Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Sogleich zog der Administrator Kriegsvölker zusammen, und fing die Feindseligkeiten voreilig an, ehe Gustav Adolph nahe genug war, ihn mit seiner Macht zu unterstüzen. Es glückte ihm, einige kaiserliche Corps in der Nachbarschaft aufzuheben, kleine Eroberungen zu machen, und sogar Halle zu überrumpeln. Aber die Annäherung eines kaiserlichen Heeres nöthigte ihn bald, in aller Eilfertigkeit und nicht ohne Verlust, den Rückweg nach Magdeburg zu nehmen. Gustav Adolph, obgleich unzufrieden über diese Voreiligkeit, schickte ihm in der Person Dietrichs von Falkenberg einen erfahrnen Offizier, um die Kriegsoperationen zu leiten, und dem Administrator mit seinem Rathe beyzustehen. Eben diesen Falkenberg ernannte der Magistrat zum Commendanten der Stadt, so lange der Krieg dauern würde. Das Heer des Prinzen sah sich von Tag zu Tag durch den Zulauf aus den benachbarten Städten vergrößert, erhielt mehrere Vortheile über die kaiserlichen Regimenter, welche dagegen geschickt wurden, und konnte mehrere Monate einen kleinen Krieg mit vielem Glücke unterhalten.

Endlich näherte sich der Graf von Pappenheim, nach beendigtem Zuge gegen den Herzog von Sachsenlauenburg, der Stadt, vertrieb in kurzer Zeit die Truppen des Administrators aus allen umliegenden Schanzen, hemmte dadurch alle Communication mit Sachsen, und schickte sich ernstlich an, die Stadt einzuschließen. Bald nach ihm kam auch Tilly, foderte den Administrator in einem drohenden Schreiben auf, sich dem Restitutionsedikt nicht länger zu widersezen, den Befehlen des Kaisers zu unterwerfen, und Magdeburg zu übergeben. Die Antwort des Prinzen war lebhaft und kühn, und bestimmte den kaiserlichen Feldherrn, ihm den Ernst der Waffen zu zeigen.

Indessen wurde die Belagerung wegen der Fortschritte des Königs von Schweden, die den

Sogleich zog der Administrator Kriegsvölker zusammen, und fing die Feindseligkeiten voreilig an, ehe Gustav Adolph nahe genug war, ihn mit seiner Macht zu unterstüzen. Es glückte ihm, einige kaiserliche Corps in der Nachbarschaft aufzuheben, kleine Eroberungen zu machen, und sogar Halle zu überrumpeln. Aber die Annäherung eines kaiserlichen Heeres nöthigte ihn bald, in aller Eilfertigkeit und nicht ohne Verlust, den Rückweg nach Magdeburg zu nehmen. Gustav Adolph, obgleich unzufrieden über diese Voreiligkeit, schickte ihm in der Person Dietrichs von Falkenberg einen erfahrnen Offizier, um die Kriegsoperationen zu leiten, und dem Administrator mit seinem Rathe beyzustehen. Eben diesen Falkenberg ernannte der Magistrat zum Commendanten der Stadt, so lange der Krieg dauern würde. Das Heer des Prinzen sah sich von Tag zu Tag durch den Zulauf aus den benachbarten Städten vergrößert, erhielt mehrere Vortheile über die kaiserlichen Regimenter, welche dagegen geschickt wurden, und konnte mehrere Monate einen kleinen Krieg mit vielem Glücke unterhalten.

Endlich näherte sich der Graf von Pappenheim, nach beendigtem Zuge gegen den Herzog von Sachsenlauenburg, der Stadt, vertrieb in kurzer Zeit die Truppen des Administrators aus allen umliegenden Schanzen, hemmte dadurch alle Communication mit Sachsen, und schickte sich ernstlich an, die Stadt einzuschließen. Bald nach ihm kam auch Tilly, foderte den Administrator in einem drohenden Schreiben auf, sich dem Restitutionsedikt nicht länger zu widersezen, den Befehlen des Kaisers zu unterwerfen, und Magdeburg zu übergeben. Die Antwort des Prinzen war lebhaft und kühn, und bestimmte den kaiserlichen Feldherrn, ihm den Ernst der Waffen zu zeigen.

Indessen wurde die Belagerung wegen der Fortschritte des Königs von Schweden, die den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0202" n="194"/>
        <p> Sogleich zog der Administrator Kriegsvölker zusammen, und fing die Feindseligkeiten           voreilig an, ehe <persName>Gustav Adolph</persName> nahe genug war, ihn mit seiner Macht zu unterstüzen. Es           glückte ihm, einige kaiserliche Corps in der Nachbarschaft aufzuheben, kleine Eroberungen           zu machen, und sogar Halle zu überrumpeln. Aber die Annäherung eines kaiserlichen Heeres           nöthigte ihn bald, in aller Eilfertigkeit und nicht ohne Verlust, den Rückweg nach           Magdeburg zu nehmen. <persName>Gustav Adolph</persName>, obgleich unzufrieden über diese Voreiligkeit, schickte           ihm in der Person Dietrichs von <hi rendition="#fr">Falkenberg</hi> einen erfahrnen           Offizier, um die Kriegsoperationen zu leiten, und dem Administrator mit seinem Rathe           beyzustehen. Eben diesen Falkenberg ernannte der Magistrat zum Commendanten der Stadt, so           lange der Krieg dauern würde. Das Heer des Prinzen sah sich von Tag zu Tag durch den           Zulauf aus den benachbarten Städten vergrößert, erhielt mehrere Vortheile über die           kaiserlichen Regimenter, welche dagegen geschickt wurden, und konnte mehrere Monate einen           kleinen Krieg mit vielem Glücke unterhalten.</p>
        <p>Endlich näherte sich der Graf von Pappenheim, nach beendigtem Zuge gegen den Herzog von           Sachsenlauenburg, der Stadt, vertrieb in kurzer Zeit die Truppen des Administrators aus           allen umliegenden Schanzen, hemmte dadurch alle Communication mit Sachsen, und schickte           sich ernstlich an, die Stadt einzuschließen. Bald nach ihm kam auch Tilly, foderte den           Administrator in einem drohenden Schreiben auf, sich dem Restitutionsedikt nicht länger zu           widersezen, den Befehlen des Kaisers zu unterwerfen, und Magdeburg zu übergeben. Die           Antwort des Prinzen war lebhaft und kühn, und bestimmte den kaiserlichen Feldherrn, ihm           den Ernst der Waffen zu zeigen.</p>
        <p>Indessen wurde die Belagerung wegen der Fortschritte des Königs von Schweden, die den
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0202] Sogleich zog der Administrator Kriegsvölker zusammen, und fing die Feindseligkeiten voreilig an, ehe Gustav Adolph nahe genug war, ihn mit seiner Macht zu unterstüzen. Es glückte ihm, einige kaiserliche Corps in der Nachbarschaft aufzuheben, kleine Eroberungen zu machen, und sogar Halle zu überrumpeln. Aber die Annäherung eines kaiserlichen Heeres nöthigte ihn bald, in aller Eilfertigkeit und nicht ohne Verlust, den Rückweg nach Magdeburg zu nehmen. Gustav Adolph, obgleich unzufrieden über diese Voreiligkeit, schickte ihm in der Person Dietrichs von Falkenberg einen erfahrnen Offizier, um die Kriegsoperationen zu leiten, und dem Administrator mit seinem Rathe beyzustehen. Eben diesen Falkenberg ernannte der Magistrat zum Commendanten der Stadt, so lange der Krieg dauern würde. Das Heer des Prinzen sah sich von Tag zu Tag durch den Zulauf aus den benachbarten Städten vergrößert, erhielt mehrere Vortheile über die kaiserlichen Regimenter, welche dagegen geschickt wurden, und konnte mehrere Monate einen kleinen Krieg mit vielem Glücke unterhalten. Endlich näherte sich der Graf von Pappenheim, nach beendigtem Zuge gegen den Herzog von Sachsenlauenburg, der Stadt, vertrieb in kurzer Zeit die Truppen des Administrators aus allen umliegenden Schanzen, hemmte dadurch alle Communication mit Sachsen, und schickte sich ernstlich an, die Stadt einzuschließen. Bald nach ihm kam auch Tilly, foderte den Administrator in einem drohenden Schreiben auf, sich dem Restitutionsedikt nicht länger zu widersezen, den Befehlen des Kaisers zu unterwerfen, und Magdeburg zu übergeben. Die Antwort des Prinzen war lebhaft und kühn, und bestimmte den kaiserlichen Feldherrn, ihm den Ernst der Waffen zu zeigen. Indessen wurde die Belagerung wegen der Fortschritte des Königs von Schweden, die den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Google books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/202
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/202>, abgerufen am 24.11.2024.