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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.

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Drittes Buch.
175"Doch es sey fern von mir, euch etwas abzusprechen;
"Fern, euern Amts-Verdienst und Tugend-Werth zu schwächen.

Hier ward sie still, wie wann sie noch Bedencken trug;
Weil sie ganz zweifelhaft die Augen nieder schlug.
Doch fuhr sie wieder fort: "Und wie kan ich mich rühmen,
180"Daß mir vielleicht der Platz des Frieses soll geziemen?
"Nein: dieß ist nicht mein Ziel; dann ich verlange nicht,
"Daß man zu meinem Ruhm ein Ehren-Werck erricht.
"Entschließt ihr einen Bau, so bauet GOtt zu Ehren,
"Er ists, dem Glück und Sieg, und Kron und Thron gehören.
185"Erzähl' ich meinen Dienst, so such' ich keinen Ruhm;
"Jch schmückte nur mein Haupt mit fremdem Eigenthum.
"So will ich zwar, was ich gewircket habe, zeigen;
"Jedoch nur, nicht den Schutz des Himmels zu verschweigen.
"Jn den Bedrängnissen, in dem verlaßnen Stand,
190"Jn dem Theresia von Anfang sich befand;
"Wer wollt' es dazumahl, uns Rath zu geben, wagen?
"war nicht der Feind schon da, den Abzug anzusagen?
"Jch sahe nah und fern desselben Krieges-Schaar,
"Die mehr mit Feur und Schwert, als Recht bewaffnet war:
195"Da lief ich unverweilt vor allen andern Dingen,
"Uns bey dem Himmel Hilff und Beystand aufzubringen:
"Dann, wo wir hingesehn, sagt an! was fanden wir?
"War nicht der Untergang des Hauses vor der Thür?
"Was
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Drittes Buch.
175„Doch es ſey fern von mir, euch etwas abzuſprechen;
„Fern, euern Amts-Verdienſt und Tugend-Werth zu ſchwaͤchen.

Hier ward ſie ſtill, wie wann ſie noch Bedencken trug;
Weil ſie ganz zweifelhaft die Augen nieder ſchlug.
Doch fuhr ſie wieder fort: „Und wie kan ich mich ruͤhmen,
180„Daß mir vielleicht der Platz des Frieſes ſoll geziemen?
„Nein: dieß iſt nicht mein Ziel; dann ich verlange nicht,
„Daß man zu meinem Ruhm ein Ehren-Werck erricht.
„Entſchließt ihr einen Bau, ſo bauet GOtt zu Ehren,
„Er iſts, dem Gluͤck und Sieg, und Kron und Thron gehoͤren.
185„Erzaͤhl’ ich meinen Dienſt, ſo ſuch’ ich keinen Ruhm;
„Jch ſchmuͤckte nur mein Haupt mit fremdem Eigenthum.
„So will ich zwar, was ich gewircket habe, zeigen;
„Jedoch nur, nicht den Schutz des Himmels zu verſchweigen.
„Jn den Bedraͤngniſſen, in dem verlaßnen Stand,
190„Jn dem Thereſia von Anfang ſich befand;
„Wer wollt’ es dazumahl, uns Rath zu geben, wagen?
„war nicht der Feind ſchon da, den Abzug anzuſagen?
„Jch ſahe nah und fern deſſelben Krieges-Schaar,
„Die mehr mit Feur und Schwert, als Recht bewaffnet war:
195„Da lief ich unverweilt vor allen andern Dingen,
„Uns bey dem Himmel Hilff und Beyſtand aufzubringen:
„Dann, wo wir hingeſehn, ſagt an! was fanden wir?
„War nicht der Untergang des Hauſes vor der Thuͤr?
„Was
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[0088] Drittes Buch. „Doch es ſey fern von mir, euch etwas abzuſprechen; „Fern, euern Amts-Verdienſt und Tugend-Werth zu ſchwaͤchen. Hier ward ſie ſtill, wie wann ſie noch Bedencken trug; Weil ſie ganz zweifelhaft die Augen nieder ſchlug. Doch fuhr ſie wieder fort: „Und wie kan ich mich ruͤhmen, „Daß mir vielleicht der Platz des Frieſes ſoll geziemen? „Nein: dieß iſt nicht mein Ziel; dann ich verlange nicht, „Daß man zu meinem Ruhm ein Ehren-Werck erricht. „Entſchließt ihr einen Bau, ſo bauet GOtt zu Ehren, „Er iſts, dem Gluͤck und Sieg, und Kron und Thron gehoͤren. „Erzaͤhl’ ich meinen Dienſt, ſo ſuch’ ich keinen Ruhm; „Jch ſchmuͤckte nur mein Haupt mit fremdem Eigenthum. „So will ich zwar, was ich gewircket habe, zeigen; „Jedoch nur, nicht den Schutz des Himmels zu verſchweigen. „Jn den Bedraͤngniſſen, in dem verlaßnen Stand, „Jn dem Thereſia von Anfang ſich befand; „Wer wollt’ es dazumahl, uns Rath zu geben, wagen? „war nicht der Feind ſchon da, den Abzug anzuſagen? „Jch ſahe nah und fern deſſelben Krieges-Schaar, „Die mehr mit Feur und Schwert, als Recht bewaffnet war: „Da lief ich unverweilt vor allen andern Dingen, „Uns bey dem Himmel Hilff und Beyſtand aufzubringen: „Dann, wo wir hingeſehn, ſagt an! was fanden wir? „War nicht der Untergang des Hauſes vor der Thuͤr? „Was L

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/88>, abgerufen am 05.05.2024.