Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite
schaft nach und der silberne Mond ist am End nur
der Kuppler gewesen.

Frau. Sieh doch nur erst die prächtigen Bücher
an, die der Herr Major ins Haus geschaft haben.
Deine Tochter betet auch immer draus.

Miller. (pfeift) Hui da! Betet! Du hast den
Wiz davon. Die rohe Kraftbrühen der Natur sind
Ihro Gnaden zartem Makronenmagen noch zu hart.
-- Er muß sie erst in der höllischen Pestilenzküche der
Bellatristen künstlich aufkochen lassen. Ins Feuer
mit dem Quark. Da saugt mir das Mädel -- weiß
Gott was als für? -- überhimmlische Alfanze-
reien ein, das läuft dann wie spanische Muken ins
Blut und wirft mir die Handvoll Christentum noch
gar auseinander, die der Vater mit knapper Noth
so so noch zusammen hielt. Ins Feuer sag ich. Das
Mädel sezt sich alles Teufels Gezeug in den Kopf;
über all dem Herumschwänzen in der Schlaraffen-
welt findet's zulezt seine Heimat nicht mehr, vergißt,
schämt sich, daß sein Vater Miller der Geiger ist,
und verschlägt mir am End einen wakern ehrbaren
Schwiegersohn, der sich so warm in meine Kundschaft
hineingesezt hätte -- -- Nein! Gott verdamm mich
(er springt auf, hizig) Gleich muß die Pastete auf den
Heerd, und dem Major -- ja ja dem Major will
ich weisen, wo Meister Zimmermann das Loch ge-
macht hat. (er will fort.)
Frau.
ſchaft nach und der ſilberne Mond iſt am End nur
der Kuppler geweſen.

Frau. Sieh doch nur erſt die praͤchtigen Buͤcher
an, die der Herr Major ins Haus geſchaft haben.
Deine Tochter betet auch immer draus.

Miller. (pfeift) Hui da! Betet! Du haſt den
Wiz davon. Die rohe Kraftbruͤhen der Natur ſind
Ihro Gnaden zartem Makronenmagen noch zu hart.
— Er muß ſie erſt in der hoͤlliſchen Peſtilenzkuͤche der
Bellatriſten kuͤnſtlich aufkochen laſſen. Ins Feuer
mit dem Quark. Da ſaugt mir das Maͤdel — weiß
Gott was als fuͤr? — uͤberhimmliſche Alfanze-
reien ein, das laͤuft dann wie ſpaniſche Muken ins
Blut und wirft mir die Handvoll Chriſtentum noch
gar auseinander, die der Vater mit knapper Noth
ſo ſo noch zuſammen hielt. Ins Feuer ſag ich. Das
Maͤdel ſezt ſich alles Teufels Gezeug in den Kopf;
uͤber all dem Herumſchwaͤnzen in der Schlaraffen-
welt findet's zulezt ſeine Heimat nicht mehr, vergißt,
ſchaͤmt ſich, daß ſein Vater Miller der Geiger iſt,
und verſchlaͤgt mir am End einen wakern ehrbaren
Schwiegerſohn, der ſich ſo warm in meine Kundſchaft
hineingeſezt haͤtte — — Nein! Gott verdamm mich
(er ſpringt auf, hizig) Gleich muß die Paſtete auf den
Heerd, und dem Major — ja ja dem Major will
ich weiſen, wo Meiſter Zimmermann das Loch ge-
macht hat. (er will fort.)
Frau.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#MIL">
            <p><pb facs="#f0008" n="4"/>
&#x017F;chaft nach und der &#x017F;ilberne Mond i&#x017F;t am End nur<lb/>
der Kuppler gewe&#x017F;en.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#FMI">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Frau.</hi> </speaker>
            <p>Sieh doch nur er&#x017F;t die pra&#x0364;chtigen Bu&#x0364;cher<lb/>
an, die der Herr Major ins Haus ge&#x017F;chaft haben.<lb/>
Deine Tochter betet auch immer draus.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#MIL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Miller.</hi> </speaker>
            <p><stage>(pfeift)</stage> Hui da! Betet! Du ha&#x017F;t den<lb/>
Wiz davon. Die rohe Kraftbru&#x0364;hen der Natur &#x017F;ind<lb/>
Ihro Gnaden zartem Makronenmagen noch zu hart.<lb/>
&#x2014; Er muß &#x017F;ie er&#x017F;t in der ho&#x0364;lli&#x017F;chen Pe&#x017F;tilenzku&#x0364;che der<lb/>
Bellatri&#x017F;ten ku&#x0364;n&#x017F;tlich aufkochen la&#x017F;&#x017F;en. Ins Feuer<lb/>
mit dem Quark. Da &#x017F;augt mir das Ma&#x0364;del &#x2014; weiß<lb/>
Gott was als fu&#x0364;r? &#x2014; u&#x0364;berhimmli&#x017F;che Alfanze-<lb/>
reien ein, das la&#x0364;uft dann wie &#x017F;pani&#x017F;che Muken ins<lb/>
Blut und wirft mir die Handvoll Chri&#x017F;tentum noch<lb/>
gar auseinander, die der Vater mit knapper Noth<lb/>
&#x017F;o &#x017F;o noch zu&#x017F;ammen hielt. Ins Feuer &#x017F;ag ich. Das<lb/>
Ma&#x0364;del &#x017F;ezt &#x017F;ich alles Teufels Gezeug in den Kopf;<lb/>
u&#x0364;ber all dem Herum&#x017F;chwa&#x0364;nzen in der Schlaraffen-<lb/>
welt findet's zulezt &#x017F;eine Heimat nicht mehr, vergißt,<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;mt &#x017F;ich, daß &#x017F;ein Vater Miller der Geiger i&#x017F;t,<lb/>
und ver&#x017F;chla&#x0364;gt mir am End einen wakern ehrbaren<lb/>
Schwieger&#x017F;ohn, der &#x017F;ich &#x017F;o warm in meine Kund&#x017F;chaft<lb/>
hineinge&#x017F;ezt ha&#x0364;tte &#x2014; &#x2014; Nein! Gott verdamm mich<lb/><stage>(er &#x017F;pringt auf, hizig)</stage> Gleich muß die Pa&#x017F;tete auf den<lb/>
Heerd, und dem Major &#x2014; ja ja dem Major will<lb/>
ich wei&#x017F;en, wo Mei&#x017F;ter Zimmermann das Loch ge-<lb/>
macht hat. <stage>(er will fort.)</stage></p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Frau.</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[4/0008] ſchaft nach und der ſilberne Mond iſt am End nur der Kuppler geweſen. Frau. Sieh doch nur erſt die praͤchtigen Buͤcher an, die der Herr Major ins Haus geſchaft haben. Deine Tochter betet auch immer draus. Miller. (pfeift) Hui da! Betet! Du haſt den Wiz davon. Die rohe Kraftbruͤhen der Natur ſind Ihro Gnaden zartem Makronenmagen noch zu hart. — Er muß ſie erſt in der hoͤlliſchen Peſtilenzkuͤche der Bellatriſten kuͤnſtlich aufkochen laſſen. Ins Feuer mit dem Quark. Da ſaugt mir das Maͤdel — weiß Gott was als fuͤr? — uͤberhimmliſche Alfanze- reien ein, das laͤuft dann wie ſpaniſche Muken ins Blut und wirft mir die Handvoll Chriſtentum noch gar auseinander, die der Vater mit knapper Noth ſo ſo noch zuſammen hielt. Ins Feuer ſag ich. Das Maͤdel ſezt ſich alles Teufels Gezeug in den Kopf; uͤber all dem Herumſchwaͤnzen in der Schlaraffen- welt findet's zulezt ſeine Heimat nicht mehr, vergißt, ſchaͤmt ſich, daß ſein Vater Miller der Geiger iſt, und verſchlaͤgt mir am End einen wakern ehrbaren Schwiegerſohn, der ſich ſo warm in meine Kundſchaft hineingeſezt haͤtte — — Nein! Gott verdamm mich (er ſpringt auf, hizig) Gleich muß die Paſtete auf den Heerd, und dem Major — ja ja dem Major will ich weiſen, wo Meiſter Zimmermann das Loch ge- macht hat. (er will fort.) Frau.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/8
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/8>, abgerufen am 19.04.2024.