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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.

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Achtes Buch.
"Das Volck wies mit der Hand, und gaffte mit dem Mund,
"Das Wunder war zu groß, das ihm vor Augen stund,
"Als es des Himmels Kreiß, das weite Land gesehen,
360"Wie sich der Sonne Licht, der Mond, die Sterne drehen.
"Wer bracht ihm dazumahl den Grund der Wahrheit bey?
"Wer lehrt' es, was die Welt, der Mensch, der Himmel sey?
"Die Gabe meiner Kunst erklärte solche Fragen:
"Jch wußte dem Geschlecht den Spiegel vorzutragen,
365"Jn welchem es ersah, wie sich der Mond bewegt;
"Wie durch der Sonne Lauf die Zeit zu wechseln pflegt;
"Wie sich Natur und Kunst zu seinem Wohl bemühen;
"Wie Menschen aus dem Grund die Lebens-Nahrung ziehen.
"Der Künste Wohlgeschmack, der guten Sitten Werth,
370"Ward diesem wilden Volck durch meine Kunst gelehrt.
"Jch schmeichelte der Wuth, womit es anfangs tobte,
"Biß es besänftiget mein kluges Singen lobte,
"Und allgemach das Herz der Bügsamkeit ergab,
"Nach der ich den Gesang gestimmt, begeistert hab.
375"Das ist der Urbeginn der Menschen Wissenheiten,
"Die man von Volck zu Volck getrachtet auszubreiten.


[Spaltenumbruch] 375.
"Weit
375. Die Poesie ist unstreitig die
erste Wissenschaft aller Völcker. Die
GOttes-Gelehrte/ Weltweise/ Staats-
Leute und Rechts-Verständige in den
ersten Zeiten waren Dichter. Dieses be-
[Spaltenumbruch] weisen die Poeten der Griechen/ die Ma-
gi
der Perser/ die Skalder der Nor-
männer/ und die Barden der Celten,
Beitten/ Gallier und Deutschen. Steph.
Joh. Stephanius not. in Sax. Gramm. f.
12.
Achtes Buch.
„Das Volck wies mit der Hand, und gaffte mit dem Mund,
„Das Wunder war zu groß, das ihm vor Augen ſtund,
„Als es des Himmels Kreiß, das weite Land geſehen,
360„Wie ſich der Sonne Licht, der Mond, die Sterne drehen.
„Wer bracht ihm dazumahl den Grund der Wahrheit bey?
„Wer lehrt’ es, was die Welt, der Menſch, der Himmel ſey?
„Die Gabe meiner Kunſt erklaͤrte ſolche Fragen:
„Jch wußte dem Geſchlecht den Spiegel vorzutragen,
365„Jn welchem es erſah, wie ſich der Mond bewegt;
„Wie durch der Sonne Lauf die Zeit zu wechſeln pflegt;
„Wie ſich Natur und Kunſt zu ſeinem Wohl bemuͤhen;
„Wie Menſchen aus dem Grund die Lebens-Nahrung ziehen.
„Der Kuͤnſte Wohlgeſchmack, der guten Sitten Werth,
370„Ward dieſem wilden Volck durch meine Kunſt gelehrt.
„Jch ſchmeichelte der Wuth, womit es anfangs tobte,
„Biß es beſaͤnftiget mein kluges Singen lobte,
„Und allgemach das Herz der Buͤgſamkeit ergab,
„Nach der ich den Geſang geſtimmt, begeiſtert hab.
375„Das iſt der Urbeginn der Menſchen Wiſſenheiten,
„Die man von Volck zu Volck getrachtet auszubreiten.


[Spaltenumbruch] 375.
„Weit
375. Die Poeſie iſt unſtreitig die
erſte Wiſſenſchaft aller Voͤlcker. Die
GOttes-Gelehrte/ Weltweiſe/ Staats-
Leute und Rechts-Verſtaͤndige in den
erſten Zeiten waren Dichter. Dieſes be-
[Spaltenumbruch] weiſen die Poeten der Griechen/ die Ma-
gi
der Perſer/ die Skalder der Nor-
maͤnner/ und die Barden der Celten,
Beitten/ Gallier und Deutſchen. Steph.
Joh. Stephanius not. in Sax. Gram̃. f.
12.
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[0049] Achtes Buch. „Das Volck wies mit der Hand, und gaffte mit dem Mund, „Das Wunder war zu groß, das ihm vor Augen ſtund, „Als es des Himmels Kreiß, das weite Land geſehen, „Wie ſich der Sonne Licht, der Mond, die Sterne drehen. „Wer bracht ihm dazumahl den Grund der Wahrheit bey? „Wer lehrt’ es, was die Welt, der Menſch, der Himmel ſey? „Die Gabe meiner Kunſt erklaͤrte ſolche Fragen: „Jch wußte dem Geſchlecht den Spiegel vorzutragen, „Jn welchem es erſah, wie ſich der Mond bewegt; „Wie durch der Sonne Lauf die Zeit zu wechſeln pflegt; „Wie ſich Natur und Kunſt zu ſeinem Wohl bemuͤhen; „Wie Menſchen aus dem Grund die Lebens-Nahrung ziehen. „Der Kuͤnſte Wohlgeſchmack, der guten Sitten Werth, „Ward dieſem wilden Volck durch meine Kunſt gelehrt. „Jch ſchmeichelte der Wuth, womit es anfangs tobte, „Biß es beſaͤnftiget mein kluges Singen lobte, „Und allgemach das Herz der Buͤgſamkeit ergab, „Nach der ich den Geſang geſtimmt, begeiſtert hab. „Das iſt der Urbeginn der Menſchen Wiſſenheiten, „Die man von Volck zu Volck getrachtet auszubreiten. „Weit 375. 375. Die Poeſie iſt unſtreitig die erſte Wiſſenſchaft aller Voͤlcker. Die GOttes-Gelehrte/ Weltweiſe/ Staats- Leute und Rechts-Verſtaͤndige in den erſten Zeiten waren Dichter. Dieſes be- weiſen die Poeten der Griechen/ die Ma- gi der Perſer/ die Skalder der Nor- maͤnner/ und die Barden der Celten, Beitten/ Gallier und Deutſchen. Steph. Joh. Stephanius not. in Sax. Gram̃. f. 12.

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/49>, abgerufen am 21.11.2024.