Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite
Dom Karlos.
Sie gab ihm eine Tochter -- O wer weiß
was in der Zeiten Hintergrunde schlummert? --
Domingo.
Sie spotten meiner, Prinz. Ganz Spanien
vergöttert seine Königinn -- Sie sollten
nur mit des Hasses Augen sie betrachten?
Bei ihrem Anblick nur die Klugheit hören?
Wie, Prinz? Die schönste Frau auf dieser Welt,
beim ersten Blick Monarchinn ohne Krone,
kaum zwei und zwanzig Frühlingen entflogen,
und Königinn -- und ehmals ihre Braut?
Unmöglich Prinz! Unglaublich! Nimmer-
mehr!
Wo alles liebt kann Karl allein nicht hassen,
so seltsam widerspricht sich Karlos nicht.
Verwahren Sie Sich Prinz, daß sie es nie
wie sehr sie ihrem Sohn mißfällt erfahre,
die Nachricht würde schmerzen.
Karlos.
Glauben Sie?
Domingo.
Wenn Eure Hoheit sich des letzteren
Turniers zu Saragossa noch entsinnen,
wo unsern Herrn ein Lanzensplitter streifte --
Die Königinn mit ihren Damen saß
Dom Karlos.
Sie gab ihm eine Tochter — O wer weiß
was in der Zeiten Hintergrunde ſchlummert? —
Domingo.
Sie ſpotten meiner, Prinz. Ganz Spanien
vergöttert ſeine Königinn — Sie ſollten
nur mit des Haſſes Augen ſie betrachten?
Bei ihrem Anblick nur die Klugheit hören?
Wie, Prinz? Die ſchönſte Frau auf dieſer Welt,
beim erſten Blick Monarchinn ohne Krone,
kaum zwei und zwanzig Frühlingen entflogen,
und Königinn — und ehmals ihre Braut?
Unmöglich Prinz! Unglaublich! Nimmer-
mehr!
Wo alles liebt kann Karl allein nicht haſſen,
ſo ſeltſam widerſpricht ſich Karlos nicht.
Verwahren Sie Sich Prinz, daß ſie es nie
wie ſehr ſie ihrem Sohn mißfällt erfahre,
die Nachricht würde ſchmerzen.
Karlos.
Glauben Sie?
Domingo.
Wenn Eure Hoheit ſich des letzteren
Turniers zu Saragoſſa noch entſinnen,
wo unſern Herrn ein Lanzenſplitter ſtreifte —
Die Königinn mit ihren Damen ſaß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#KAR">
              <p><pb facs="#f0016" n="6"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Dom Karlos</hi>.</fw><lb/>
Sie gab ihm eine Tochter &#x2014; O wer weiß<lb/>
was in der Zeiten Hintergrunde &#x017F;chlummert? &#x2014;</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#DOMI">
              <speaker><hi rendition="#g">Domingo</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Sie &#x017F;potten meiner, Prinz. Ganz Spanien<lb/>
vergöttert &#x017F;eine Königinn &#x2014; <hi rendition="#g">Sie</hi> &#x017F;ollten<lb/>
nur mit des Ha&#x017F;&#x017F;es Augen &#x017F;ie betrachten?<lb/>
Bei ihrem Anblick nur die Klugheit hören?<lb/>
Wie, Prinz? Die &#x017F;chön&#x017F;te Frau auf die&#x017F;er Welt,<lb/>
beim er&#x017F;ten Blick Monarchinn ohne Krone,<lb/>
kaum zwei und zwanzig Frühlingen entflogen,<lb/>
und Königinn &#x2014; und ehmals ihre Braut?<lb/>
Unmöglich Prinz! Unglaublich! Nimmer-<lb/>
mehr!<lb/>
Wo alles liebt kann Karl allein nicht ha&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;elt&#x017F;am wider&#x017F;pricht &#x017F;ich Karlos nicht.<lb/>
Verwahren Sie Sich Prinz, daß &#x017F;ie es nie<lb/>
wie &#x017F;ehr &#x017F;ie ihrem Sohn mißfällt erfahre,<lb/>
die Nachricht würde &#x017F;chmerzen.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#KAR">
              <speaker><hi rendition="#g">Karlos</hi>.</speaker><lb/>
              <p> <hi rendition="#et">Glauben Sie?</hi> </p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#DOMI">
              <speaker><hi rendition="#g">Domingo</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Wenn Eure Hoheit &#x017F;ich des letzteren<lb/>
Turniers zu Sarago&#x017F;&#x017F;a noch ent&#x017F;innen,<lb/>
wo un&#x017F;ern Herrn ein Lanzen&#x017F;plitter &#x017F;treifte &#x2014;<lb/>
Die Königinn mit ihren Damen &#x017F;<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0016] Dom Karlos. Sie gab ihm eine Tochter — O wer weiß was in der Zeiten Hintergrunde ſchlummert? — Domingo. Sie ſpotten meiner, Prinz. Ganz Spanien vergöttert ſeine Königinn — Sie ſollten nur mit des Haſſes Augen ſie betrachten? Bei ihrem Anblick nur die Klugheit hören? Wie, Prinz? Die ſchönſte Frau auf dieſer Welt, beim erſten Blick Monarchinn ohne Krone, kaum zwei und zwanzig Frühlingen entflogen, und Königinn — und ehmals ihre Braut? Unmöglich Prinz! Unglaublich! Nimmer- mehr! Wo alles liebt kann Karl allein nicht haſſen, ſo ſeltſam widerſpricht ſich Karlos nicht. Verwahren Sie Sich Prinz, daß ſie es nie wie ſehr ſie ihrem Sohn mißfällt erfahre, die Nachricht würde ſchmerzen. Karlos. Glauben Sie? Domingo. Wenn Eure Hoheit ſich des letzteren Turniers zu Saragoſſa noch entſinnen, wo unſern Herrn ein Lanzenſplitter ſtreifte — Die Königinn mit ihren Damen ſaß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/16
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/16>, abgerufen am 23.11.2024.