen, und Leben und Vermögen an die gute Sache zu sezen." Der König hatte die neuen Gesinnungen Johann Georgs nur auf die Probe stellen wollen; von dieser Aufrichtigkeit gerührt, nahm er seine harten Forderungen zurücke. "Das Mißtrauen, sagte er, welches man in mich sezte, als ich Magdeburg zu Hülfe kommen wollte, hat das meinige erweckt; das jezige Vertrauen des Churfürsten verdient, daß ich es erwiedre. Ich bin zufrieden, wenn er meiner Armee einen monatlichen Sold entrichtet, und ich hoffe, ihn auch für diese Ausgabe schadlos zu halten." Gleich nach geschlossener Allianz, ging der König über die Elbe, und vereinigte sich schon am folgenden Tage mit den Sachsen. Anstatt diese Vereinigung zu hindern, war Tilly gegen Leipzig vorgerückt, welches er aufforderte, kaiserliche Besazung einzunehmen. In Hoffnung eines schleunigen Entsazes machte der Kommendant, Hans von der Pforta, Anstalt sich zu vertheidigen, und ließ zu dem Ende die Hallische Vorstadt in die Asche legen. Aber der schlechte Zustand der Festungswerke machte den Widerstand vergeblich, und schon am zweyten Tage wurden die Thore geöffnet. Im Hause eines Todtengräbers, dem einzigen, welches in der Hallischen Vorstadt stehen geblieben war, hatte Tilly sein Quartier genommen; hier unterzeichnete er die Kapitulation, und hier wurde auch der Angriff des Königs von Schweden beschlossen. Beym Anblick der abgemahlten Schädel und Gebeine, mit denen der Besizer sein Haus geschmückt hatte, entfärbte sich Tilly. Leipzig erfuhr eine über alle Erwartung gnädige Behandlung. noch nicht genug ist, so will ich mich selbst ihm darbiethen. Eilen Sie zurück und sagen ihm, daß ich bereit sey, ihm die Verräther, die er mir nennen wird, auszuliefern, seiner Armee den verlangten Sold zu bezahlen, und Leben und Vermögen an die gute Sache zu sezen.“ Der König hatte die neuen Gesinnungen Johann Georgs nur auf die Probe stellen wollen; von dieser Aufrichtigkeit gerührt, nahm er seine harten Forderungen zurücke. „Das Mißtrauen, sagte er, welches man in mich sezte, als ich Magdeburg zu Hülfe kommen wollte, hat das meinige erweckt; das jezige Vertrauen des Churfürsten verdient, daß ich es erwiedre. Ich bin zufrieden, wenn er meiner Armee einen monatlichen Sold entrichtet, und ich hoffe, ihn auch für diese Ausgabe schadlos zu halten.“ Gleich nach geschlossener Allianz, ging der König über die Elbe, und vereinigte sich schon am folgenden Tage mit den Sachsen. Anstatt diese Vereinigung zu hindern, war Tilly gegen Leipzig vorgerückt, welches er aufforderte, kaiserliche Besazung einzunehmen. In Hoffnung eines schleunigen Entsazes machte der Kommendant, Hans von der Pforta, Anstalt sich zu vertheidigen, und ließ zu dem Ende die Hallische Vorstadt in die Asche legen. Aber der schlechte Zustand der Festungswerke machte den Widerstand vergeblich, und schon am zweyten Tage wurden die Thore geöffnet. Im Hause eines Todtengräbers, dem einzigen, welches in der Hallischen Vorstadt stehen geblieben war, hatte Tilly sein Quartier genommen; hier unterzeichnete er die Kapitulation, und hier wurde auch der Angriff des Königs von Schweden beschlossen. Beym Anblick der abgemahlten Schädel und Gebeine, mit denen der Besizer sein Haus geschmückt hatte, entfärbte sich Tilly. Leipzig erfuhr eine über alle Erwartung gnädige Behandlung. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0223" n="215"/> noch nicht genug ist, so will ich mich selbst ihm darbiethen. 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noch nicht genug ist, so will ich mich selbst ihm darbiethen. Eilen Sie zurück und sagen ihm, daß ich bereit sey, ihm die Verräther, die er mir nennen wird, auszuliefern, seiner Armee den verlangten Sold zu bezahlen, und Leben und Vermögen an die gute Sache zu sezen.“
Der König hatte die neuen Gesinnungen Johann Georgs nur auf die Probe stellen wollen; von dieser Aufrichtigkeit gerührt, nahm er seine harten Forderungen zurücke. „Das Mißtrauen, sagte er, welches man in mich sezte, als ich Magdeburg zu Hülfe kommen wollte, hat das meinige erweckt; das jezige Vertrauen des Churfürsten verdient, daß ich es erwiedre. Ich bin zufrieden, wenn er meiner Armee einen monatlichen Sold entrichtet, und ich hoffe, ihn auch für diese Ausgabe schadlos zu halten.“
Gleich nach geschlossener Allianz, ging der König über die Elbe, und vereinigte sich schon am folgenden Tage mit den Sachsen. Anstatt diese Vereinigung zu hindern, war Tilly gegen Leipzig vorgerückt, welches er aufforderte, kaiserliche Besazung einzunehmen. In Hoffnung eines schleunigen Entsazes machte der Kommendant, Hans von der Pforta, Anstalt sich zu vertheidigen, und ließ zu dem Ende die Hallische Vorstadt in die Asche legen. Aber der schlechte Zustand der Festungswerke machte den Widerstand vergeblich, und schon am zweyten Tage wurden die Thore geöffnet. Im Hause eines Todtengräbers, dem einzigen, welches in der Hallischen Vorstadt stehen geblieben war, hatte Tilly sein Quartier genommen; hier unterzeichnete er die Kapitulation, und hier wurde auch der Angriff des Königs von Schweden beschlossen. Beym Anblick der abgemahlten Schädel und Gebeine, mit denen der Besizer sein Haus geschmückt hatte, entfärbte sich Tilly. Leipzig erfuhr eine über alle Erwartung gnädige Behandlung.
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