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Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784.

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Lady. Um so weniger wird hier gelogen seyn
-- Hurrah Herr Hofmarschall! Es wird eine Stelle
vakant. Gut Wetter für Kuppler (da der Marschall ei-
nen zweifelhaften Blik auf den Zettel wirft)
Lesen Sie,
lesen Sie! -- Es ist mein Wille, daß der Inhalt nicht
unter vier Augen bleibe.

Hofmarschall. (ließt; unterdessen sammeln sich die
Bedienten der Lady im Hintergrund)

"Gnädigster Herr,
"Ein Vertrag, den Sie so leichtsinnig bra-
"chen, kann Mich nicht mehr binden. Die Glük-
"seligkeit Ihres Landes war die Bedingung meiner
"Liebe. Drei Jahre währte der Betrug. Die Binde
"fällt mir von den Augen; ich verabscheue Gunstbe-
"zeugungen, die von den Tränen der Unterthanen
"triefen. -- Schenken Sie die Liebe, die ich Ihnen
"nicht mehr erwiedern kann, ihrem weinenden Lan-
"de, und lernen von einer brittischen Fürstin Er-
"barmen gegen Ihr teutsches Volk. In einer
"Stunde bin ich über der Gränze.

Johanna Norfolk.
Alle Bediente. (murmeln bestürzt durcheinander)
Ueber der Gränze?

Hofmarschall. (legt die Charte erschroken auf den
Tisch)
Behüte der Himmel, meine Beste und Gnä-
dige! Den Ueberbringer müßte der Hals eben so
jüken, als der Schreiberin.

Lady. Das ist deine Sorge du Goldmann --
Leider weiß ich es, daß Du und Deinesgleichen am
Nach-
Lady. Um ſo weniger wird hier gelogen ſeyn
— Hurrah Herr Hofmarſchall! Es wird eine Stelle
vakant. Gut Wetter fuͤr Kuppler (da der Marſchall ei-
nen zweifelhaften Blik auf den Zettel wirft)
Leſen Sie,
leſen Sie! — Es iſt mein Wille, daß der Inhalt nicht
unter vier Augen bleibe.

Hofmarſchall. (ließt; unterdeſſen ſammeln ſich die
Bedienten der Lady im Hintergrund)

„Gnaͤdigſter Herr,
„Ein Vertrag, den Sie ſo leichtſinnig bra-
„chen, kann Mich nicht mehr binden. Die Gluͤk-
„ſeligkeit Ihres Landes war die Bedingung meiner
„Liebe. Drei Jahre waͤhrte der Betrug. Die Binde
„faͤllt mir von den Augen; ich verabſcheue Gunſtbe-
„zeugungen, die von den Traͤnen der Unterthanen
„triefen. — Schenken Sie die Liebe, die ich Ihnen
„nicht mehr erwiedern kann, ihrem weinenden Lan-
„de, und lernen von einer brittiſchen Fuͤrſtin Er-
„barmen gegen Ihr teutſches Volk. In einer
„Stunde bin ich uͤber der Graͤnze.

Johanna Norfolk.
Alle Bediente. (murmeln beſtuͤrzt durcheinander)
Ueber der Graͤnze?

Hofmarſchall. (legt die Charte erſchroken auf den
Tiſch)
Behuͤte der Himmel, meine Beſte und Gnaͤ-
dige! Den Ueberbringer muͤßte der Hals eben ſo
juͤken, als der Schreiberin.

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Leider weiß ich es, daß Du und Deinesgleichen am
Nach-
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[125/0129] Lady. Um ſo weniger wird hier gelogen ſeyn — Hurrah Herr Hofmarſchall! Es wird eine Stelle vakant. Gut Wetter fuͤr Kuppler (da der Marſchall ei- nen zweifelhaften Blik auf den Zettel wirft) Leſen Sie, leſen Sie! — Es iſt mein Wille, daß der Inhalt nicht unter vier Augen bleibe. Hofmarſchall. (ließt; unterdeſſen ſammeln ſich die Bedienten der Lady im Hintergrund) „Gnaͤdigſter Herr, „Ein Vertrag, den Sie ſo leichtſinnig bra- „chen, kann Mich nicht mehr binden. Die Gluͤk- „ſeligkeit Ihres Landes war die Bedingung meiner „Liebe. Drei Jahre waͤhrte der Betrug. Die Binde „faͤllt mir von den Augen; ich verabſcheue Gunſtbe- „zeugungen, die von den Traͤnen der Unterthanen „triefen. — Schenken Sie die Liebe, die ich Ihnen „nicht mehr erwiedern kann, ihrem weinenden Lan- „de, und lernen von einer brittiſchen Fuͤrſtin Er- „barmen gegen Ihr teutſches Volk. In einer „Stunde bin ich uͤber der Graͤnze. Johanna Norfolk. Alle Bediente. (murmeln beſtuͤrzt durcheinander) Ueber der Graͤnze? Hofmarſchall. (legt die Charte erſchroken auf den Tiſch) Behuͤte der Himmel, meine Beſte und Gnaͤ- dige! Den Ueberbringer muͤßte der Hals eben ſo juͤken, als der Schreiberin. Lady. Das iſt deine Sorge du Goldmann — Leider weiß ich es, daß Du und Deinesgleichen am Nach-

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/129>, abgerufen am 24.11.2024.