Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Dritter Akt. Ihr seid vermählt?Seid Vater? Ja? Lerma. Ja, Ihro Majestät. König. Vermählt, und könnt es wagen, eine Nacht bei Euerm Herrn zu wachen? Euer Haar ist silbergrau und Ihr erröthet nicht, an Eures Weibes Redlichkeit zu glauben? O geht nach Hause. Eben trefft Ihr sie in Eures Sohns blutschändrischer Umarmung. Glaubt Euerm König, geht -- -- Ihr steht bestürzt? Ihr seht mich mit Bedeutung an? -- Weil ich, ich selber etwa graue Haare trage? Unglücklicher, besinnt Euch. Königinnen beflecken ihre Tugend nicht. Ihr seid des Todes, wenn Ihr zweifelt -- -- Lerma mit Hitze. Wer kann das? In allen Staaten meines Königs wer ist frech genug, mit giftigem Verdacht die engelreine Tugend anzuhauchen? die beste Königinn so tief -- Dritter Akt. Ihr ſeid vermählt?Seid Vater? Ja? Lerma. Ja, Ihro Majeſtät. König. Vermählt, und könnt es wagen, eine Nacht bei Euerm Herrn zu wachen? Euer Haar iſt ſilbergrau und Ihr erröthet nicht, an Eures Weibes Redlichkeit zu glauben? O geht nach Hauſe. Eben trefft Ihr ſie in Eures Sohns blutſchändriſcher Umarmung. Glaubt Euerm König, geht — — Ihr ſteht beſtürzt? Ihr ſeht mich mit Bedeutung an? — Weil ich, ich ſelber etwa graue Haare trage? Unglücklicher, beſinnt Euch. Königinnen beflecken ihre Tugend nicht. Ihr ſeid des Todes, wenn Ihr zweifelt — — Lerma mit Hitze. Wer kann das? In allen Staaten meines Königs wer iſt frech genug, mit giftigem Verdacht die engelreine Tugend anzuhauchen? die beſte Königinn ſo tief — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#KOENIG"> <pb facs="#f0233" n="221"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Dritter Akt</hi>.</fw><lb/> <p><hi rendition="#et">Ihr ſeid vermählt?</hi><lb/> Seid Vater? Ja?</p> </sp><lb/> <sp who="#LER"> <speaker><hi rendition="#g">Lerma</hi>.</speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Ja, Ihro Majeſtät.</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker><lb/> <p>Vermählt, und könnt es wagen, eine Nacht<lb/> bei Euerm Herrn zu wachen? Euer Haar<lb/> iſt ſilbergrau und Ihr erröthet nicht,<lb/> an Eures Weibes Redlichkeit zu glauben?<lb/> O geht nach Hauſe. Eben trefft Ihr ſie<lb/> in Eures Sohns blutſchändriſcher Umarmung.<lb/> Glaubt Euerm König, geht — — Ihr ſteht<lb/> beſtürzt?<lb/> Ihr ſeht mich mit Bedeutung an? — Weil<lb/> ich,<lb/> ich ſelber etwa graue Haare trage?<lb/> Unglücklicher, beſinnt Euch. Königinnen<lb/> beflecken ihre Tugend nicht. Ihr ſeid<lb/> des Todes, wenn Ihr zweifelt — —</p> </sp><lb/> <sp who="#LER"> <speaker> <hi rendition="#g">Lerma</hi> </speaker> <stage>mit Hitze.</stage><lb/> <p><hi rendition="#et">Wer kann das?</hi><lb/> In allen Staaten meines Königs wer<lb/> iſt frech genug, mit giftigem Verdacht<lb/> die engelreine Tugend anzuhauchen?<lb/> die beſte Königinn ſo tief —</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [221/0233]
Dritter Akt.
Ihr ſeid vermählt?
Seid Vater? Ja?
Lerma.
Ja, Ihro Majeſtät.
König.
Vermählt, und könnt es wagen, eine Nacht
bei Euerm Herrn zu wachen? Euer Haar
iſt ſilbergrau und Ihr erröthet nicht,
an Eures Weibes Redlichkeit zu glauben?
O geht nach Hauſe. Eben trefft Ihr ſie
in Eures Sohns blutſchändriſcher Umarmung.
Glaubt Euerm König, geht — — Ihr ſteht
beſtürzt?
Ihr ſeht mich mit Bedeutung an? — Weil
ich,
ich ſelber etwa graue Haare trage?
Unglücklicher, beſinnt Euch. Königinnen
beflecken ihre Tugend nicht. Ihr ſeid
des Todes, wenn Ihr zweifelt — —
Lerma mit Hitze.
Wer kann das?
In allen Staaten meines Königs wer
iſt frech genug, mit giftigem Verdacht
die engelreine Tugend anzuhauchen?
die beſte Königinn ſo tief —
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Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/233>, abgerufen am 16.02.2025. |