Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.Theresiade Wir waren schon so nah, daß ich bequemlich sahe,Wie, was, warum und wo das Lust-Geschrey geschahe: Ein ungeheurer Bau der in die Wolcken steigt, Und, wie mir schien, das Haupt vor eigner Hohheit neigt, 195Wies rund um sich herum ein gegenschimmrend glimmen; Von dort sah man das Volck in goldnen Zeiten schwimmen. Es ließ, als stünde da zum Trost, zur Fröhlichkeit Zu aller Menschen Glück der Sammel-Platz bereit: Ein unbeschreibliches Vergnügungs-volles Schertzen 200Gab Zeugniß, daß die Freud in aller Leute Hertzen Mit Liebe sich verband: Die Lust war so gemein, Daß kein Geschlecht der Stadt konnt unerreget seyn. Man lief, und sprung, und sung, und folgte sich in Reihen, Die Nacht mit Feur, und dies mit Jauchtzen einzuweihen. Das Wunder-würdigste bey dieser Lust-Geschicht War ein bewegliches durchdringend schönes Licht, Das im Triumph erhöht gleich einer Sonne prangte, Und des erfreuten Volcks Glücks-Wünschungen erlangte. Die Pracht vermehrte sich durch eine Kinder-Kron, 210Die mit dem Lust-Geschrey, dem Ehrfurchts-vollen Thon: "Es leb Theresia! die Stadt so sehr erfüllte, Daß Wechsels-weiß, wann sich der Zuruff disseits stillte, Er jenseits wiederhohlt mit Freud entgegen klang, Durch aller Gassen Raum, auch durch die Wolcken drang. Wir
Thereſiade Wir waren ſchon ſo nah, daß ich bequemlich ſahe,Wie, was, warum und wo das Luſt-Geſchrey geſchahe: Ein ungeheurer Bau der in die Wolcken ſteigt, Und, wie mir ſchien, das Haupt vor eigner Hohheit neigt, 195Wies rund um ſich herum ein gegenſchimmrend glimmen; Von dort ſah man das Volck in goldnen Zeiten ſchwimmen. Es ließ, als ſtuͤnde da zum Troſt, zur Froͤhlichkeit Zu aller Menſchen Gluͤck der Sammel-Platz bereit: Ein unbeſchreibliches Vergnuͤgungs-volles Schertzen 200Gab Zeugniß, daß die Freud in aller Leute Hertzen Mit Liebe ſich verband: Die Luſt war ſo gemein, Daß kein Geſchlecht der Stadt konnt unerreget ſeyn. Man lief, und ſprung, und ſung, und folgte ſich in Reihen, Die Nacht mit Feur, und dies mit Jauchtzen einzuweihen. Das Wunder-wuͤrdigſte bey dieſer Luſt-Geſchicht War ein bewegliches durchdringend ſchoͤnes Licht, Das im Triumph erhoͤht gleich einer Sonne prangte, Und des erfreuten Volcks Gluͤcks-Wuͤnſchungen erlangte. Die Pracht vermehrte ſich durch eine Kinder-Kron, 210Die mit dem Luſt-Geſchrey, dem Ehrfurchts-vollen Thon: „Es leb Thereſia! die Stadt ſo ſehr erfuͤllte, Daß Wechſels-weiß, wann ſich der Zuruff diſſeits ſtillte, Er jenſeits wiederhohlt mit Freud entgegen klang, Durch aller Gaſſen Raum, auch durch die Wolcken drang. Wir
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Thereſiade
Wir waren ſchon ſo nah, daß ich bequemlich ſahe,
Wie, was, warum und wo das Luſt-Geſchrey geſchahe:
Ein ungeheurer Bau der in die Wolcken ſteigt,
Und, wie mir ſchien, das Haupt vor eigner Hohheit neigt,
Wies rund um ſich herum ein gegenſchimmrend glimmen;
Von dort ſah man das Volck in goldnen Zeiten ſchwimmen.
Es ließ, als ſtuͤnde da zum Troſt, zur Froͤhlichkeit
Zu aller Menſchen Gluͤck der Sammel-Platz bereit:
Ein unbeſchreibliches Vergnuͤgungs-volles Schertzen
Gab Zeugniß, daß die Freud in aller Leute Hertzen
Mit Liebe ſich verband: Die Luſt war ſo gemein,
Daß kein Geſchlecht der Stadt konnt unerreget ſeyn.
Man lief, und ſprung, und ſung, und folgte ſich in Reihen,
Die Nacht mit Feur, und dies mit Jauchtzen einzuweihen.
Das Wunder-wuͤrdigſte bey dieſer Luſt-Geſchicht
War ein bewegliches durchdringend ſchoͤnes Licht,
Das im Triumph erhoͤht gleich einer Sonne prangte,
Und des erfreuten Volcks Gluͤcks-Wuͤnſchungen erlangte.
Die Pracht vermehrte ſich durch eine Kinder-Kron,
Die mit dem Luſt-Geſchrey, dem Ehrfurchts-vollen Thon:
„Es leb Thereſia! die Stadt ſo ſehr erfuͤllte,
Daß Wechſels-weiß, wann ſich der Zuruff diſſeits ſtillte,
Er jenſeits wiederhohlt mit Freud entgegen klang,
Durch aller Gaſſen Raum, auch durch die Wolcken drang.
Wir
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