Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Zweiter Akt. Zu Ihrem Trost setz' ich hinzu: Sie habennicht Theil an dieser Sünde. Auch wahr- haftig die Kirche nicht, obschon Sie mir bewiesen, daß Fälle möglich wären, wo die Kirche sogar die Körper ihrer jungen Töchter für höh're Zwecke zu verbrauchen wüßte. Auch diese nicht -- Dergleichen fromme Gründe, ehrwürd'ger Herr, sind mir zu hoch -- Domingo. Sehr gerne Prinzessinn, nehm' ich sie zurück, sobald sie überflüssig waren. Prinzessinn. Bitten Sie von meinetwegen den Monarchen, ja in dieser Handlung Mich nicht zu verkennen. Was ich gewesen, bin ich noch. Die Lage der Dinge nur hat seitdem sich verwandelt. Als ich sein Anerbieten mit Entrüstung zurücke stieß, da glaubt' ich im Besitze der schönsten Königinn ihn glücklich -- glaubte die treue Gattinn meines Opfers werth. Zweiter Akt. Zu Ihrem Troſt ſetz’ ich hinzu: Sie habennicht Theil an dieſer Sünde. Auch wahr- haftig die Kirche nicht, obſchon Sie mir bewieſen, daß Fälle möglich wären, wo die Kirche ſogar die Körper ihrer jungen Töchter für höh’re Zwecke zu verbrauchen wüßte. Auch dieſe nicht — Dergleichen fromme Gründe, ehrwürd’ger Herr, ſind mir zu hoch — Domingo. Sehr gerne Prinzeſſinn, nehm’ ich ſie zurück, ſobald ſie überflüſſig waren. Prinzeſſinn. Bitten Sie von meinetwegen den Monarchen, ja in dieſer Handlung Mich nicht zu verkennen. Was ich geweſen, bin ich noch. Die Lage der Dinge nur hat ſeitdem ſich verwandelt. Als ich ſein Anerbieten mit Entrüſtung zurücke ſtieß, da glaubt’ ich im Beſitze der ſchönſten Königinn ihn glücklich — glaubte die treue Gattinn meines Opfers werth. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#EBO"> <p><pb facs="#f0197" n="187"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweiter Akt.</hi></fw><lb/> Zu Ihrem Troſt ſetz’ ich hinzu: <hi rendition="#g">Sie</hi> haben<lb/> nicht Theil an dieſer Sünde. Auch wahr-<lb/> haftig<lb/> die Kirche nicht, obſchon Sie mir bewieſen,<lb/> daß Fälle möglich wären, wo die Kirche<lb/> ſogar die Körper ihrer jungen Töchter<lb/> für höh’re Zwecke zu verbrauchen wüßte.<lb/> Auch dieſe nicht — Dergleichen fromme<lb/> Gründe,<lb/> ehrwürd’ger Herr, ſind mir zu hoch —</p> </sp><lb/> <sp who="#DOMI"> <speaker> <hi rendition="#g">Domingo.</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Sehr gerne</hi><lb/> Prinzeſſinn, nehm’ ich ſie zurück, ſobald<lb/> ſie überflüſſig waren.</p> </sp><lb/> <sp who="#EBO"> <speaker> <hi rendition="#g">Prinzeſſinn.</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Bitten Sie</hi><lb/> von meinetwegen den Monarchen, ja<lb/> in dieſer Handlung Mich nicht zu verkennen.<lb/> Was ich geweſen, bin ich noch. Die Lage<lb/> der Dinge nur hat ſeitdem ſich verwandelt.<lb/> Als ich ſein Anerbieten mit Entrüſtung<lb/> zurücke ſtieß, da glaubt’ ich im Beſitze<lb/> der ſchönſten Königinn ihn <hi rendition="#g">glücklich</hi> —<lb/> glaubte<lb/> die treue Gattinn meines Opfers werth.<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [187/0197]
Zweiter Akt.
Zu Ihrem Troſt ſetz’ ich hinzu: Sie haben
nicht Theil an dieſer Sünde. Auch wahr-
haftig
die Kirche nicht, obſchon Sie mir bewieſen,
daß Fälle möglich wären, wo die Kirche
ſogar die Körper ihrer jungen Töchter
für höh’re Zwecke zu verbrauchen wüßte.
Auch dieſe nicht — Dergleichen fromme
Gründe,
ehrwürd’ger Herr, ſind mir zu hoch —
Domingo.
Sehr gerne
Prinzeſſinn, nehm’ ich ſie zurück, ſobald
ſie überflüſſig waren.
Prinzeſſinn.
Bitten Sie
von meinetwegen den Monarchen, ja
in dieſer Handlung Mich nicht zu verkennen.
Was ich geweſen, bin ich noch. Die Lage
der Dinge nur hat ſeitdem ſich verwandelt.
Als ich ſein Anerbieten mit Entrüſtung
zurücke ſtieß, da glaubt’ ich im Beſitze
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glaubte
die treue Gattinn meines Opfers werth.
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