durch äußere Einwirkung gesetzt, der Tod das Erste, das Leben das Abgeleitete seyn.
Selbst aber wenn von Seiten des Mecha¬ nismus jede Erscheinung vollkommen durch die Erklärung begriffen würde, bliebe der Fall der¬ selbe, wie wenn jemand den Homer oder irgend einen Autor so erklären wollte, daß er anfienge, die Form der Drucklettern begreiflich zu ma¬ chen, dann zu zeigen, auf welche Weise sie zu¬ sammengestellt und endlich abgedruckt worden, und wie zuletzt jenes Werk daraus entstanden sey. Mehr oder weniger ist dieß der Fall vor¬ züglich mit dem, was man bisher in der Na¬ turlehre für mathematische Constructionen aus¬ gegeben hat. Schon früher wurde bemerkt, daß die mathematischen Formen dabey von ei¬ nem ganz bloß mechanischen Gebrauch seyen. Sie sind nicht die wesentlichen Gründe der Er¬ scheinungen selbst, welche vielmehr in etwas ganz Fremdartigem, Empirischen liegen, wie in Ansehung der Bewegungen der Weltkörper in einem Stoß, den diese nach der Seite
durch aͤußere Einwirkung geſetzt, der Tod das Erſte, das Leben das Abgeleitete ſeyn.
Selbſt aber wenn von Seiten des Mecha¬ nismus jede Erſcheinung vollkommen durch die Erklaͤrung begriffen wuͤrde, bliebe der Fall der¬ ſelbe, wie wenn jemand den Homer oder irgend einen Autor ſo erklaͤren wollte, daß er anfienge, die Form der Drucklettern begreiflich zu ma¬ chen, dann zu zeigen, auf welche Weiſe ſie zu¬ ſammengeſtellt und endlich abgedruckt worden, und wie zuletzt jenes Werk daraus entſtanden ſey. Mehr oder weniger iſt dieß der Fall vor¬ zuͤglich mit dem, was man bisher in der Na¬ turlehre fuͤr mathematiſche Conſtructionen aus¬ gegeben hat. Schon fruͤher wurde bemerkt, daß die mathematiſchen Formen dabey von ei¬ nem ganz bloß mechaniſchen Gebrauch ſeyen. Sie ſind nicht die weſentlichen Gruͤnde der Er¬ ſcheinungen ſelbſt, welche vielmehr in etwas ganz Fremdartigem, Empiriſchen liegen, wie in Anſehung der Bewegungen der Weltkoͤrper in einem Stoß, den dieſe nach der Seite
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[248/0257]
durch aͤußere Einwirkung geſetzt, der Tod
das Erſte, das Leben das Abgeleitete
ſeyn.
Selbſt aber wenn von Seiten des Mecha¬
nismus jede Erſcheinung vollkommen durch die
Erklaͤrung begriffen wuͤrde, bliebe der Fall der¬
ſelbe, wie wenn jemand den Homer oder irgend
einen Autor ſo erklaͤren wollte, daß er anfienge,
die Form der Drucklettern begreiflich zu ma¬
chen, dann zu zeigen, auf welche Weiſe ſie zu¬
ſammengeſtellt und endlich abgedruckt worden,
und wie zuletzt jenes Werk daraus entſtanden
ſey. Mehr oder weniger iſt dieß der Fall vor¬
zuͤglich mit dem, was man bisher in der Na¬
turlehre fuͤr mathematiſche Conſtructionen aus¬
gegeben hat. Schon fruͤher wurde bemerkt,
daß die mathematiſchen Formen dabey von ei¬
nem ganz bloß mechaniſchen Gebrauch ſeyen.
Sie ſind nicht die weſentlichen Gruͤnde der Er¬
ſcheinungen ſelbſt, welche vielmehr in etwas
ganz Fremdartigem, Empiriſchen liegen, wie
in Anſehung der Bewegungen der Weltkoͤrper
in einem Stoß, den dieſe nach der Seite
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/257>, abgerufen am 23.11.2024.
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