Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweiter Akt.
Prinzessinn
vor Erstaunen von ihm weggehend und ihn eine Zeit
lang aus der Entfernung beobachtend.

Nein, nein, das ist zu viel -- Bei Gott! das
war
noch nie erhört seit Menschen-Angedenken.
Mein Senkblei fällt in's Unermeßliche.
Ich bin erschöpft -- all meine Proben gleiten
von diesem schlangenglatten Sonderling.

Sie schweigt einige Augenblicke.
Doch wie? -- Wär's ungeheurer Männerstolz,
der nur, sich desto süßer zu ergetzen,
die Blödigkeit als Larve brauchte? -- Ja?

Sie nähert sich dem Prinzen wieder, und betrachtet ihn
zweifelhaft.

Belehren Sie mich endlich, Prinz -- Ich
stehe
vor einem zauberisch verschloßnen Schrank,
wo alle meine Schlüssel mich betrügen.
Karlos.
Wie ich vor Ihnen.
Pause.
Zweiter Akt.
Prinzeſſinn
vor Erſtaunen von ihm weggehend und ihn eine Zeit
lang aus der Entfernung beobachtend.

Nein, nein, das iſt zu viel — Bei Gott! das
war
noch nie erhört ſeit Menſchen-Angedenken.
Mein Senkblei fällt in’s Unermeßliche.
Ich bin erſchöpft — all meine Proben gleiten
von dieſem ſchlangenglatten Sonderling.

Sie ſchweigt einige Augenblicke.
Doch wie? — Wär’s ungeheurer Männerſtolz,
der nur, ſich deſto ſüßer zu ergetzen,
die Blödigkeit als Larve brauchte? — Ja?

Sie nähert ſich dem Prinzen wieder, und betrachtet ihn
zweifelhaft.

Belehren Sie mich endlich, Prinz — Ich
ſtehe
vor einem zauberiſch verſchloßnen Schrank,
wo alle meine Schlüſſel mich betrügen.
Karlos.
Wie ich vor Ihnen.
Pauſe.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0159" n="149"/>
            <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweiter Akt</hi>.</fw><lb/>
            <sp who="#EBO">
              <speaker> <hi rendition="#g">Prinze&#x017F;&#x017F;inn</hi> </speaker><lb/>
              <stage>vor Er&#x017F;taunen von ihm weggehend und ihn eine Zeit<lb/>
lang aus der Entfernung beobachtend.</stage><lb/>
              <p>Nein, nein, das i&#x017F;t zu viel &#x2014; Bei Gott! das<lb/>
war<lb/>
noch nie erhört &#x017F;eit Men&#x017F;chen-Angedenken.<lb/>
Mein Senkblei fällt in&#x2019;s Unermeßliche.<lb/>
Ich bin er&#x017F;chöpft &#x2014; all meine Proben gleiten<lb/>
von die&#x017F;em &#x017F;chlangenglatten Sonderling.</p><lb/>
              <stage>Sie &#x017F;chweigt einige Augenblicke.</stage><lb/>
              <p>Doch wie? &#x2014; Wär&#x2019;s ungeheurer Männer&#x017F;tolz,<lb/>
der nur, &#x017F;ich de&#x017F;to &#x017F;üßer zu ergetzen,<lb/>
die Blödigkeit als Larve brauchte? &#x2014; Ja?</p><lb/>
              <stage>Sie nähert &#x017F;ich dem Prinzen wieder, und betrachtet ihn<lb/>
zweifelhaft.</stage><lb/>
              <p>Belehren <hi rendition="#g">Sie</hi> mich endlich, Prinz &#x2014; Ich<lb/>
&#x017F;tehe<lb/>
vor einem zauberi&#x017F;ch ver&#x017F;chloßnen Schrank,<lb/>
wo alle meine Schlü&#x017F;&#x017F;el mich betrügen.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#KAR">
              <speaker><hi rendition="#g">Karlos</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Wie ich vor Ihnen.</p><lb/>
              <stage>Pau&#x017F;e.</stage>
            </sp><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0159] Zweiter Akt. Prinzeſſinn vor Erſtaunen von ihm weggehend und ihn eine Zeit lang aus der Entfernung beobachtend. Nein, nein, das iſt zu viel — Bei Gott! das war noch nie erhört ſeit Menſchen-Angedenken. Mein Senkblei fällt in’s Unermeßliche. Ich bin erſchöpft — all meine Proben gleiten von dieſem ſchlangenglatten Sonderling. Sie ſchweigt einige Augenblicke. Doch wie? — Wär’s ungeheurer Männerſtolz, der nur, ſich deſto ſüßer zu ergetzen, die Blödigkeit als Larve brauchte? — Ja? Sie nähert ſich dem Prinzen wieder, und betrachtet ihn zweifelhaft. Belehren Sie mich endlich, Prinz — Ich ſtehe vor einem zauberiſch verſchloßnen Schrank, wo alle meine Schlüſſel mich betrügen. Karlos. Wie ich vor Ihnen. Pauſe.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/159
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/159>, abgerufen am 24.04.2024.