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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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Churfürsten, gab er dem Abgesandten mit verstelltem Kaltsinn zur Antwort. Hätte er meine wiederholten Vorstellungen geachtet, so würde sein Land keinen Feind gesehen haben, und auch Magdeburg würde noch stehen. Jezt, da die höchste Noth ihm keinen andern Ausweg mehr übrig läßt, jezt wendet man sich an den König von Schweden. Aber melden Sie ihm, daß ich weit entfernt sey, um des Churfürsten von Sachsen willen mich und meine Bundsgenossen ins Verderben zu stürzen. Und wer leistet mir für die Treue eines Prinzen Gewähr, dessen Minister in Oesterreichischem Solde stehen, und der mich verlassen wird, sobald ihm der Kaiser schmeichelt, und seine Armee von den Grenzen zurück zieht? Tilly hat seitdem durch eine ansehnliche Verstärkung sein Heer vergrössert, welches mich aber nicht hindern soll, ihm herzhaft entgegen zu gehen, sobald ich nur meinen Rücken gedeckt weiß."

Der Sächsische Minister wußte auf diese Vorwürfe nichts zu antworten, als daß es am besten gethan sey, geschehene Dinge in Vergessenheit zu begraben. Er drang in den König, sich über die Bedingungen zu erklären, unter welchen er Sachsen zu Hülfe kommen wolle, und verbürgte sich im voraus für die Gewährung derselben. "Ich verlange, erwiederte Gustav, daß mir der Churfürst die Festung Wittenberg einräume, mir seinen ältesten Prinzen als Geißel übergebe, meinen Truppen einen dreymonatlichen Sold auszahle und mir die Verräther in seinem Ministerium ausliefre. Unter diesen Bedingungen bin ich bereit, ihm Beystand zu leisten."

"Nicht nur Wittenberg," rief der Churfürst, als ihm diese Antwort hinterbracht wurde, und trieb seinen Minister in das Schwedische Lager zurücke: "Nicht bloß Wittenberg, auch Torgau, ganz Sachsen soll ihm offen stehen; meine ganze Familie will ich ihm als Geißel übergeben; und, wenn ihm das

Churfürsten, gab er dem Abgesandten mit verstelltem Kaltsinn zur Antwort. Hätte er meine wiederholten Vorstellungen geachtet, so würde sein Land keinen Feind gesehen haben, und auch Magdeburg würde noch stehen. Jezt, da die höchste Noth ihm keinen andern Ausweg mehr übrig läßt, jezt wendet man sich an den König von Schweden. Aber melden Sie ihm, daß ich weit entfernt sey, um des Churfürsten von Sachsen willen mich und meine Bundsgenossen ins Verderben zu stürzen. Und wer leistet mir für die Treue eines Prinzen Gewähr, dessen Minister in Oesterreichischem Solde stehen, und der mich verlassen wird, sobald ihm der Kaiser schmeichelt, und seine Armee von den Grenzen zurück zieht? Tilly hat seitdem durch eine ansehnliche Verstärkung sein Heer vergrössert, welches mich aber nicht hindern soll, ihm herzhaft entgegen zu gehen, sobald ich nur meinen Rücken gedeckt weiß.“

Der Sächsische Minister wußte auf diese Vorwürfe nichts zu antworten, als daß es am besten gethan sey, geschehene Dinge in Vergessenheit zu begraben. Er drang in den König, sich über die Bedingungen zu erklären, unter welchen er Sachsen zu Hülfe kommen wolle, und verbürgte sich im voraus für die Gewährung derselben. „Ich verlange, erwiederte Gustav, daß mir der Churfürst die Festung Wittenberg einräume, mir seinen ältesten Prinzen als Geißel übergebe, meinen Truppen einen dreymonatlichen Sold auszahle und mir die Verräther in seinem Ministerium ausliefre. Unter diesen Bedingungen bin ich bereit, ihm Beystand zu leisten.“

„Nicht nur Wittenberg,“ rief der Churfürst, als ihm diese Antwort hinterbracht wurde, und trieb seinen Minister in das Schwedische Lager zurücke: „Nicht bloß Wittenberg, auch Torgau, ganz Sachsen soll ihm offen stehen; meine ganze Familie will ich ihm als Geißel übergeben; und, wenn ihm das

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[214/0222] Churfürsten, gab er dem Abgesandten mit verstelltem Kaltsinn zur Antwort. Hätte er meine wiederholten Vorstellungen geachtet, so würde sein Land keinen Feind gesehen haben, und auch Magdeburg würde noch stehen. Jezt, da die höchste Noth ihm keinen andern Ausweg mehr übrig läßt, jezt wendet man sich an den König von Schweden. Aber melden Sie ihm, daß ich weit entfernt sey, um des Churfürsten von Sachsen willen mich und meine Bundsgenossen ins Verderben zu stürzen. Und wer leistet mir für die Treue eines Prinzen Gewähr, dessen Minister in Oesterreichischem Solde stehen, und der mich verlassen wird, sobald ihm der Kaiser schmeichelt, und seine Armee von den Grenzen zurück zieht? Tilly hat seitdem durch eine ansehnliche Verstärkung sein Heer vergrössert, welches mich aber nicht hindern soll, ihm herzhaft entgegen zu gehen, sobald ich nur meinen Rücken gedeckt weiß.“ Der Sächsische Minister wußte auf diese Vorwürfe nichts zu antworten, als daß es am besten gethan sey, geschehene Dinge in Vergessenheit zu begraben. Er drang in den König, sich über die Bedingungen zu erklären, unter welchen er Sachsen zu Hülfe kommen wolle, und verbürgte sich im voraus für die Gewährung derselben. „Ich verlange, erwiederte Gustav, daß mir der Churfürst die Festung Wittenberg einräume, mir seinen ältesten Prinzen als Geißel übergebe, meinen Truppen einen dreymonatlichen Sold auszahle und mir die Verräther in seinem Ministerium ausliefre. Unter diesen Bedingungen bin ich bereit, ihm Beystand zu leisten.“ „Nicht nur Wittenberg,“ rief der Churfürst, als ihm diese Antwort hinterbracht wurde, und trieb seinen Minister in das Schwedische Lager zurücke: „Nicht bloß Wittenberg, auch Torgau, ganz Sachsen soll ihm offen stehen; meine ganze Familie will ich ihm als Geißel übergeben; und, wenn ihm das

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/222>, abgerufen am 24.11.2024.