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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.

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Fünftes Buch.

"Der Wurff-Pfeil bebte schon; sie wußt ihn so zu schwingen,
"Daß Lauf und Maß und Wurff und durch den Kopf zu dringen
"Nur eine Regung schien. Wie groß war nicht das Lob,
"So bey der Ritterschafft in Freuden sich erhob;
555"Da dieser Tarter-Kopf als ein gespißter Ballen

"Durch einen Bogen-Flug von seinem Halß gefallen?

"Nun fuhr sie mit dem Bliz der scharffen Kling empor,
"Und warff den Helden-Blick des Augs auf einen Mohr;
"Sie druckte mit der Faust und mit dem Streit-Gefässe
560"Den Hut in das Gesicht, und gabe ganze Blösse.
"Wer dachte damahls nicht: O Wunder-voller Held!
"Könntst du der Feld-Herr seyn, wie siegreich wär das Feld?
"Sie spielte mit dem Stahl, und wußt ihn so zu regen,
"Als führte sie niemahls den Zepter, stets den Degen.
565"Jhr Augenwinck durchmaß von weiten jenen Grund,

"Auf dem der Mohren-Kopf, als wann er pochte, stund.
"Kein abgedruckter Pfeil ist je so schnell geflogen,
"Als das erfreute Pferd sich gegen ihn bewogen.
"Theresia war schon des Ruhms, des Siegs gewohnt,
570"So blieb auch dieser Kopf des Degens nicht verschont;

"Sie senckte Leib und Arm, Gefäß und Hand und Klinge,
"Der Braun verdoppelte zugleich die muntern Sprünge,
"Daß, eh man sich versah, sie schon an Stell und Ort
"Dem Troz des Mohren-Kopfs die Stirne durchgebohrt,
575 Zum
W 3

Fuͤnftes Buch.

„Der Wurff-Pfeil bebte ſchon; ſie wußt ihn ſo zu ſchwingen,
„Daß Lauf und Maß und Wurff und durch den Kopf zu dringen
„Nur eine Regung ſchien. Wie groß war nicht das Lob,
„So bey der Ritterſchafft in Freuden ſich erhob;
555„Da dieſer Tarter-Kopf als ein geſpißter Ballen

„Durch einen Bogen-Flug von ſeinem Halß gefallen?

„Nun fuhr ſie mit dem Bliz der ſcharffen Kling empor,
„Und warff den Helden-Blick des Augs auf einen Mohr;
„Sie druckte mit der Fauſt und mit dem Streit-Gefaͤſſe
560„Den Hut in das Geſicht, und gabe ganze Bloͤſſe.
„Wer dachte damahls nicht: O Wunder-voller Held!
„Koͤnntſt du der Feld-Herꝛ ſeyn, wie ſiegreich waͤr das Feld?
„Sie ſpielte mit dem Stahl, und wußt ihn ſo zu regen,
„Als fuͤhrte ſie niemahls den Zepter, ſtets den Degen.
565„Jhr Augenwinck durchmaß von weiten jenen Grund,

„Auf dem der Mohren-Kopf, als wann er pochte, ſtund.
„Kein abgedruckter Pfeil iſt je ſo ſchnell geflogen,
„Als das erfreute Pferd ſich gegen ihn bewogen.
Thereſia war ſchon des Ruhms, des Siegs gewohnt,
570„So blieb auch dieſer Kopf des Degens nicht verſchont;

„Sie ſenckte Leib und Arm, Gefaͤß und Hand und Klinge,
„Der Braun verdoppelte zugleich die muntern Spruͤnge,
„Daß, eh man ſich verſah, ſie ſchon an Stell und Ort
„Dem Troz des Mohren-Kopfs die Stirne durchgebohrt,
575 Zum
W 3
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[0172] Fuͤnftes Buch. „Der Wurff-Pfeil bebte ſchon; ſie wußt ihn ſo zu ſchwingen, „Daß Lauf und Maß und Wurff und durch den Kopf zu dringen „Nur eine Regung ſchien. Wie groß war nicht das Lob, „So bey der Ritterſchafft in Freuden ſich erhob; „Da dieſer Tarter-Kopf als ein geſpißter Ballen „Durch einen Bogen-Flug von ſeinem Halß gefallen? „Nun fuhr ſie mit dem Bliz der ſcharffen Kling empor, „Und warff den Helden-Blick des Augs auf einen Mohr; „Sie druckte mit der Fauſt und mit dem Streit-Gefaͤſſe „Den Hut in das Geſicht, und gabe ganze Bloͤſſe. „Wer dachte damahls nicht: O Wunder-voller Held! „Koͤnntſt du der Feld-Herꝛ ſeyn, wie ſiegreich waͤr das Feld? „Sie ſpielte mit dem Stahl, und wußt ihn ſo zu regen, „Als fuͤhrte ſie niemahls den Zepter, ſtets den Degen. „Jhr Augenwinck durchmaß von weiten jenen Grund, „Auf dem der Mohren-Kopf, als wann er pochte, ſtund. „Kein abgedruckter Pfeil iſt je ſo ſchnell geflogen, „Als das erfreute Pferd ſich gegen ihn bewogen. „Thereſia war ſchon des Ruhms, des Siegs gewohnt, „So blieb auch dieſer Kopf des Degens nicht verſchont; „Sie ſenckte Leib und Arm, Gefaͤß und Hand und Klinge, „Der Braun verdoppelte zugleich die muntern Spruͤnge, „Daß, eh man ſich verſah, ſie ſchon an Stell und Ort „Dem Troz des Mohren-Kopfs die Stirne durchgebohrt, 575 Zum W 3

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/172>, abgerufen am 04.05.2024.