gen müssen, nachdem man diese erst so ausge¬ dacht hat, als nöthig war, jene daraus abzu¬ leiten.
Das Innere aller Dinge und das, wor¬ aus alle lebendigen Erscheinungen derselben quillen, ist die Einheit des Realen und Idea¬ len, welche an sich absolute Ruhe nur durch Dif¬ ferenz[i]irung von außen zum Handeln bestimmt wird. Da der Grund aller Thätigkeit in der Natur Einer ist, der allgegenwärtig, durch kei¬ nen andern bedingt und in Bezug auf jedes Ding absolut ist, so können sich die verschiede¬ nen Thätigkeiten von einander bloß der Form nach unterscheiden, keine dieser Formen aber kann wieder aus einer andern begriffen werden, da jede in ihrer Art dasselbe, was die andere ist. Nicht daß eine Erscheinung von der an¬ dern abhängig, sondern daß alle aus einem ge¬ meinschaftlichen Grunde fließen, macht die Ein¬ heit der Natur aus.
Selbst die Ahndung des Empirismus, daß alles in der Natur durch die prästabilirte Harmonie aller Dinge vermittelt sey und kein
gen muͤſſen, nachdem man dieſe erſt ſo ausge¬ dacht hat, als noͤthig war, jene daraus abzu¬ leiten.
Das Innere aller Dinge und das, wor¬ aus alle lebendigen Erſcheinungen derſelben quillen, iſt die Einheit des Realen und Idea¬ len, welche an ſich abſolute Ruhe nur durch Dif¬ ferenz[i]irung von außen zum Handeln beſtimmt wird. Da der Grund aller Thaͤtigkeit in der Natur Einer iſt, der allgegenwaͤrtig, durch kei¬ nen andern bedingt und in Bezug auf jedes Ding abſolut iſt, ſo koͤnnen ſich die verſchiede¬ nen Thaͤtigkeiten von einander bloß der Form nach unterſcheiden, keine dieſer Formen aber kann wieder aus einer andern begriffen werden, da jede in ihrer Art daſſelbe, was die andere iſt. Nicht daß eine Erſcheinung von der an¬ dern abhaͤngig, ſondern daß alle aus einem ge¬ meinſchaftlichen Grunde fließen, macht die Ein¬ heit der Natur aus.
Selbſt die Ahndung des Empirismus, daß alles in der Natur durch die praͤſtabilirte Harmonie aller Dinge vermittelt ſey und kein
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gen muͤſſen, nachdem man dieſe erſt ſo ausge¬
dacht hat, als noͤthig war, jene daraus abzu¬
leiten.
Das Innere aller Dinge und das, wor¬
aus alle lebendigen Erſcheinungen derſelben
quillen, iſt die Einheit des Realen und Idea¬
len, welche an ſich abſolute Ruhe nur durch Dif¬
ferenziirung von außen zum Handeln beſtimmt
wird. Da der Grund aller Thaͤtigkeit in der
Natur Einer iſt, der allgegenwaͤrtig, durch kei¬
nen andern bedingt und in Bezug auf jedes
Ding abſolut iſt, ſo koͤnnen ſich die verſchiede¬
nen Thaͤtigkeiten von einander bloß der Form
nach unterſcheiden, keine dieſer Formen aber
kann wieder aus einer andern begriffen werden,
da jede in ihrer Art daſſelbe, was die andere
iſt. Nicht daß eine Erſcheinung von der an¬
dern abhaͤngig, ſondern daß alle aus einem ge¬
meinſchaftlichen Grunde fließen, macht die Ein¬
heit der Natur aus.
Selbſt die Ahndung des Empirismus,
daß alles in der Natur durch die praͤſtabilirte
Harmonie aller Dinge vermittelt ſey und kein
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/255>, abgerufen am 23.11.2024.
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