diesen außerordentlichen Aufwand in die Länge fort¬ zuführen.
Der Prinz von **d**, wie man sagt, ist in Geschäften des *** Ordens hier, wobey er sich einbildet, eine wichtige Rolle zu spielen. Daß er von allen Bekanntschaften unsers Prinzen sogleich Besitz genommen haben werde, können Sie sich leicht einbilden. In den Bucentauro besonders ist er mit Pomp eingeführt worden, da es ihm seit einiger Zeit beliebt hat, den witzigen Kopf und den starken Geist zu spielen, wie er sich denn auch in seinen Correspondenzen, deren er in allen Weltgegenden unterhält, nur den Prince philosophe nennen läßt. Ich weiß nicht, ob Sie je das Glück gehabt haben, ihn zu sehen. Ein vielversprechendes Aeußre, beschäftigte Augen, eine Miene voll Kunst¬ verständigkeit, viel Prunk von Lektüre, viel erworbene Natur, (vergönnen Sie mir dieses Wort) und eine fürstliche Herablassung zu Men¬ schengefühlen, dabey eine heroische Zuversicht auf sich selbst, und eine alles niedersprechende Bered¬ samkeit. Wer könnte bey so glänzenden Eigenschaf¬ ten einer K. H. seine Huldigung versagen? Wie indessen der stille wortarme und gründliche Werth unsers Prinzen neben dieser schreyenden Vortreff¬ lichkeit auskommen wird, muß der Ausgang lehren.
In unsrer Einrichtung sind seit der Zeit viele und große Veränderungen geschehen. Wir haben ein neues prächtiges Haus, der neuen Prokuratie
gegen¬
dieſen außerordentlichen Aufwand in die Länge fort¬ zuführen.
Der Prinz von **d**, wie man ſagt, iſt in Geſchäften des *** Ordens hier, wobey er ſich einbildet, eine wichtige Rolle zu ſpielen. Daß er von allen Bekanntſchaften unſers Prinzen ſogleich Beſitz genommen haben werde, können Sie ſich leicht einbilden. In den Bucentauro beſonders iſt er mit Pomp eingeführt worden, da es ihm ſeit einiger Zeit beliebt hat, den witzigen Kopf und den ſtarken Geiſt zu ſpielen, wie er ſich denn auch in ſeinen Correſpondenzen, deren er in allen Weltgegenden unterhält, nur den Prince philoſophe nennen läßt. Ich weiß nicht, ob Sie je das Glück gehabt haben, ihn zu ſehen. Ein vielverſprechendes Aeußre, beſchäftigte Augen, eine Miene voll Kunſt¬ verſtändigkeit, viel Prunk von Lektüre, viel erworbene Natur, (vergönnen Sie mir dieſes Wort) und eine fürſtliche Herablaſſung zu Men¬ ſchengefühlen, dabey eine heroiſche Zuverſicht auf ſich ſelbſt, und eine alles niederſprechende Bered¬ ſamkeit. Wer könnte bey ſo glänzenden Eigenſchaf¬ ten einer K. H. ſeine Huldigung verſagen? Wie indeſſen der ſtille wortarme und gründliche Werth unſers Prinzen neben dieſer ſchreyenden Vortreff¬ lichkeit auskommen wird, muß der Ausgang lehren.
In unſrer Einrichtung ſind ſeit der Zeit viele und große Veränderungen geſchehen. Wir haben ein neues prächtiges Haus, der neuen Prokuratie
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dieſen außerordentlichen Aufwand in die Länge fort¬
zuführen.
Der Prinz von **d**, wie man ſagt, iſt
in Geſchäften des *** Ordens hier, wobey er
ſich einbildet, eine wichtige Rolle zu ſpielen. Daß
er von allen Bekanntſchaften unſers Prinzen ſogleich
Beſitz genommen haben werde, können Sie ſich leicht
einbilden. In den Bucentauro beſonders iſt er mit
Pomp eingeführt worden, da es ihm ſeit einiger
Zeit beliebt hat, den witzigen Kopf und den ſtarken
Geiſt zu ſpielen, wie er ſich denn auch in ſeinen
Correſpondenzen, deren er in allen Weltgegenden
unterhält, nur den Prince philoſophe nennen
läßt. Ich weiß nicht, ob Sie je das Glück gehabt
haben, ihn zu ſehen. Ein vielverſprechendes
Aeußre, beſchäftigte Augen, eine Miene voll Kunſt¬
verſtändigkeit, viel Prunk von Lektüre, viel
erworbene Natur, (vergönnen Sie mir dieſes
Wort) und eine fürſtliche Herablaſſung zu Men¬
ſchengefühlen, dabey eine heroiſche Zuverſicht auf
ſich ſelbſt, und eine alles niederſprechende Bered¬
ſamkeit. Wer könnte bey ſo glänzenden Eigenſchaf¬
ten einer K. H. ſeine Huldigung verſagen? Wie
indeſſen der ſtille wortarme und gründliche Werth
unſers Prinzen neben dieſer ſchreyenden Vortreff¬
lichkeit auskommen wird, muß der Ausgang
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In unſrer Einrichtung ſind ſeit der Zeit viele
und große Veränderungen geſchehen. Wir haben
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Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_geisterseher_1789/115>, abgerufen am 22.07.2024.
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