Ding das andere anders als durch Vermittlung der allgemeinen Substanz verändere oder affi¬ cire, wurde von ihm wieder mechanisch begrif¬ fen und zu dem Unding einer Wirkung in die Ferne (in der Bedeutung, welche dieser Aus¬ druck bey Newton und seinen Nachfolgern hat), umgedeutet.
Da die Materie kein Lebensprincip in sich selbst hatte und man eine Einwirkung des Gei¬ stes auf sie als Erklärungsgrund für die höch¬ sten Erscheinungen, der willkührlichen Bewe¬ gung und ähnlicher, aufsparen wollte, so wurde für die nächsten Wirkungen etwas außer ihr angenommen, das nur gleichsam Materie seyn und durch Negation der vornehmsten Eigen¬ schaften derselben, der Schwere, u. a. sich dem negativen Begriff des Geistes (als immateriel¬ ler Substanz) annähern sollte, als ob der Ge¬ gensatz zwischen beyden dadurch umgangen oder wenigstens vermindert werden könnte. Auch die Möglichkeit des Begriffs imponderabler und incoercibler Materien zugegeben, würde doch jener Erklärungsart zufolge alles in der Materie
Ding das andere anders als durch Vermittlung der allgemeinen Subſtanz veraͤndere oder affi¬ cire, wurde von ihm wieder mechaniſch begrif¬ fen und zu dem Unding einer Wirkung in die Ferne (in der Bedeutung, welche dieſer Aus¬ druck bey Newton und ſeinen Nachfolgern hat), umgedeutet.
Da die Materie kein Lebensprincip in ſich ſelbſt hatte und man eine Einwirkung des Gei¬ ſtes auf ſie als Erklaͤrungsgrund fuͤr die hoͤch¬ ſten Erſcheinungen, der willkuͤhrlichen Bewe¬ gung und aͤhnlicher, aufſparen wollte, ſo wurde fuͤr die naͤchſten Wirkungen etwas außer ihr angenommen, das nur gleichſam Materie ſeyn und durch Negation der vornehmſten Eigen¬ ſchaften derſelben, der Schwere, u. a. ſich dem negativen Begriff des Geiſtes (als immateriel¬ ler Subſtanz) annaͤhern ſollte, als ob der Ge¬ genſatz zwiſchen beyden dadurch umgangen oder wenigſtens vermindert werden koͤnnte. Auch die Moͤglichkeit des Begriffs imponderabler und incoercibler Materien zugegeben, wuͤrde doch jener Erklaͤrungsart zufolge alles in der Materie
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Ding das andere anders als durch Vermittlung
der allgemeinen Subſtanz veraͤndere oder affi¬
cire, wurde von ihm wieder mechaniſch begrif¬
fen und zu dem Unding einer Wirkung in die
Ferne (in der Bedeutung, welche dieſer Aus¬
druck bey Newton und ſeinen Nachfolgern hat),
umgedeutet.
Da die Materie kein Lebensprincip in ſich
ſelbſt hatte und man eine Einwirkung des Gei¬
ſtes auf ſie als Erklaͤrungsgrund fuͤr die hoͤch¬
ſten Erſcheinungen, der willkuͤhrlichen Bewe¬
gung und aͤhnlicher, aufſparen wollte, ſo wurde
fuͤr die naͤchſten Wirkungen etwas außer ihr
angenommen, das nur gleichſam Materie ſeyn
und durch Negation der vornehmſten Eigen¬
ſchaften derſelben, der Schwere, u. a. ſich dem
negativen Begriff des Geiſtes (als immateriel¬
ler Subſtanz) annaͤhern ſollte, als ob der Ge¬
genſatz zwiſchen beyden dadurch umgangen oder
wenigſtens vermindert werden koͤnnte. Auch
die Moͤglichkeit des Begriffs imponderabler und
incoercibler Materien zugegeben, wuͤrde doch
jener Erklaͤrungsart zufolge alles in der Materie
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/256>, abgerufen am 23.11.2024.
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