Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.Theresiade "So danckt man meiner Lust das kluge Staats-Gesaz,"Von dem die Einigkeit, der Völcker größter Schaz, "Ruh, Ordnung, Sicherheit, Glück, Heil und Wohl entspriessen; 340"So lehrt' ich, wie der Feind von Freunden auszuschliessen. "Vernehmt, erstaunt und hört was meine Kunst vermag, "O nicht vergeßlicher mit Gold bemerckter Tag! "Durch meiner Cither Kraft lehrt' ich ein Volck zu siegen, "Das Lanze, Schwert und Schild schon zwey Mahl mußte schmiegen. 345"Jch sunge dessen Furcht mit solcher Regung vor, "Daß es die Rach ergriff, Zaghaftigkeit verlohr, "Den Muth, die Stirn erhob, noch einen Kampf zu wagen, "Jch wünscht' es, es geschah; der Gegner ward geschlagen. "Wer hat durch ein Gedicht das rauhe Volck gelehrt, 350"Warum ein Mensch die Macht des Himmels fürchtet, ehrt? "Was Krieg und Friede sey? was Recht? was ein Geseze? "Was GOtt und die Natur in unsre Sinnen eze? "Wie ward der Tugend Werth demselben angezeigt? "Wie ward es endlich mir und anderen geneigt? 355"Jch bin der Urbeginn, aus welchem alles flosse, "Was nach und nach die Welt mit Wohlfart übergosse. [Spaltenumbruch] 348. "Das 348. Die Lacedaemonier gaben den
Messeniern den Dichter Tyrtaeum zum Heerführer/ welcher durch seinen Gesang das Volck in solchen Muth sezte/ daß es [Spaltenumbruch] den bereits sieghaften Feind in der drit- ten Schlacht überwand. Dieses gescha- he im 3ten Jahr der 24. Olymp. vor ohngefähr 2432. Jahren. Plato de Leg. Thereſiade „So danckt man meiner Luſt das kluge Staats-Geſaz,„Von dem die Einigkeit, der Voͤlcker groͤßter Schaz, „Ruh, Ordnung, Sicherheit, Gluͤck, Heil und Wohl entſprieſſen; 340„So lehrt’ ich, wie der Feind von Freunden auszuſchlieſſen. „Vernehmt, erſtaunt und hoͤrt was meine Kunſt vermag, „O nicht vergeßlicher mit Gold bemerckter Tag! „Durch meiner Cither Kraft lehrt’ ich ein Volck zu ſiegen, „Das Lanze, Schwert und Schild ſchon zwey Mahl mußte ſchmiegen. 345„Jch ſunge deſſen Furcht mit ſolcher Regung vor, „Daß es die Rach ergriff, Zaghaftigkeit verlohr, „Den Muth, die Stirn erhob, noch einen Kampf zu wagen, „Jch wuͤnſcht’ es, es geſchah; der Gegner ward geſchlagen. „Wer hat durch ein Gedicht das rauhe Volck gelehrt, 350„Warum ein Menſch die Macht des Himmels fuͤrchtet, ehrt? „Was Krieg und Friede ſey? was Recht? was ein Geſeze? „Was GOtt und die Natur in unſre Sinnen eze? „Wie ward der Tugend Werth demſelben angezeigt? „Wie ward es endlich mir und anderen geneigt? 355„Jch bin der Urbeginn, aus welchem alles floſſe, „Was nach und nach die Welt mit Wohlfart uͤbergoſſe. [Spaltenumbruch] 348. „Das 348. Die Lacedæmonier gaben den
Meſſeniern den Dichter Tyrtæum zum Heerfuͤhrer/ welcher durch ſeinen Geſang das Volck in ſolchen Muth ſezte/ daß es [Spaltenumbruch] den bereits ſieghaften Feind in der drit- ten Schlacht uͤberwand. Dieſes geſcha- he im 3ten Jahr der 24. Olymp. vor ohngefaͤhr 2432. Jahren. Plato de Leg. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0048"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Thereſiade</hi> </fw><lb/> <l>„So danckt man meiner Luſt das kluge Staats-Geſaz,</l><lb/> <l>„Von dem die Einigkeit, der Voͤlcker groͤßter Schaz,</l><lb/> <l>„Ruh, Ordnung, Sicherheit, Gluͤck, Heil und Wohl entſprieſſen;</l><lb/> <l><note place="left">340</note>„So lehrt’ ich, wie der Feind von Freunden auszuſchlieſſen.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <l>„Vernehmt, erſtaunt und hoͤrt was meine Kunſt vermag,</l><lb/> <l>„O nicht vergeßlicher mit Gold bemerckter Tag!</l><lb/> <l>„Durch meiner Cither Kraft lehrt’ ich ein Volck zu ſiegen,</l><lb/> <l>„Das Lanze, Schwert und Schild ſchon zwey Mahl mußte ſchmiegen.</l><lb/> <l><note place="left">345</note>„Jch ſunge deſſen Furcht mit ſolcher Regung vor,</l><lb/> <l>„Daß es die Rach ergriff, Zaghaftigkeit verlohr,</l><lb/> <l>„Den Muth, die Stirn erhob, noch einen Kampf zu wagen,</l><lb/> <l>„Jch wuͤnſcht’ es, es geſchah; der Gegner ward geſchlagen.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <l>„Wer hat durch ein Gedicht das rauhe Volck gelehrt,</l><lb/> <l><note place="left">350</note>„Warum ein Menſch die Macht des Himmels fuͤrchtet, ehrt?</l><lb/> <l>„Was Krieg und Friede ſey? was Recht? was ein Geſeze?</l><lb/> <l>„Was GOtt und die Natur in unſre Sinnen eze?</l><lb/> <l>„Wie ward der Tugend Werth demſelben angezeigt?</l><lb/> <l>„Wie ward es endlich mir und anderen geneigt?</l><lb/> <l><note place="left">355</note>„Jch bin der Urbeginn, aus welchem alles floſſe,</l><lb/> <l>„Was nach und nach die Welt mit Wohlfart uͤbergoſſe.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">„Das</fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <note place="foot" n="348.">Die <hi rendition="#aq">Lacedæmoni</hi>er gaben den<lb/><hi rendition="#aq">Meſſeni</hi>ern den Dichter <hi rendition="#aq">Tyrtæum</hi> zum<lb/> Heerfuͤhrer/ welcher durch ſeinen Geſang<lb/> das Volck in ſolchen Muth ſezte/ daß es<lb/><cb/> den bereits ſieghaften Feind in der drit-<lb/> ten Schlacht uͤberwand. Dieſes geſcha-<lb/> he im 3ten Jahr der 24. <hi rendition="#aq">Olymp.</hi> vor<lb/> ohngefaͤhr 2432. Jahren. <hi rendition="#aq">Plato de Leg.</hi></note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0048]
Thereſiade
„So danckt man meiner Luſt das kluge Staats-Geſaz,
„Von dem die Einigkeit, der Voͤlcker groͤßter Schaz,
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„So lehrt’ ich, wie der Feind von Freunden auszuſchlieſſen.
„Vernehmt, erſtaunt und hoͤrt was meine Kunſt vermag,
„O nicht vergeßlicher mit Gold bemerckter Tag!
„Durch meiner Cither Kraft lehrt’ ich ein Volck zu ſiegen,
„Das Lanze, Schwert und Schild ſchon zwey Mahl mußte ſchmiegen.
„Jch ſunge deſſen Furcht mit ſolcher Regung vor,
„Daß es die Rach ergriff, Zaghaftigkeit verlohr,
„Den Muth, die Stirn erhob, noch einen Kampf zu wagen,
„Jch wuͤnſcht’ es, es geſchah; der Gegner ward geſchlagen.
„Wer hat durch ein Gedicht das rauhe Volck gelehrt,
„Warum ein Menſch die Macht des Himmels fuͤrchtet, ehrt?
„Was Krieg und Friede ſey? was Recht? was ein Geſeze?
„Was GOtt und die Natur in unſre Sinnen eze?
„Wie ward der Tugend Werth demſelben angezeigt?
„Wie ward es endlich mir und anderen geneigt?
„Jch bin der Urbeginn, aus welchem alles floſſe,
„Was nach und nach die Welt mit Wohlfart uͤbergoſſe.
„Das
348.
348. Die Lacedæmonier gaben den
Meſſeniern den Dichter Tyrtæum zum
Heerfuͤhrer/ welcher durch ſeinen Geſang
das Volck in ſolchen Muth ſezte/ daß es
den bereits ſieghaften Feind in der drit-
ten Schlacht uͤberwand. Dieſes geſcha-
he im 3ten Jahr der 24. Olymp. vor
ohngefaͤhr 2432. Jahren. Plato de Leg.
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