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Schenk, Gottfried Anton: Geschicht–Beschreibung der Stadt Wißbaden. Frankfurt (Main), 1758.

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Gerichts-Büchern annoch vorhandenen, testamentliche Verordnungen der Einwohner in Wißbaden wird oft gedacht, daß dieses und jenes sollte vermacht seyn zum Sanct Mauritius Kirchenbauw, das ist, zur Unterhaltung des äusserlichen Kirchen-Gebäudes das Mauritii. Es ist dieser Mauritius vormals ein Kriegs-Mann und Heerführer der Christlichen Thebeischen oder Thebanischen Legion unter dem Römischen Kayser Maximiano, um das Jahr Christi 296, gewesen, und ist nebst seiner gantzen Legion, bey 6000 Mann starck, weil sie Christum nicht haben verläugnen wollen, (nach dem Bericht der Legenden oder Geschicht-Beschreibungen der ehemaligen Marthyrer oder Blut-Zeugen Christi) in Helvetien, oder der heutigen Schweitz, an dem Fluß Rhodanus getödtet worden. Dieser Mauritius ist also nachher zum Schutz-Patron der Wißbadischen Kirche erkohren, und der hohe Altar in derselben ihme gewidmet worden. Ob er aber grad der erste Schutz-Patron sey, welcher diese Kirche gleich Anfangs bey ihrer ersten Gründung zugegeben worden? das lässet sich vor gantz gewiß nicht bestimmen. Denn es ist in den vorigen Zeiten mannichmal geschehen, daß man die Schutz-Patronen der Kirchen, Städten und Länder unter der Hand abgewechselt hat. Wie denn z. E. die Dom-Kirche in der benachbarten Stadt Maintz anfänglich dem H. Stephano

Gerichts-Büchern annoch vorhandenen, testamentliche Verordnungen der Einwohner in Wißbaden wird oft gedacht, daß dieses und jenes sollte vermacht seyn zum Sanct Mauritius Kirchenbauw, das ist, zur Unterhaltung des äusserlichen Kirchen-Gebäudes das Mauritii. Es ist dieser Mauritius vormals ein Kriegs-Mann und Heerführer der Christlichen Thebeischen oder Thebanischen Legion unter dem Römischen Kayser Maximiano, um das Jahr Christi 296, gewesen, und ist nebst seiner gantzen Legion, bey 6000 Mann starck, weil sie Christum nicht haben verläugnen wollen, (nach dem Bericht der Legenden oder Geschicht-Beschreibungen der ehemaligen Marthyrer oder Blut-Zeugen Christi) in Helvetien, oder der heutigen Schweitz, an dem Fluß Rhodanus getödtet worden. Dieser Mauritius ist also nachher zum Schutz-Patron der Wißbadischen Kirche erkohren, und der hohe Altar in derselben ihme gewidmet worden. Ob er aber grad der erste Schutz-Patron sey, welcher diese Kirche gleich Anfangs bey ihrer ersten Gründung zugegeben worden? das lässet sich vor gantz gewiß nicht bestimmen. Denn es ist in den vorigen Zeiten mannichmal geschehen, daß man die Schutz-Patronen der Kirchen, Städten und Länder unter der Hand abgewechselt hat. Wie denn z. E. die Dom-Kirche in der benachbarten Stadt Maintz anfänglich dem H. Stephano

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Gerichts-Büchern annoch vorhandenen, testamentliche Verordnungen der Einwohner in Wißbaden wird oft gedacht, daß dieses und jenes sollte vermacht seyn zum Sanct Mauritius Kirchenbauw, das ist, zur Unterhaltung des äusserlichen Kirchen-Gebäudes das Mauritii. Es ist dieser Mauritius vormals ein Kriegs-Mann und Heerführer der Christlichen Thebeischen oder Thebanischen Legion unter dem Römischen Kayser Maximiano, um das Jahr Christi 296, gewesen, und ist nebst seiner gantzen Legion, bey 6000 Mann starck, weil sie Christum nicht haben verläugnen wollen, (nach dem Bericht der Legenden oder Geschicht-Beschreibungen der ehemaligen Marthyrer oder Blut-Zeugen Christi) in Helvetien, oder der heutigen Schweitz, an dem Fluß Rhodanus getödtet worden. Dieser Mauritius ist also nachher zum Schutz-Patron der Wißbadischen Kirche erkohren, und der hohe Altar in derselben ihme gewidmet worden. Ob er aber grad der erste Schutz-Patron sey, welcher diese Kirche gleich Anfangs bey ihrer ersten Gründung zugegeben worden? das lässet sich vor gantz gewiß nicht bestimmen. Denn es ist in den vorigen Zeiten mannichmal geschehen, daß man die Schutz-Patronen der Kirchen, Städten und Länder unter der Hand abgewechselt hat. Wie denn z. E. die Dom-Kirche in der benachbarten Stadt Maintz anfänglich dem H. Stephano
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[317/0353] Gerichts-Büchern annoch vorhandenen, testamentliche Verordnungen der Einwohner in Wißbaden wird oft gedacht, daß dieses und jenes sollte vermacht seyn zum Sanct Mauritius Kirchenbauw, das ist, zur Unterhaltung des äusserlichen Kirchen-Gebäudes das Mauritii. Es ist dieser Mauritius vormals ein Kriegs-Mann und Heerführer der Christlichen Thebeischen oder Thebanischen Legion unter dem Römischen Kayser Maximiano, um das Jahr Christi 296, gewesen, und ist nebst seiner gantzen Legion, bey 6000 Mann starck, weil sie Christum nicht haben verläugnen wollen, (nach dem Bericht der Legenden oder Geschicht-Beschreibungen der ehemaligen Marthyrer oder Blut-Zeugen Christi) in Helvetien, oder der heutigen Schweitz, an dem Fluß Rhodanus getödtet worden. Dieser Mauritius ist also nachher zum Schutz-Patron der Wißbadischen Kirche erkohren, und der hohe Altar in derselben ihme gewidmet worden. Ob er aber grad der erste Schutz-Patron sey, welcher diese Kirche gleich Anfangs bey ihrer ersten Gründung zugegeben worden? das lässet sich vor gantz gewiß nicht bestimmen. Denn es ist in den vorigen Zeiten mannichmal geschehen, daß man die Schutz-Patronen der Kirchen, Städten und Länder unter der Hand abgewechselt hat. Wie denn z. E. die Dom-Kirche in der benachbarten Stadt Maintz anfänglich dem H. Stephano

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Zitationshilfe: Schenk, Gottfried Anton: Geschicht–Beschreibung der Stadt Wißbaden. Frankfurt (Main), 1758, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schenck_wissbaden_1758/353>, abgerufen am 27.04.2024.