ganz bestehen läßt, wie die Bühne reale Be¬ gebenheiten oder Geschichten, aber in einer Vol¬ lendung und Einheit darstellt, wodurch sie Aus¬ druck der höchsten Ideen werden. Die Kunst also ist es, wodurch die Historie, indem sie Wissenschaft des Wirklichen als solchen ist, zu¬ gleich über dasselbe auf das höhere Gebiet des Idealen erhoben wird, auf dem die Wissen¬ schaft steht; und der dritte und absolute Stand¬ punct der Historie ist demnach der der histori¬ schen Kunst.
Wir haben das Verhältniß desselben zu den vorherangegebenen zu zeigen.
Es versteht sich, daß der Historiker nicht, einer vermeynten Kunst zu lieb, den Stoff der Geschichte verändern kann, deren oberstes Ge¬ setz Wahrheit seyn soll. Eben so wenig kann die Meynung seyn, daß die höhere Darstellung den wirklichen Zusammenhang der Begebenhei¬ ten vernachlässige, es hat vielmehr hiermit ganz dieselbe Bewandtniß, wie mit der Be¬ gründung der Handlungen im Drama, wo zwar die einzelne aus der vorhergehenden und
ganz beſtehen laͤßt, wie die Buͤhne reale Be¬ gebenheiten oder Geſchichten, aber in einer Vol¬ lendung und Einheit darſtellt, wodurch ſie Aus¬ druck der hoͤchſten Ideen werden. Die Kunſt alſo iſt es, wodurch die Hiſtorie, indem ſie Wiſſenſchaft des Wirklichen als ſolchen iſt, zu¬ gleich uͤber daſſelbe auf das hoͤhere Gebiet des Idealen erhoben wird, auf dem die Wiſſen¬ ſchaft ſteht; und der dritte und abſolute Stand¬ punct der Hiſtorie iſt demnach der der hiſtori¬ ſchen Kunſt.
Wir haben das Verhaͤltniß deſſelben zu den vorherangegebenen zu zeigen.
Es verſteht ſich, daß der Hiſtoriker nicht, einer vermeynten Kunſt zu lieb, den Stoff der Geſchichte veraͤndern kann, deren oberſtes Ge¬ ſetz Wahrheit ſeyn ſoll. Eben ſo wenig kann die Meynung ſeyn, daß die hoͤhere Darſtellung den wirklichen Zuſammenhang der Begebenhei¬ ten vernachlaͤſſige, es hat vielmehr hiermit ganz dieſelbe Bewandtniß, wie mit der Be¬ gruͤndung der Handlungen im Drama, wo zwar die einzelne aus der vorhergehenden und
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ganz beſtehen laͤßt, wie die Buͤhne reale Be¬
gebenheiten oder Geſchichten, aber in einer Vol¬
lendung und Einheit darſtellt, wodurch ſie Aus¬
druck der hoͤchſten Ideen werden. Die Kunſt
alſo iſt es, wodurch die Hiſtorie, indem ſie
Wiſſenſchaft des Wirklichen als ſolchen iſt, zu¬
gleich uͤber daſſelbe auf das hoͤhere Gebiet des
Idealen erhoben wird, auf dem die Wiſſen¬
ſchaft ſteht; und der dritte und abſolute Stand¬
punct der Hiſtorie iſt demnach der der hiſtori¬
ſchen Kunſt.
Wir haben das Verhaͤltniß deſſelben zu
den vorherangegebenen zu zeigen.
Es verſteht ſich, daß der Hiſtoriker nicht,
einer vermeynten Kunſt zu lieb, den Stoff der
Geſchichte veraͤndern kann, deren oberſtes Ge¬
ſetz Wahrheit ſeyn ſoll. Eben ſo wenig kann
die Meynung ſeyn, daß die hoͤhere Darſtellung
den wirklichen Zuſammenhang der Begebenhei¬
ten vernachlaͤſſige, es hat vielmehr hiermit
ganz dieſelbe Bewandtniß, wie mit der Be¬
gruͤndung der Handlungen im Drama, wo
zwar die einzelne aus der vorhergehenden und
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/230>, abgerufen am 25.11.2024.
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