Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888.psc_130.001 Das Vorstehende sind einige Bruchstücke aus einem psc_130.005 Sie zeigen zugleich andeutungsweise, wie der Erfolg psc_130.007 Sobald das Buch einmal ins Publicum gedrungen ist, psc_130.019 psc_130.001 Das Vorstehende sind einige Bruchstücke aus einem psc_130.005 Sie zeigen zugleich andeutungsweise, wie der Erfolg psc_130.007 Sobald das Buch einmal ins Publicum gedrungen ist, psc_130.019 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0146" n="130"/><lb n="psc_130.001"/> unvorbereiteten Boden trafen und nur ganz allmälig durchdrangen. <lb n="psc_130.002"/> Noch heute wird z. B. die „Achilleis“ oder die <lb n="psc_130.003"/> „Natürliche Tochter“ nicht genügend gewürdigt.</p> <lb n="psc_130.004"/> <p> Das Vorstehende sind einige Bruchstücke aus einem <lb n="psc_130.005"/> wichtigen Theile der Poetik, aus der Lehre vom Erfolg.</p> <lb n="psc_130.006"/> <p> Sie zeigen zugleich andeutungsweise, wie der Erfolg <lb n="psc_130.007"/> zum Theil abhängig ist von den Factoren, welche an der <lb n="psc_130.008"/> Verbreitung der Poesie betheiligt sind. Diese haben wir <lb n="psc_130.009"/> noch nicht vollständig besprochen. Hierher gehören z. B. <lb n="psc_130.010"/> noch die Leihbibliotheken: es ist wichtig für den Erfolg <lb n="psc_130.011"/> mancher Bücher, ob die Leihbibliotheken sie anschaffen oder <lb n="psc_130.012"/> nicht und die Anschaffung richtet sich u. a. nach der Dicke <lb n="psc_130.013"/> der Bände. Noch ein anderes Jnstitut mag erwähnt werden: <lb n="psc_130.014"/> die Buchhandlung von Volckmar, welche gebundene Bücher <lb n="psc_130.015"/> herstellt, falls ein Sortimenter Absatz nachgewiesen. Hier <lb n="psc_130.016"/> handelt es sich besonders um die Präsumtion, ob ein Buch <lb n="psc_130.017"/> ein Weihnachtsbuch ist oder nicht.</p> <lb n="psc_130.018"/> <p> Sobald das Buch einmal ins Publicum gedrungen ist, <lb n="psc_130.019"/> steht im Allgemeinen nichts mehr zwischen dem Dichter des <lb n="psc_130.020"/> Buchs und dem Publicum. Dann redet der Autor unmittelbar. <lb n="psc_130.021"/> Beim Drama steht es nicht ganz so. Das Drama <lb n="psc_130.022"/> ist nur vollständig in der Aufführung; denn das Lesedrama <lb n="psc_130.023"/> bleibt doch ein Ding, das nicht leben und nicht sterben kann. <lb n="psc_130.024"/> Hier kann also der Dichter nicht unmittelbar zum Publicum <lb n="psc_130.025"/> reden; der Schauspieler ist ihm unentbehrlich. Damit hat <lb n="psc_130.026"/> das Schauspiel einen Zustand gewahrt, der früher allgemeiner <lb n="psc_130.027"/> auch auf andern Gebieten herrschte. Heute spielt der <lb n="psc_130.028"/> <hi rendition="#g">Vorleser</hi> eine geringe Rolle. Vorleser, die in Declamationen </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [130/0146]
psc_130.001
unvorbereiteten Boden trafen und nur ganz allmälig durchdrangen. psc_130.002
Noch heute wird z. B. die „Achilleis“ oder die psc_130.003
„Natürliche Tochter“ nicht genügend gewürdigt.
psc_130.004
Das Vorstehende sind einige Bruchstücke aus einem psc_130.005
wichtigen Theile der Poetik, aus der Lehre vom Erfolg.
psc_130.006
Sie zeigen zugleich andeutungsweise, wie der Erfolg psc_130.007
zum Theil abhängig ist von den Factoren, welche an der psc_130.008
Verbreitung der Poesie betheiligt sind. Diese haben wir psc_130.009
noch nicht vollständig besprochen. Hierher gehören z. B. psc_130.010
noch die Leihbibliotheken: es ist wichtig für den Erfolg psc_130.011
mancher Bücher, ob die Leihbibliotheken sie anschaffen oder psc_130.012
nicht und die Anschaffung richtet sich u. a. nach der Dicke psc_130.013
der Bände. Noch ein anderes Jnstitut mag erwähnt werden: psc_130.014
die Buchhandlung von Volckmar, welche gebundene Bücher psc_130.015
herstellt, falls ein Sortimenter Absatz nachgewiesen. Hier psc_130.016
handelt es sich besonders um die Präsumtion, ob ein Buch psc_130.017
ein Weihnachtsbuch ist oder nicht.
psc_130.018
Sobald das Buch einmal ins Publicum gedrungen ist, psc_130.019
steht im Allgemeinen nichts mehr zwischen dem Dichter des psc_130.020
Buchs und dem Publicum. Dann redet der Autor unmittelbar. psc_130.021
Beim Drama steht es nicht ganz so. Das Drama psc_130.022
ist nur vollständig in der Aufführung; denn das Lesedrama psc_130.023
bleibt doch ein Ding, das nicht leben und nicht sterben kann. psc_130.024
Hier kann also der Dichter nicht unmittelbar zum Publicum psc_130.025
reden; der Schauspieler ist ihm unentbehrlich. Damit hat psc_130.026
das Schauspiel einen Zustand gewahrt, der früher allgemeiner psc_130.027
auch auf andern Gebieten herrschte. Heute spielt der psc_130.028
Vorleser eine geringe Rolle. Vorleser, die in Declamationen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |