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Schenk, Gottfried Anton: Geschicht–Beschreibung der Stadt Wißbaden. Frankfurt (Main), 1758.

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an Geld oder Gütern zu dem Altar des Heiligen, dem die Bruderschaft gewidmet gewesen, abgegeben hat. Unter allen diese Neben-Altaren in der Wißbadischen Kirche ist sonderlich der Nicolai-Altar vormals in besonderer Verehrung, und die Bruderschaft desselben in sonderbarer Achtung in Wißbaden gewesen. Sie hat (wie bereits oben berühret ist) die elendige Bruderschaft geheissen. Und diesen Nahmen hat sie (wie aus verschiedenen Anzeigungen erhellet) daher erhalten, weil sie ihre Altar-Gefälle meistens an lauter elende und armseelige Menschen verwendet, und vor die Verpflegung derselben, nach dem Beyspiel ihres Schutz-Patrons, des Nicolai, besondere Sorge getragen hat. Denn von diesem Nicolao (welcher in dem 4 Jahrhundert als Bischof zu Myra in Lycien gelebet hat) wird berichtet, daß er sein gantzes väterliches Erb-Gut unter die Armen ausgetheilet, und insbesondere einsmals einem armen Edelmanne zur Aussteuerung seiner drey erwachsenen Töchter (welche wegen grosser Armuth in Gefahr gestanden, auf sündliche Wege zu gerathen) eine Summe Geldes nächtlicher weile, und unbekannter weise, in sein Haus geworfen habe; und soll eben hiervon die bekannte Gewohnheit, den Kindern an dem Nicklas-Abend einige Gaben zu beschehren, ihren Ursprung überkommen haben. So viel ersiehet man aus den Wißbadischen Urkunden,

an Geld oder Gütern zu dem Altar des Heiligen, dem die Bruderschaft gewidmet gewesen, abgegeben hat. Unter allen diese Neben-Altaren in der Wißbadischen Kirche ist sonderlich der Nicolai-Altar vormals in besonderer Verehrung, und die Bruderschaft desselben in sonderbarer Achtung in Wißbaden gewesen. Sie hat (wie bereits oben berühret ist) die elendige Bruderschaft geheissen. Und diesen Nahmen hat sie (wie aus verschiedenen Anzeigungen erhellet) daher erhalten, weil sie ihre Altar-Gefälle meistens an lauter elende und armseelige Menschen verwendet, und vor die Verpflegung derselben, nach dem Beyspiel ihres Schutz-Patrons, des Nicolai, besondere Sorge getragen hat. Denn von diesem Nicolao (welcher in dem 4 Jahrhundert als Bischof zu Myra in Lycien gelebet hat) wird berichtet, daß er sein gantzes väterliches Erb-Gut unter die Armen ausgetheilet, und insbesondere einsmals einem armen Edelmanne zur Aussteuerung seiner drey erwachsenen Töchter (welche wegen grosser Armuth in Gefahr gestanden, auf sündliche Wege zu gerathen) eine Summe Geldes nächtlicher weile, und unbekannter weise, in sein Haus geworfen habe; und soll eben hiervon die bekannte Gewohnheit, den Kindern an dem Nicklas-Abend einige Gaben zu beschehren, ihren Ursprung überkommen haben. So viel ersiehet man aus den Wißbadischen Urkunden,

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[319/0355] an Geld oder Gütern zu dem Altar des Heiligen, dem die Bruderschaft gewidmet gewesen, abgegeben hat. Unter allen diese Neben-Altaren in der Wißbadischen Kirche ist sonderlich der Nicolai-Altar vormals in besonderer Verehrung, und die Bruderschaft desselben in sonderbarer Achtung in Wißbaden gewesen. Sie hat (wie bereits oben berühret ist) die elendige Bruderschaft geheissen. Und diesen Nahmen hat sie (wie aus verschiedenen Anzeigungen erhellet) daher erhalten, weil sie ihre Altar-Gefälle meistens an lauter elende und armseelige Menschen verwendet, und vor die Verpflegung derselben, nach dem Beyspiel ihres Schutz-Patrons, des Nicolai, besondere Sorge getragen hat. Denn von diesem Nicolao (welcher in dem 4 Jahrhundert als Bischof zu Myra in Lycien gelebet hat) wird berichtet, daß er sein gantzes väterliches Erb-Gut unter die Armen ausgetheilet, und insbesondere einsmals einem armen Edelmanne zur Aussteuerung seiner drey erwachsenen Töchter (welche wegen grosser Armuth in Gefahr gestanden, auf sündliche Wege zu gerathen) eine Summe Geldes nächtlicher weile, und unbekannter weise, in sein Haus geworfen habe; und soll eben hiervon die bekannte Gewohnheit, den Kindern an dem Nicklas-Abend einige Gaben zu beschehren, ihren Ursprung überkommen haben. So viel ersiehet man aus den Wißbadischen Urkunden,

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Zitationshilfe: Schenk, Gottfried Anton: Geschicht–Beschreibung der Stadt Wißbaden. Frankfurt (Main), 1758, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schenck_wissbaden_1758/355>, abgerufen am 27.04.2024.