so ist klar, daß sie nicht selbst Wissenschaft seyn könne, und wenn die realen Wissenschaften Syn¬ thesen des Philosophischen und Historischen sind, so kann ebendeswegen die Historie selbst nicht wieder eine solche seyn, so wenig als es Philosophie seyn kann. Sie träte also in der letzten Beziehung mit dieser auf gleichen Rang.
Um dieses Verhältniß noch bestimmter ein¬ zusehen, unterscheiden wir die verschiedenen Standpuncte, auf welchen Historie gedacht werden könnte.
Der höchste, der von uns im Vorherge¬ henden erkannt wurde, ist der religiöse oder derjenige, in welchem die ganze Geschichte als Werk der Vorsehung begriffen wird. Daß die¬ ser nicht in der Historie als solcher geltend ge¬ macht werden könne, folgt daraus, daß er von dem philosophischen nicht wesentlich verschieden ist. Es versteht sich, daß ich hiemit weder die re¬ ligiöse noch die philosophische Construction der Ge¬ schichte läugne; allein jene gehört der Theolo¬
ſo iſt klar, daß ſie nicht ſelbſt Wiſſenſchaft ſeyn koͤnne, und wenn die realen Wiſſenſchaften Syn¬ theſen des Philoſophiſchen und Hiſtoriſchen ſind, ſo kann ebendeswegen die Hiſtorie ſelbſt nicht wieder eine ſolche ſeyn, ſo wenig als es Philoſophie ſeyn kann. Sie traͤte alſo in der letzten Beziehung mit dieſer auf gleichen Rang.
Um dieſes Verhaͤltniß noch beſtimmter ein¬ zuſehen, unterſcheiden wir die verſchiedenen Standpuncte, auf welchen Hiſtorie gedacht werden koͤnnte.
Der hoͤchſte, der von uns im Vorherge¬ henden erkannt wurde, iſt der religioͤſe oder derjenige, in welchem die ganze Geſchichte als Werk der Vorſehung begriffen wird. Daß die¬ ſer nicht in der Hiſtorie als ſolcher geltend ge¬ macht werden koͤnne, folgt daraus, daß er von dem philoſophiſchen nicht weſentlich verſchieden iſt. Es verſteht ſich, daß ich hiemit weder die re¬ ligioͤſe noch die philoſophiſche Conſtruction der Ge¬ ſchichte laͤugne; allein jene gehoͤrt der Theolo¬
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ſo iſt klar, daß ſie nicht ſelbſt Wiſſenſchaft ſeyn
koͤnne, und wenn die realen Wiſſenſchaften Syn¬
theſen des Philoſophiſchen und Hiſtoriſchen
ſind, ſo kann ebendeswegen die Hiſtorie ſelbſt
nicht wieder eine ſolche ſeyn, ſo wenig als es
Philoſophie ſeyn kann. Sie traͤte alſo in der
letzten Beziehung mit dieſer auf gleichen Rang.
Um dieſes Verhaͤltniß noch beſtimmter ein¬
zuſehen, unterſcheiden wir die verſchiedenen
Standpuncte, auf welchen Hiſtorie gedacht
werden koͤnnte.
Der hoͤchſte, der von uns im Vorherge¬
henden erkannt wurde, iſt der religioͤſe oder
derjenige, in welchem die ganze Geſchichte als
Werk der Vorſehung begriffen wird. Daß die¬
ſer nicht in der Hiſtorie als ſolcher geltend ge¬
macht werden koͤnne, folgt daraus, daß er von
dem philoſophiſchen nicht weſentlich verſchieden
iſt. Es verſteht ſich, daß ich hiemit weder die re¬
ligioͤſe noch die philoſophiſche Conſtruction der Ge¬
ſchichte laͤugne; allein jene gehoͤrt der Theolo¬
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/224>, abgerufen am 22.11.2024.
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