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Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789.

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gegenüber, bezogen, weil es dem Prinzen im Moh¬
ren zu eng wurde. Unsre Suite hat sich um
zwölf Köpfe vermehrt, Pagen, Mohren, Hei¬
ducken, u. d. m. -- Alles geht jezt in's Große. Sie
haben während Ihres Hierseyns über Aufwand ge¬
klagt -- jezt sollten Sie erst sehen!

Unsre innern Verhältnisse sind noch die alten --
außer, daß der Prinz, der durch Ihre Gegenwart
nicht mehr in Schranken gehalten wird, wo mög¬
lich noch einsylbiger und frostiger gegen uns gewor¬
den ist, und daß wir ihn jezt außer dem An- und
Auskleiden wenig haben. Unter dem Vorwand, daß
wir das Französische schlecht und das Italienische
gar nicht reden, weiß er uns von seinen mehre¬
sten Gesellschaften auszuschließen, wodurch er mir
für meine Person eben keine große Kränkung an¬
thut; aber ich glaube, das Wahre davon einzuse¬
hen: er schämt sich unsrer -- und das schmerzt
mich, das haben wir nicht verdient.

Von unsern Leuten (weil Sie doch alle Klei¬
nigkeiten wissen wollen) bedient er sich jezt fast ganz
allein des Biondello, den er, wie Sie wissen, nach
Entweichung unsers Jägers in seine Dienste nahm,
und der ihm jezt bey dieser neuen Lebensart ganz
unentbehrlich geworden ist. Der Mensch kennt
alles in Venedig, und alles weiß er zu gebrauchen.
Es ist nicht anders, als wenn er tausend Augen
hätte, tausend Hände in Bewegung setzen könnte.
Er bewerkstellige dieses mit Hülfe der Gondoliers,
sagt er. Dem Prinzen kommt er dadurch ungemein

zu

gegenüber, bezogen, weil es dem Prinzen im Moh¬
ren zu eng wurde. Unſre Suite hat ſich um
zwölf Köpfe vermehrt, Pagen, Mohren, Hei¬
ducken, u. d. m. — Alles geht jezt in’s Große. Sie
haben während Ihres Hierſeyns über Aufwand ge¬
klagt — jezt ſollten Sie erſt ſehen!

Unſre innern Verhältniſſe ſind noch die alten —
außer, daß der Prinz, der durch Ihre Gegenwart
nicht mehr in Schranken gehalten wird, wo mög¬
lich noch einſylbiger und froſtiger gegen uns gewor¬
den iſt, und daß wir ihn jezt außer dem An- und
Auskleiden wenig haben. Unter dem Vorwand, daß
wir das Franzöſiſche ſchlecht und das Italieniſche
gar nicht reden, weiß er uns von ſeinen mehre¬
ſten Geſellſchaften auszuſchließen, wodurch er mir
für meine Perſon eben keine große Kränkung an¬
thut; aber ich glaube, das Wahre davon einzuſe¬
hen: er ſchämt ſich unſrer — und das ſchmerzt
mich, das haben wir nicht verdient.

Von unſern Leuten (weil Sie doch alle Klei¬
nigkeiten wiſſen wollen) bedient er ſich jezt faſt ganz
allein des Biondello, den er, wie Sie wiſſen, nach
Entweichung unſers Jägers in ſeine Dienſte nahm,
und der ihm jezt bey dieſer neuen Lebensart ganz
unentbehrlich geworden iſt. Der Menſch kennt
alles in Venedig, und alles weiß er zu gebrauchen.
Es iſt nicht anders, als wenn er tauſend Augen
hätte, tauſend Hände in Bewegung ſetzen könnte.
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ſagt er. Dem Prinzen kommt er dadurch ungemein

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[108/0116] gegenüber, bezogen, weil es dem Prinzen im Moh¬ ren zu eng wurde. Unſre Suite hat ſich um zwölf Köpfe vermehrt, Pagen, Mohren, Hei¬ ducken, u. d. m. — Alles geht jezt in’s Große. Sie haben während Ihres Hierſeyns über Aufwand ge¬ klagt — jezt ſollten Sie erſt ſehen! Unſre innern Verhältniſſe ſind noch die alten — außer, daß der Prinz, der durch Ihre Gegenwart nicht mehr in Schranken gehalten wird, wo mög¬ lich noch einſylbiger und froſtiger gegen uns gewor¬ den iſt, und daß wir ihn jezt außer dem An- und Auskleiden wenig haben. Unter dem Vorwand, daß wir das Franzöſiſche ſchlecht und das Italieniſche gar nicht reden, weiß er uns von ſeinen mehre¬ ſten Geſellſchaften auszuſchließen, wodurch er mir für meine Perſon eben keine große Kränkung an¬ thut; aber ich glaube, das Wahre davon einzuſe¬ hen: er ſchämt ſich unſrer — und das ſchmerzt mich, das haben wir nicht verdient. Von unſern Leuten (weil Sie doch alle Klei¬ nigkeiten wiſſen wollen) bedient er ſich jezt faſt ganz allein des Biondello, den er, wie Sie wiſſen, nach Entweichung unſers Jägers in ſeine Dienſte nahm, und der ihm jezt bey dieſer neuen Lebensart ganz unentbehrlich geworden iſt. Der Menſch kennt alles in Venedig, und alles weiß er zu gebrauchen. Es iſt nicht anders, als wenn er tauſend Augen hätte, tauſend Hände in Bewegung ſetzen könnte. Er bewerkſtellige dieſes mit Hülfe der Gondoliers, ſagt er. Dem Prinzen kommt er dadurch ungemein zu

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_geisterseher_1789/116>, abgerufen am 25.11.2024.