Seelen inwohnend erleuchtet, und deren Ge¬ stalt dem sinnlichen Auge eben so verborgen und unzugänglich ist, als die der gleichen Wahrheit. Nichts von dem, was der gemeinere Sinn Kunst nennt, kann den Philosophen beschäfti¬ gen: sie ist ihm eine nothwendige, aus dem Ab¬ soluten unmittelbar ausfließende Erscheinung, und nur so fern sie als solche dargethan und be¬ wiesen werden kann, hat sie Realität für ihn.
"Aber hat nicht selbst der göttliche Plato in seiner Republik die nachahmende Kunst ver¬ dammt, die Poeten aus seinem Vernunftstaat verbannt, nicht nur als unnütze, sondern als verderbliche Glieder, und kann irgend eine Au¬ torität beweisender für die Unverträglichkeit der Poesie und Philosophie seyn, als dieses Urtheil des Königes der Philosophen?"
Es ist wesentlich, den bestimmten Stand¬ punct zu erkennen, aus welchem Plato jenes Urtheil über die Dichter spricht: denn wenn ir¬ gend ein Philosoph die Absonderung der Stand¬ puncte beobachtet hat, ist es dieser, und ohne jene Unterscheidung würde es, wie überall, so
Seelen inwohnend erleuchtet, und deren Ge¬ ſtalt dem ſinnlichen Auge eben ſo verborgen und unzugaͤnglich iſt, als die der gleichen Wahrheit. Nichts von dem, was der gemeinere Sinn Kunſt nennt, kann den Philoſophen beſchaͤfti¬ gen: ſie iſt ihm eine nothwendige, aus dem Ab¬ ſoluten unmittelbar ausfließende Erſcheinung, und nur ſo fern ſie als ſolche dargethan und be¬ wieſen werden kann, hat ſie Realitaͤt fuͤr ihn.
„Aber hat nicht ſelbſt der goͤttliche Plato in ſeiner Republik die nachahmende Kunſt ver¬ dammt, die Poeten aus ſeinem Vernunftſtaat verbannt, nicht nur als unnuͤtze, ſondern als verderbliche Glieder, und kann irgend eine Au¬ toritaͤt beweiſender fuͤr die Unvertraͤglichkeit der Poeſie und Philoſophie ſeyn, als dieſes Urtheil des Koͤniges der Philoſophen?“
Es iſt weſentlich, den beſtimmten Stand¬ punct zu erkennen, aus welchem Plato jenes Urtheil uͤber die Dichter ſpricht: denn wenn ir¬ gend ein Philoſoph die Abſonderung der Stand¬ puncte beobachtet hat, iſt es dieſer, und ohne jene Unterſcheidung wuͤrde es, wie uͤberall, ſo
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Seelen inwohnend erleuchtet, und deren Ge¬
ſtalt dem ſinnlichen Auge eben ſo verborgen und
unzugaͤnglich iſt, als die der gleichen Wahrheit.
Nichts von dem, was der gemeinere Sinn
Kunſt nennt, kann den Philoſophen beſchaͤfti¬
gen: ſie iſt ihm eine nothwendige, aus dem Ab¬
ſoluten unmittelbar ausfließende Erſcheinung,
und nur ſo fern ſie als ſolche dargethan und be¬
wieſen werden kann, hat ſie Realitaͤt fuͤr ihn.
„Aber hat nicht ſelbſt der goͤttliche Plato
in ſeiner Republik die nachahmende Kunſt ver¬
dammt, die Poeten aus ſeinem Vernunftſtaat
verbannt, nicht nur als unnuͤtze, ſondern als
verderbliche Glieder, und kann irgend eine Au¬
toritaͤt beweiſender fuͤr die Unvertraͤglichkeit
der Poeſie und Philoſophie ſeyn, als dieſes
Urtheil des Koͤniges der Philoſophen?“
Es iſt weſentlich, den beſtimmten Stand¬
punct zu erkennen, aus welchem Plato jenes
Urtheil uͤber die Dichter ſpricht: denn wenn ir¬
gend ein Philoſoph die Abſonderung der Stand¬
puncte beobachtet hat, iſt es dieſer, und ohne
jene Unterſcheidung wuͤrde es, wie uͤberall, ſo
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/317>, abgerufen am 22.11.2024.
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