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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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Pfälzer seine Heimat, um für seinen Französischen Glaubensbruder gegen den gemeinschaftlichen Religionsfeind zu fechten. Der Französische Unterthan zieht das Schwert gegen ein Vaterland, das ihn mißhandelt, und geht hin, für Hollands Freyheit zu bluten. Jezt sieht man Schweizer gegen Schweizer, Deutsche gegen Deutsche im Streit gerüstet, um an den Ufern der Loire und der Seine die Thronfolge in Frankreich zu entscheiden. Der Däne geht über die Eider, der Schwede über den Belt, um die Ketten zu zerbrechen, die für Deutschland geschmiedet sind.

Das Religionsinteresse war es, was diese neue Sympathie der Staaten mit Staaten veranlaßte, aber die Wirkungen derselben wurden bald im politischen gefühlt. Der nehmliche Staatenbund, welcher streitfertig da stand, dem Religionszwang seiner Glieder zu steuern, sicherte sie eben dadurch vor politischer Unterdrückung, denn ohne diese war jener nicht möglich. Die Regenten hatten also die Hülfsmittel zu ihrer Selbstvertheidigung in Bereitschaft, ohne sie unter diesem Namen aufgebothen zu haben, sie hatten ihre Absicht erreicht, ohne sich mit ihren Völkern darüber verständigt zu haben. So lange eine gewaffnete Macht die Religionsfreyheit in Deutschland vertheidigte, so lange konnte kein Deutscher Kaiser die Konstitution umstoßen, und die Stände des Reichs unterdrücken; so lange eine gewaffnete Macht die Reichskonstitution bewachte, konnte die Religionsfreyheit nicht umgestürzt werden. Was den Regenten bloß als Mittel zu ihrem Zwecke wichtig war, war der Zweck ihrer Unterthanen; was der Zweck der Regenten war, war den Unterthanen das Mittel, den ihrigen zu erreichen.

Es ist sehr schwer zu sagen, was mit der Reformation, was mit der Freyheit des Deutschen Reichs wohl geworden seyn würde, wenn das gefürchtete Haus Oesterreich nicht Parthey gegen sie genommen hätte. So

Pfälzer seine Heimat, um für seinen Französischen Glaubensbruder gegen den gemeinschaftlichen Religionsfeind zu fechten. Der Französische Unterthan zieht das Schwert gegen ein Vaterland, das ihn mißhandelt, und geht hin, für Hollands Freyheit zu bluten. Jezt sieht man Schweizer gegen Schweizer, Deutsche gegen Deutsche im Streit gerüstet, um an den Ufern der Loire und der Seine die Thronfolge in Frankreich zu entscheiden. Der Däne geht über die Eider, der Schwede über den Belt, um die Ketten zu zerbrechen, die für Deutschland geschmiedet sind.

Das Religionsinteresse war es, was diese neue Sympathie der Staaten mit Staaten veranlaßte, aber die Wirkungen derselben wurden bald im politischen gefühlt. Der nehmliche Staatenbund, welcher streitfertig da stand, dem Religionszwang seiner Glieder zu steuern, sicherte sie eben dadurch vor politischer Unterdrückung, denn ohne diese war jener nicht möglich. Die Regenten hatten also die Hülfsmittel zu ihrer Selbstvertheidigung in Bereitschaft, ohne sie unter diesem Namen aufgebothen zu haben, sie hatten ihre Absicht erreicht, ohne sich mit ihren Völkern darüber verständigt zu haben. So lange eine gewaffnete Macht die Religionsfreyheit in Deutschland vertheidigte, so lange konnte kein Deutscher Kaiser die Konstitution umstoßen, und die Stände des Reichs unterdrücken; so lange eine gewaffnete Macht die Reichskonstitution bewachte, konnte die Religionsfreyheit nicht umgestürzt werden. Was den Regenten bloß als Mittel zu ihrem Zwecke wichtig war, war der Zweck ihrer Unterthanen; was der Zweck der Regenten war, war den Unterthanen das Mittel, den ihrigen zu erreichen.

Es ist sehr schwer zu sagen, was mit der Reformation, was mit der Freyheit des Deutschen Reichs wohl geworden seyn würde, wenn das gefürchtete Haus Oesterreich nicht Parthey gegen sie genommen hätte. So

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Pfälzer seine Heimat, um           für seinen Französischen Glaubensbruder gegen den gemeinschaftlichen Religionsfeind zu           fechten. Der Französische Unterthan zieht das Schwert gegen ein Vaterland, das ihn           mißhandelt, und geht hin, für Hollands Freyheit zu bluten. Jezt sieht man Schweizer gegen           Schweizer, Deutsche gegen Deutsche im Streit gerüstet, um an den Ufern der Loire und der           Seine die Thronfolge in Frankreich zu entscheiden. Der Däne geht über die Eider, der           Schwede über den Belt, um die Ketten zu zerbrechen, die für Deutschland geschmiedet           sind.</p>
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[11/0019] Pfälzer seine Heimat, um für seinen Französischen Glaubensbruder gegen den gemeinschaftlichen Religionsfeind zu fechten. Der Französische Unterthan zieht das Schwert gegen ein Vaterland, das ihn mißhandelt, und geht hin, für Hollands Freyheit zu bluten. Jezt sieht man Schweizer gegen Schweizer, Deutsche gegen Deutsche im Streit gerüstet, um an den Ufern der Loire und der Seine die Thronfolge in Frankreich zu entscheiden. Der Däne geht über die Eider, der Schwede über den Belt, um die Ketten zu zerbrechen, die für Deutschland geschmiedet sind. Das Religionsinteresse war es, was diese neue Sympathie der Staaten mit Staaten veranlaßte, aber die Wirkungen derselben wurden bald im politischen gefühlt. Der nehmliche Staatenbund, welcher streitfertig da stand, dem Religionszwang seiner Glieder zu steuern, sicherte sie eben dadurch vor politischer Unterdrückung, denn ohne diese war jener nicht möglich. Die Regenten hatten also die Hülfsmittel zu ihrer Selbstvertheidigung in Bereitschaft, ohne sie unter diesem Namen aufgebothen zu haben, sie hatten ihre Absicht erreicht, ohne sich mit ihren Völkern darüber verständigt zu haben. So lange eine gewaffnete Macht die Religionsfreyheit in Deutschland vertheidigte, so lange konnte kein Deutscher Kaiser die Konstitution umstoßen, und die Stände des Reichs unterdrücken; so lange eine gewaffnete Macht die Reichskonstitution bewachte, konnte die Religionsfreyheit nicht umgestürzt werden. Was den Regenten bloß als Mittel zu ihrem Zwecke wichtig war, war der Zweck ihrer Unterthanen; was der Zweck der Regenten war, war den Unterthanen das Mittel, den ihrigen zu erreichen. Es ist sehr schwer zu sagen, was mit der Reformation, was mit der Freyheit des Deutschen Reichs wohl geworden seyn würde, wenn das gefürchtete Haus Oesterreich nicht Parthey gegen sie genommen hätte. So

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/19>, abgerufen am 24.11.2024.