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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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Dieß hatte Wallenstein im Auge, da er dem Kaiser sein kühnes Anerbiethen that, und jezt wird es niemand mehr übertrieben finden. Je mehr man das Heer verstärkte, desto weniger durfte man um den Unterhalt desselben bekümmert seyn, denn desto mehr brachte es die widersezlichen Stände zum Zittern; je schreyender die Gewaltthätigkeiten, desto ungestrafter konnte man sie verüben. Gegen feindlich gesinnte Reichsstände hatten sie einen Schein des Rechts; gegen getreue konnte die vorgeschüzte Nothwendigkeit sie entschuldigen. Die ungleiche Vertheilung dieses Druckes verhinderte eine gefährliche Einigkeit unter den Ständen; die Erschöpfung ihrer Länder entzog ihnen zugleich die Mittel, sie zu rügen. Ganz Deutschland wurde auf diese Art ein Proviantmagazin für die Heere des Kaisers, und er konnte mit allen Territorien wie mit seinen Erblanden schalten. Allgemein war das Geschrey um Gerechtigkeit am Throne des Kaisers - aber man war vor der Selbstrache der mißhandelten Fürsten sicher, so lange sie um Gerechtigkeit riefen. Der allgemeine Unwille zertheilte sich zwischen dem Kaiser, der seinen Namen zu diesen Greueln gab, und dem Feldherrn, der seine Vollmacht überschritt, und offenbar die Autorität seines Herrn mißbrauchte. - Durch den Kaiser nahm man den Weg, um gegen seinen Feldherrn Schuz zu erhalten; aber sobald er sich durch seine Truppen allmächtig wußte, hatte Wallenstein auch den Gehorsam gegen den Kaiser abgeworfen.

Die Erschöpfung des Feindes ließ einen nahen Frieden mit Wahrscheinlichkeit erwarten; dennoch fuhr Wallenstein fort, die kaiserlichen Heere immer mehr, zulezt bis auf hundert tausend Mann, zu verstärken. Obersten- und Officierspatente ohne Zahl, ein königlicher Staat des Generals, unmäßige Verschwendungen an seine Kreaturen, (nie schenkte er unter tausend Gulden) unglaubliche Summen für

Dieß hatte Wallenstein im Auge, da er dem Kaiser sein kühnes Anerbiethen that, und jezt wird es niemand mehr übertrieben finden. Je mehr man das Heer verstärkte, desto weniger durfte man um den Unterhalt desselben bekümmert seyn, denn desto mehr brachte es die widersezlichen Stände zum Zittern; je schreyender die Gewaltthätigkeiten, desto ungestrafter konnte man sie verüben. Gegen feindlich gesinnte Reichsstände hatten sie einen Schein des Rechts; gegen getreue konnte die vorgeschüzte Nothwendigkeit sie entschuldigen. Die ungleiche Vertheilung dieses Druckes verhinderte eine gefährliche Einigkeit unter den Ständen; die Erschöpfung ihrer Länder entzog ihnen zugleich die Mittel, sie zu rügen. Ganz Deutschland wurde auf diese Art ein Proviantmagazin für die Heere des Kaisers, und er konnte mit allen Territorien wie mit seinen Erblanden schalten. Allgemein war das Geschrey um Gerechtigkeit am Throne des Kaisers – aber man war vor der Selbstrache der mißhandelten Fürsten sicher, so lange sie um Gerechtigkeit riefen. Der allgemeine Unwille zertheilte sich zwischen dem Kaiser, der seinen Namen zu diesen Greueln gab, und dem Feldherrn, der seine Vollmacht überschritt, und offenbar die Autorität seines Herrn mißbrauchte. – Durch den Kaiser nahm man den Weg, um gegen seinen Feldherrn Schuz zu erhalten; aber sobald er sich durch seine Truppen allmächtig wußte, hatte Wallenstein auch den Gehorsam gegen den Kaiser abgeworfen.

Die Erschöpfung des Feindes ließ einen nahen Frieden mit Wahrscheinlichkeit erwarten; dennoch fuhr Wallenstein fort, die kaiserlichen Heere immer mehr, zulezt bis auf hundert tausend Mann, zu verstärken. Obersten- und Officierspatente ohne Zahl, ein königlicher Staat des Generals, unmäßige Verschwendungen an seine Kreaturen, (nie schenkte er unter tausend Gulden) unglaubliche Summen für

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[143/0151] Dieß hatte Wallenstein im Auge, da er dem Kaiser sein kühnes Anerbiethen that, und jezt wird es niemand mehr übertrieben finden. Je mehr man das Heer verstärkte, desto weniger durfte man um den Unterhalt desselben bekümmert seyn, denn desto mehr brachte es die widersezlichen Stände zum Zittern; je schreyender die Gewaltthätigkeiten, desto ungestrafter konnte man sie verüben. Gegen feindlich gesinnte Reichsstände hatten sie einen Schein des Rechts; gegen getreue konnte die vorgeschüzte Nothwendigkeit sie entschuldigen. Die ungleiche Vertheilung dieses Druckes verhinderte eine gefährliche Einigkeit unter den Ständen; die Erschöpfung ihrer Länder entzog ihnen zugleich die Mittel, sie zu rügen. Ganz Deutschland wurde auf diese Art ein Proviantmagazin für die Heere des Kaisers, und er konnte mit allen Territorien wie mit seinen Erblanden schalten. Allgemein war das Geschrey um Gerechtigkeit am Throne des Kaisers – aber man war vor der Selbstrache der mißhandelten Fürsten sicher, so lange sie um Gerechtigkeit riefen. Der allgemeine Unwille zertheilte sich zwischen dem Kaiser, der seinen Namen zu diesen Greueln gab, und dem Feldherrn, der seine Vollmacht überschritt, und offenbar die Autorität seines Herrn mißbrauchte. – Durch den Kaiser nahm man den Weg, um gegen seinen Feldherrn Schuz zu erhalten; aber sobald er sich durch seine Truppen allmächtig wußte, hatte Wallenstein auch den Gehorsam gegen den Kaiser abgeworfen. Die Erschöpfung des Feindes ließ einen nahen Frieden mit Wahrscheinlichkeit erwarten; dennoch fuhr Wallenstein fort, die kaiserlichen Heere immer mehr, zulezt bis auf hundert tausend Mann, zu verstärken. Obersten- und Officierspatente ohne Zahl, ein königlicher Staat des Generals, unmäßige Verschwendungen an seine Kreaturen, (nie schenkte er unter tausend Gulden) unglaubliche Summen für

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/151>, abgerufen am 23.11.2024.