Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

als Anhänger des Königs von Dänemark, in die Reichsacht erklärt und aus ihren Staaten vertrieben. Die Deutsche Freyheit gegen widerrechtliche Eingriffe vertheidigt zu haben, wurde als ein Verbrechen behandelt, das den Verlust aller Würden und Länder nach sich zog. Und doch war alles dieß nur das Vorspiel schreyenderer Gewaltthätigkeiten, welche bald darauf folgen sollten.

Jetzt kam das Geheimniß an den Tag, auf welche Art Wallenstein seine ausschweifenden Versprechungen zu erfüllen meinte. Dem Grafen Mansfeld war es abgelernt; aber der Schüler übertraf seinen Meister. Dem Grundsaze gemäß, daß der Krieg den Krieg ernähren müsse, hatten Mansfeld und Herzog Christian mit den Brandschazungen, die sie von Freund und Feind ohne Unterschied erpreßten, die Bedürfnisse ihrer Truppen bestritten - aber diese räuberische Lebensart war auch von allem Ungemach und aller Unsicherheit des Räuberlebens begleitet. Gleich flüchtigen Dieben, mußten sie sich durch wachsame und erbitterte Feinde stehlen, von einem Ende Deutschlands zum andern fliehen, ängstlich auf die Gelegenheit lauern, und gerade die wohlhabendsten Länder meiden, weil eine stärkere Macht diese vertheidigt. Hatten Mansfeld und Herzog Christian, im Kampfe mit so furchtbaren Hindernissen, doch so erstaunlich viel gethan, was mußte sich dann nicht ausrichten lassen, wenn man aller dieser Hindernisse überhoben war! wenn die Armee, die man aufstellte, zahlreich genug war, auch den mächtigsten einzelnen Reichsstand in Furcht zu sezen - wenn der Name des Kaisers allen Gewaltthätigkeiten die Straflosigkeit versicherte - kurz - wenn man unter der höchsten Autorität im Reiche, und an der Spize eines überlegenen Heeres denselben Kriegsplan befolgte, welchen jene beyden Abentheurer auf eigne Gefahr und mit einer zusammen gelaufenen Bande in Ausübung gebracht hatten!

als Anhänger des Königs von Dänemark, in die Reichsacht erklärt und aus ihren Staaten vertrieben. Die Deutsche Freyheit gegen widerrechtliche Eingriffe vertheidigt zu haben, wurde als ein Verbrechen behandelt, das den Verlust aller Würden und Länder nach sich zog. Und doch war alles dieß nur das Vorspiel schreyenderer Gewaltthätigkeiten, welche bald darauf folgen sollten.

Jetzt kam das Geheimniß an den Tag, auf welche Art Wallenstein seine ausschweifenden Versprechungen zu erfüllen meinte. Dem Grafen Mansfeld war es abgelernt; aber der Schüler übertraf seinen Meister. Dem Grundsaze gemäß, daß der Krieg den Krieg ernähren müsse, hatten Mansfeld und Herzog Christian mit den Brandschazungen, die sie von Freund und Feind ohne Unterschied erpreßten, die Bedürfnisse ihrer Truppen bestritten – aber diese räuberische Lebensart war auch von allem Ungemach und aller Unsicherheit des Räuberlebens begleitet. Gleich flüchtigen Dieben, mußten sie sich durch wachsame und erbitterte Feinde stehlen, von einem Ende Deutschlands zum andern fliehen, ängstlich auf die Gelegenheit lauern, und gerade die wohlhabendsten Länder meiden, weil eine stärkere Macht diese vertheidigt. Hatten Mansfeld und Herzog Christian, im Kampfe mit so furchtbaren Hindernissen, doch so erstaunlich viel gethan, was mußte sich dann nicht ausrichten lassen, wenn man aller dieser Hindernisse überhoben war! wenn die Armee, die man aufstellte, zahlreich genug war, auch den mächtigsten einzelnen Reichsstand in Furcht zu sezen – wenn der Name des Kaisers allen Gewaltthätigkeiten die Straflosigkeit versicherte – kurz – wenn man unter der höchsten Autorität im Reiche, und an der Spize eines überlegenen Heeres denselben Kriegsplan befolgte, welchen jene beyden Abentheurer auf eigne Gefahr und mit einer zusammen gelaufenen Bande in Ausübung gebracht hatten!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0150" n="142"/>
als Anhänger           des Königs von Dänemark, in die Reichsacht erklärt und aus ihren Staaten vertrieben. Die           Deutsche Freyheit gegen widerrechtliche Eingriffe vertheidigt zu haben, wurde als ein           Verbrechen behandelt, das den Verlust aller Würden und Länder nach sich zog. Und doch war           alles dieß nur das Vorspiel schreyenderer Gewaltthätigkeiten, welche bald darauf folgen           sollten.</p>
        <p>Jetzt kam das Geheimniß an den Tag, auf welche Art <persName>Wallenstein</persName> seine ausschweifenden           Versprechungen zu erfüllen meinte. Dem Grafen Mansfeld war es abgelernt; aber der Schüler           übertraf seinen Meister. Dem Grundsaze gemäß, daß der Krieg den Krieg ernähren müsse,           hatten Mansfeld und Herzog Christian mit den Brandschazungen, die sie von Freund und Feind           ohne Unterschied erpreßten, die Bedürfnisse ihrer Truppen bestritten &#x2013; aber diese           räuberische Lebensart war auch von allem Ungemach und aller Unsicherheit des Räuberlebens           begleitet. Gleich flüchtigen Dieben, mußten sie sich durch wachsame und erbitterte Feinde           stehlen, von einem Ende Deutschlands zum andern fliehen, ängstlich auf die Gelegenheit           lauern, und gerade die wohlhabendsten Länder meiden, weil eine stärkere Macht diese           vertheidigt. Hatten Mansfeld und Herzog Christian, im Kampfe mit so furchtbaren           Hindernissen, doch so erstaunlich viel gethan, was mußte sich dann nicht ausrichten           lassen, wenn man aller dieser Hindernisse überhoben war! wenn die Armee, die man           aufstellte, zahlreich genug war, auch den mächtigsten einzelnen Reichsstand in Furcht zu           sezen &#x2013; wenn der Name des Kaisers allen Gewaltthätigkeiten die Straflosigkeit versicherte           &#x2013; kurz &#x2013; wenn man unter der höchsten Autorität im Reiche, und an der Spize eines           überlegenen Heeres <hi rendition="#fr">denselben</hi> Kriegsplan befolgte, welchen jene           beyden Abentheurer auf eigne Gefahr und mit einer zusammen gelaufenen Bande in Ausübung           gebracht hatten!</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[142/0150] als Anhänger des Königs von Dänemark, in die Reichsacht erklärt und aus ihren Staaten vertrieben. Die Deutsche Freyheit gegen widerrechtliche Eingriffe vertheidigt zu haben, wurde als ein Verbrechen behandelt, das den Verlust aller Würden und Länder nach sich zog. Und doch war alles dieß nur das Vorspiel schreyenderer Gewaltthätigkeiten, welche bald darauf folgen sollten. Jetzt kam das Geheimniß an den Tag, auf welche Art Wallenstein seine ausschweifenden Versprechungen zu erfüllen meinte. Dem Grafen Mansfeld war es abgelernt; aber der Schüler übertraf seinen Meister. Dem Grundsaze gemäß, daß der Krieg den Krieg ernähren müsse, hatten Mansfeld und Herzog Christian mit den Brandschazungen, die sie von Freund und Feind ohne Unterschied erpreßten, die Bedürfnisse ihrer Truppen bestritten – aber diese räuberische Lebensart war auch von allem Ungemach und aller Unsicherheit des Räuberlebens begleitet. Gleich flüchtigen Dieben, mußten sie sich durch wachsame und erbitterte Feinde stehlen, von einem Ende Deutschlands zum andern fliehen, ängstlich auf die Gelegenheit lauern, und gerade die wohlhabendsten Länder meiden, weil eine stärkere Macht diese vertheidigt. Hatten Mansfeld und Herzog Christian, im Kampfe mit so furchtbaren Hindernissen, doch so erstaunlich viel gethan, was mußte sich dann nicht ausrichten lassen, wenn man aller dieser Hindernisse überhoben war! wenn die Armee, die man aufstellte, zahlreich genug war, auch den mächtigsten einzelnen Reichsstand in Furcht zu sezen – wenn der Name des Kaisers allen Gewaltthätigkeiten die Straflosigkeit versicherte – kurz – wenn man unter der höchsten Autorität im Reiche, und an der Spize eines überlegenen Heeres denselben Kriegsplan befolgte, welchen jene beyden Abentheurer auf eigne Gefahr und mit einer zusammen gelaufenen Bande in Ausübung gebracht hatten!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Google books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/150
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/150>, abgerufen am 01.05.2024.