Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

terstützung einer reichen Bibliothek, solche Vor¬
träge versucht werden, schränken sie sich von
selbst auf die bloß gelehrte Kenntniß der Kunst¬
geschichte ein.

Universitäten sind nicht Kunstschulen. Noch
weniger also kann die Wissenschaft derselben in
practischer oder technischer Absicht auf ihnen
gelehrt werden.

Es bleibt also nur die ganz speculative
übrig, welche nicht auf Ausbildung der empi¬
rischen, sondern der intellectuellen Anschauung
der Kunst gerichtet wäre. Aber eben hiemit
wird die Voraussetzung einer philosophischen
Construction der letztern gemacht, gegen welche
sich von Seiten der Philosophie, wie der
Kunst, bedeutende Zweifel erheben.

Sollte zuvörderst der Philosoph, dessen in¬
tellectuelle Anschauung allein auf die, sinnlichen
Augen verborgene und unerreichbare, nur dem
Geiste zugängliche Wahrheit gerichtet seyn soll,
sich mit der Wissenschaft der Kunst befassen,
welche, nur die Hervorbringung des schönen
Scheins zur Absicht hat, und entweder bloß

terſtuͤtzung einer reichen Bibliothek, ſolche Vor¬
traͤge verſucht werden, ſchraͤnken ſie ſich von
ſelbſt auf die bloß gelehrte Kenntniß der Kunſt¬
geſchichte ein.

Univerſitaͤten ſind nicht Kunſtſchulen. Noch
weniger alſo kann die Wiſſenſchaft derſelben in
practiſcher oder techniſcher Abſicht auf ihnen
gelehrt werden.

Es bleibt alſo nur die ganz ſpeculative
uͤbrig, welche nicht auf Ausbildung der empi¬
riſchen, ſondern der intellectuellen Anſchauung
der Kunſt gerichtet waͤre. Aber eben hiemit
wird die Vorausſetzung einer philoſophiſchen
Conſtruction der letztern gemacht, gegen welche
ſich von Seiten der Philoſophie, wie der
Kunſt, bedeutende Zweifel erheben.

Sollte zuvoͤrderſt der Philoſoph, deſſen in¬
tellectuelle Anſchauung allein auf die, ſinnlichen
Augen verborgene und unerreichbare, nur dem
Geiſte zugaͤngliche Wahrheit gerichtet ſeyn ſoll,
ſich mit der Wiſſenſchaft der Kunſt befaſſen,
welche, nur die Hervorbringung des ſchoͤnen
Scheins zur Abſicht hat, und entweder bloß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0315" n="306"/>
ter&#x017F;tu&#x0364;tzung einer reichen Bibliothek, &#x017F;olche Vor¬<lb/>
tra&#x0364;ge ver&#x017F;ucht werden, &#x017F;chra&#x0364;nken &#x017F;ie &#x017F;ich von<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t auf die bloß gelehrte Kenntniß der Kun&#x017F;<lb/>
ge&#x017F;chichte ein.</p><lb/>
        <p>Univer&#x017F;ita&#x0364;ten &#x017F;ind nicht Kun&#x017F;t&#x017F;chulen. Noch<lb/>
weniger al&#x017F;o kann die Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft der&#x017F;elben in<lb/>
practi&#x017F;cher oder techni&#x017F;cher Ab&#x017F;icht auf ihnen<lb/>
gelehrt werden.</p><lb/>
        <p>Es bleibt al&#x017F;o nur die ganz &#x017F;peculative<lb/>
u&#x0364;brig, welche nicht auf Ausbildung der empi¬<lb/>
ri&#x017F;chen, &#x017F;ondern der intellectuellen An&#x017F;chauung<lb/>
der Kun&#x017F;t gerichtet wa&#x0364;re. Aber eben hiemit<lb/>
wird die Voraus&#x017F;etzung einer philo&#x017F;ophi&#x017F;chen<lb/>
Con&#x017F;truction der letztern gemacht, gegen welche<lb/>
&#x017F;ich von Seiten der Philo&#x017F;ophie, wie der<lb/>
Kun&#x017F;t, bedeutende Zweifel erheben.</p><lb/>
        <p>Sollte zuvo&#x0364;rder&#x017F;t der Philo&#x017F;oph, de&#x017F;&#x017F;en in¬<lb/>
tellectuelle An&#x017F;chauung allein auf die, &#x017F;innlichen<lb/>
Augen verborgene und unerreichbare, nur dem<lb/>
Gei&#x017F;te zuga&#x0364;ngliche Wahrheit gerichtet &#x017F;eyn &#x017F;oll,<lb/>
&#x017F;ich mit der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft der Kun&#x017F;t befa&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
welche, nur die Hervorbringung des &#x017F;cho&#x0364;nen<lb/>
Scheins zur Ab&#x017F;icht hat, und entweder bloß<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[306/0315] terſtuͤtzung einer reichen Bibliothek, ſolche Vor¬ traͤge verſucht werden, ſchraͤnken ſie ſich von ſelbſt auf die bloß gelehrte Kenntniß der Kunſt¬ geſchichte ein. Univerſitaͤten ſind nicht Kunſtſchulen. Noch weniger alſo kann die Wiſſenſchaft derſelben in practiſcher oder techniſcher Abſicht auf ihnen gelehrt werden. Es bleibt alſo nur die ganz ſpeculative uͤbrig, welche nicht auf Ausbildung der empi¬ riſchen, ſondern der intellectuellen Anſchauung der Kunſt gerichtet waͤre. Aber eben hiemit wird die Vorausſetzung einer philoſophiſchen Conſtruction der letztern gemacht, gegen welche ſich von Seiten der Philoſophie, wie der Kunſt, bedeutende Zweifel erheben. Sollte zuvoͤrderſt der Philoſoph, deſſen in¬ tellectuelle Anſchauung allein auf die, ſinnlichen Augen verborgene und unerreichbare, nur dem Geiſte zugaͤngliche Wahrheit gerichtet ſeyn ſoll, ſich mit der Wiſſenſchaft der Kunſt befaſſen, welche, nur die Hervorbringung des ſchoͤnen Scheins zur Abſicht hat, und entweder bloß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/315
Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/315>, abgerufen am 22.11.2024.