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Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.

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Dom Karlos.
Daß ich gefangen bin, war seiner Freundschaft
durchdachtes Werk. Mich zu erretten, schrieb
er an Oranien den Brief -- O Gott!
er war die erste Lüge seines Lebens!
Mich zu erretten, warf er sich dem Tod,
den er erlitten hat, entgegen. Sie
beschenkten ihn mit Ihrer Gunst -- er starb
für mich! -- Ihr Herz, Ihr königlich
Vertrauen -- Ihre Freundschaft drangen Sie
ihm auf,
Ihr Zepter war das Spielwerk seiner Hände,
er warf es hin, und starb für mich!

Der König steht ohne Bewegung, den Blick start
auf den Boden geheftet. Alle Granden sehen betreten
und furchtsam auf ihn.

Und war
es möglich? Dieser groben Lüge konnten
Sie Glauben schenken? Wie gering' mußt' er
Sie schätzen, da er's unternahm, bei Ihnen
mit diesem plumpen Gaukelspiel zu reichen!
Um seine Freundschaft wagten Sie zu buhlen,
und unterlagen dieser leichten Probe!
O nein -- nein, das war nichts für Sie.
Das war
kein Mensch für Sie! Das wußt' er selbst
recht gut,
als er mit allen Kronen Sie verstoßen.
Dom Karlos.
Daß ich gefangen bin, war ſeiner Freundſchaft
durchdachtes Werk. Mich zu erretten, ſchrieb
er an Oranien den Brief — O Gott!
er war die erſte Lüge ſeines Lebens!
Mich zu erretten, warf er ſich dem Tod,
den er erlitten hat, entgegen. Sie
beſchenkten ihn mit Ihrer Gunſt — er ſtarb
für mich! — Ihr Herz, Ihr königlich
Vertrauen — Ihre Freundſchaft drangen Sie
ihm auf,
Ihr Zepter war das Spielwerk ſeiner Hände,
er warf es hin, und ſtarb für mich!

Der König ſteht ohne Bewegung, den Blick ſtart
auf den Boden geheftet. Alle Granden ſehen betreten
und furchtſam auf ihn.

Und war
es möglich? Dieſer groben Lüge konnten
Sie Glauben ſchenken? Wie gering’ mußt’ er
Sie ſchätzen, da er’s unternahm, bei Ihnen
mit dieſem plumpen Gaukelſpiel zu reichen!
Um ſeine Freundſchaft wagten Sie zu buhlen,
und unterlagen dieſer leichten Probe!
O nein — nein, das war nichts für Sie.
Das war
kein Menſch für Sie! Das wußt’ er ſelbſt
recht gut,
als er mit allen Kronen Sie verſtoßen.
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[446/0458] Dom Karlos. Daß ich gefangen bin, war ſeiner Freundſchaft durchdachtes Werk. Mich zu erretten, ſchrieb er an Oranien den Brief — O Gott! er war die erſte Lüge ſeines Lebens! Mich zu erretten, warf er ſich dem Tod, den er erlitten hat, entgegen. Sie beſchenkten ihn mit Ihrer Gunſt — er ſtarb für mich! — Ihr Herz, Ihr königlich Vertrauen — Ihre Freundſchaft drangen Sie ihm auf, Ihr Zepter war das Spielwerk ſeiner Hände, er warf es hin, und ſtarb für mich! Der König ſteht ohne Bewegung, den Blick ſtart auf den Boden geheftet. Alle Granden ſehen betreten und furchtſam auf ihn. Und war es möglich? Dieſer groben Lüge konnten Sie Glauben ſchenken? Wie gering’ mußt’ er Sie ſchätzen, da er’s unternahm, bei Ihnen mit dieſem plumpen Gaukelſpiel zu reichen! Um ſeine Freundſchaft wagten Sie zu buhlen, und unterlagen dieſer leichten Probe! O nein — nein, das war nichts für Sie. Das war kein Menſch für Sie! Das wußt’ er ſelbſt recht gut, als er mit allen Kronen Sie verſtoßen.

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/458>, abgerufen am 25.11.2024.