ren Gegensatz nicht kannte, daß wir eben des¬ wegen uns zu einer umfassenderen Idee und Construction der Poesie als er erheben und das, was er als das Verwerfliche der Poesie seiner Zeit betrachtete, nur als die schöne Schranke derselben bezeichnen, verdanken wir der Erfahrung der späteren Zeit und sehen als Erfüllung, was Plato weissagend vermißte. Die christliche Religion und mit ihr der aufs Intellectuelle gerichtete Sinn, der in der alten Poesie weder seine vollkommene Befriedigung, noch selbst die Mittel der Darstellung finden konnte, hat sich eine eigene Poesie und Kunst geschaffen, in der er sie findet: dadurch sind die Bedingungen der vollständigen und ganz obje¬ ctiven Ansicht der Kunst, auch der antiken, ge¬ geben.
Es erhellt hieraus, daß die Construction derselben ein würdiger Gegenstand nicht nur überhaupt des Philosophen, sondern auch ins¬ besondere des christlichen Philosophen sey, der sich ein eigenes Geschäft daraus zu machen hat,
ren Gegenſatz nicht kannte, daß wir eben des¬ wegen uns zu einer umfaſſenderen Idee und Conſtruction der Poeſie als er erheben und das, was er als das Verwerfliche der Poeſie ſeiner Zeit betrachtete, nur als die ſchoͤne Schranke derſelben bezeichnen, verdanken wir der Erfahrung der ſpaͤteren Zeit und ſehen als Erfuͤllung, was Plato weiſſagend vermißte. Die chriſtliche Religion und mit ihr der aufs Intellectuelle gerichtete Sinn, der in der alten Poeſie weder ſeine vollkommene Befriedigung, noch ſelbſt die Mittel der Darſtellung finden konnte, hat ſich eine eigene Poeſie und Kunſt geſchaffen, in der er ſie findet: dadurch ſind die Bedingungen der vollſtaͤndigen und ganz obje¬ ctiven Anſicht der Kunſt, auch der antiken, ge¬ geben.
Es erhellt hieraus, daß die Conſtruction derſelben ein wuͤrdiger Gegenſtand nicht nur uͤberhaupt des Philoſophen, ſondern auch ins¬ beſondere des chriſtlichen Philoſophen ſey, der ſich ein eigenes Geſchaͤft daraus zu machen hat,
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[311/0320]
ren Gegenſatz nicht kannte, daß wir eben des¬
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Conſtruction der Poeſie als er erheben und
das, was er als das Verwerfliche der Poeſie
ſeiner Zeit betrachtete, nur als die ſchoͤne
Schranke derſelben bezeichnen, verdanken wir
der Erfahrung der ſpaͤteren Zeit und ſehen als
Erfuͤllung, was Plato weiſſagend vermißte.
Die chriſtliche Religion und mit ihr der aufs
Intellectuelle gerichtete Sinn, der in der alten
Poeſie weder ſeine vollkommene Befriedigung,
noch ſelbſt die Mittel der Darſtellung finden
konnte, hat ſich eine eigene Poeſie und Kunſt
geſchaffen, in der er ſie findet: dadurch ſind die
Bedingungen der vollſtaͤndigen und ganz obje¬
ctiven Anſicht der Kunſt, auch der antiken, ge¬
geben.
Es erhellt hieraus, daß die Conſtruction
derſelben ein wuͤrdiger Gegenſtand nicht nur
uͤberhaupt des Philoſophen, ſondern auch ins¬
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ſich ein eigenes Geſchaͤft daraus zu machen hat,
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/320>, abgerufen am 23.11.2024.
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