st für sich zureichend, das Wesen und alle be¬ sondere Bestimmungen des Christenthums ein¬ zusehen.
Die alte Welt ist in so fern wieder die Naturseite der Geschichte, als die in ihr herr¬ schende Einheit oder Idee, Seyn des Unend¬ lichen im Endlichen ist. Der Schluß der alten Zeit und die Gränze einer neuen, deren herr¬ schendes Princip das Unendliche war, konnte nur dadurch gemacht werden, daß das wahre Unendliche in das Endliche kam, nicht um die¬ ses zu vergöttern, sondern um es in seiner ei¬ genen Person Gott zu opfern und dadurch zu versöhnen. Die erste Idee des Christenthums ist daher nothwendig der Menschgewordene Gott, Christus als Gipfel und Ende der alten Götterwelt. Auch er verendlicht in sich das Göttliche, aber er zieht nicht die Menschheit in ihrer Hohheit, sondern in ihrer Niedrigkeit an, und steht als eine von Ewigkeit zwar be¬ schlossene, aber in der Zeit vergängliche Erschei¬ nung da, als Gränze der beyden Welten; er selbst geht zurück ins Unsichtbare und verheißt
ſt fuͤr ſich zureichend, das Weſen und alle be¬ ſondere Beſtimmungen des Chriſtenthums ein¬ zuſehen.
Die alte Welt iſt in ſo fern wieder die Naturſeite der Geſchichte, als die in ihr herr¬ ſchende Einheit oder Idee, Seyn des Unend¬ lichen im Endlichen iſt. Der Schluß der alten Zeit und die Graͤnze einer neuen, deren herr¬ ſchendes Princip das Unendliche war, konnte nur dadurch gemacht werden, daß das wahre Unendliche in das Endliche kam, nicht um die¬ ſes zu vergoͤttern, ſondern um es in ſeiner ei¬ genen Perſon Gott zu opfern und dadurch zu verſoͤhnen. Die erſte Idee des Chriſtenthums iſt daher nothwendig der Menſchgewordene Gott, Chriſtus als Gipfel und Ende der alten Goͤtterwelt. Auch er verendlicht in ſich das Goͤttliche, aber er zieht nicht die Menſchheit in ihrer Hohheit, ſondern in ihrer Niedrigkeit an, und ſteht als eine von Ewigkeit zwar be¬ ſchloſſene, aber in der Zeit vergaͤngliche Erſchei¬ nung da, als Graͤnze der beyden Welten; er ſelbſt geht zuruͤck ins Unſichtbare und verheißt
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ſt fuͤr ſich zureichend, das Weſen und alle be¬
ſondere Beſtimmungen des Chriſtenthums ein¬
zuſehen.
Die alte Welt iſt in ſo fern wieder die
Naturſeite der Geſchichte, als die in ihr herr¬
ſchende Einheit oder Idee, Seyn des Unend¬
lichen im Endlichen iſt. Der Schluß der alten
Zeit und die Graͤnze einer neuen, deren herr¬
ſchendes Princip das Unendliche war, konnte
nur dadurch gemacht werden, daß das wahre
Unendliche in das Endliche kam, nicht um die¬
ſes zu vergoͤttern, ſondern um es in ſeiner ei¬
genen Perſon Gott zu opfern und dadurch zu
verſoͤhnen. Die erſte Idee des Chriſtenthums
iſt daher nothwendig der Menſchgewordene
Gott, Chriſtus als Gipfel und Ende der alten
Goͤtterwelt. Auch er verendlicht in ſich das
Goͤttliche, aber er zieht nicht die Menſchheit
in ihrer Hohheit, ſondern in ihrer Niedrigkeit
an, und ſteht als eine von Ewigkeit zwar be¬
ſchloſſene, aber in der Zeit vergaͤngliche Erſchei¬
nung da, als Graͤnze der beyden Welten; er
ſelbſt geht zuruͤck ins Unſichtbare und verheißt
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/189>, abgerufen am 22.11.2024.
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