gesetzte Erscheinung verdrängen, eben des¬ wegen weil er es begriff: wie der griechische Staat keine Kirche kannte, wenn man nicht die Myste¬ rien dafür rechnen will, die aber selbst nur ein Zweig des öffentlichen Lebens waren; seit die Mysterien exoterisch sind, ist der Staat dage¬ gen esoterisch, da in ihm nur das Einzelne im Ganzen, zu welchem es im Verhältniß der Dif¬ ferenz ist, nicht aber das Ganze auch im Ein¬ zelnen lebt. In der realen Erscheinung des Staats existirte die Einheit in der Vielheit, so daß sie völlig mit ihr eins war: mit der Ent¬ gegensetzung beyder sind auch alle andere in dieser begriffnen Gegensätze im Staat hervor¬ getreten. Die Einheit mußte das Herrschende werden, aber nicht in der absoluten sondern ab¬ stracten Gestalt, in der Monarchie, deren Be¬ griff mit dem der Kirche wesentlich verflochten ist. Im Gegentheil mußte die Vielheit oder Menge, durch ihre Entgegensetzung mit der Einheit selbst, ganz in Einzelnheit zerfallen, und hörte auf, Werkzeug des Allgemeinen zu seyn. Wie die Vielheit in der Natur als Ein¬
geſetzte Erſcheinung verdraͤngen, eben des¬ wegen weil er es begriff: wie der griechiſche Staat keine Kirche kannte, wenn man nicht die Myſte¬ rien dafuͤr rechnen will, die aber ſelbſt nur ein Zweig des oͤffentlichen Lebens waren; ſeit die Myſterien exoteriſch ſind, iſt der Staat dage¬ gen eſoteriſch, da in ihm nur das Einzelne im Ganzen, zu welchem es im Verhaͤltniß der Dif¬ ferenz iſt, nicht aber das Ganze auch im Ein¬ zelnen lebt. In der realen Erſcheinung des Staats exiſtirte die Einheit in der Vielheit, ſo daß ſie voͤllig mit ihr eins war: mit der Ent¬ gegenſetzung beyder ſind auch alle andere in dieſer begriffnen Gegenſaͤtze im Staat hervor¬ getreten. Die Einheit mußte das Herrſchende werden, aber nicht in der abſoluten ſondern ab¬ ſtracten Geſtalt, in der Monarchie, deren Be¬ griff mit dem der Kirche weſentlich verflochten iſt. Im Gegentheil mußte die Vielheit oder Menge, durch ihre Entgegenſetzung mit der Einheit ſelbſt, ganz in Einzelnheit zerfallen, und hoͤrte auf, Werkzeug des Allgemeinen zu ſeyn. Wie die Vielheit in der Natur als Ein¬
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geſetzte Erſcheinung verdraͤngen, eben des¬
wegen weil er es begriff: wie der griechiſche Staat
keine Kirche kannte, wenn man nicht die Myſte¬
rien dafuͤr rechnen will, die aber ſelbſt nur ein
Zweig des oͤffentlichen Lebens waren; ſeit die
Myſterien exoteriſch ſind, iſt der Staat dage¬
gen eſoteriſch, da in ihm nur das Einzelne im
Ganzen, zu welchem es im Verhaͤltniß der Dif¬
ferenz iſt, nicht aber das Ganze auch im Ein¬
zelnen lebt. In der realen Erſcheinung des
Staats exiſtirte die Einheit in der Vielheit, ſo
daß ſie voͤllig mit ihr eins war: mit der Ent¬
gegenſetzung beyder ſind auch alle andere in
dieſer begriffnen Gegenſaͤtze im Staat hervor¬
getreten. Die Einheit mußte das Herrſchende
werden, aber nicht in der abſoluten ſondern ab¬
ſtracten Geſtalt, in der Monarchie, deren Be¬
griff mit dem der Kirche weſentlich verflochten
iſt. Im Gegentheil mußte die Vielheit oder
Menge, durch ihre Entgegenſetzung mit der
Einheit ſelbſt, ganz in Einzelnheit zerfallen,
und hoͤrte auf, Werkzeug des Allgemeinen zu
ſeyn. Wie die Vielheit in der Natur als Ein¬
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/239>, abgerufen am 25.11.2024.
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