net werden kann, da diese ja von ihrer Zeit ausgestoßen und verbannt, von der Nachwelt nur als merkwürdige Beyspiele des Irrthums begriffen worden sind.
Da in dem Verhältniß, in welchem die großen Objectivitäten der Staatsverfassungen und selbst des allgemeinen religiösen Vereins verschwanden, sich das göttliche Princip von der Welt zurückzog, so konnte in dem Aeußeren der Natur nichts als der reine entseelte Leib des Endlichen zurückbleiben, das Licht hatte sich ganz nach innen gewandt und die Entgegense¬ tzung des Subjectiven und Objectiven mußte ih¬ ren höchsten Gipfel erreichen. Wenn man von Spinoza absieht, so ist seit Cartesius, in wel¬ chem die Entzweyung sich wissenschaftlich be¬ stimmt ausgesprochen hatte, bis auf diese Zeit keine ihr entgegengesetzte Erscheinung, da auch Leibnitz seine Lehre in einer Form aus¬ sprach, die der Dualismus sich wieder aneig¬ nen konnte. Durch diese Zerreißung der Idee hatte auch das Unendliche seine Bedeutung ver¬ loren und diejenige, die es hatte, war eben so,
net werden kann, da dieſe ja von ihrer Zeit ausgeſtoßen und verbannt, von der Nachwelt nur als merkwuͤrdige Beyſpiele des Irrthums begriffen worden ſind.
Da in dem Verhaͤltniß, in welchem die großen Objectivitaͤten der Staatsverfaſſungen und ſelbſt des allgemeinen religioͤſen Vereins verſchwanden, ſich das goͤttliche Princip von der Welt zuruͤckzog, ſo konnte in dem Aeußeren der Natur nichts als der reine entſeelte Leib des Endlichen zuruͤckbleiben, das Licht hatte ſich ganz nach innen gewandt und die Entgegenſe¬ tzung des Subjectiven und Objectiven mußte ih¬ ren hoͤchſten Gipfel erreichen. Wenn man von Spinoza abſieht, ſo iſt ſeit Carteſius, in wel¬ chem die Entzweyung ſich wiſſenſchaftlich be¬ ſtimmt ausgeſprochen hatte, bis auf dieſe Zeit keine ihr entgegengeſetzte Erſcheinung, da auch Leibnitz ſeine Lehre in einer Form aus¬ ſprach, die der Dualismus ſich wieder aneig¬ nen konnte. Durch dieſe Zerreißung der Idee hatte auch das Unendliche ſeine Bedeutung ver¬ loren und diejenige, die es hatte, war eben ſo,
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net werden kann, da dieſe ja von ihrer Zeit
ausgeſtoßen und verbannt, von der Nachwelt
nur als merkwuͤrdige Beyſpiele des Irrthums
begriffen worden ſind.
Da in dem Verhaͤltniß, in welchem die
großen Objectivitaͤten der Staatsverfaſſungen
und ſelbſt des allgemeinen religioͤſen Vereins
verſchwanden, ſich das goͤttliche Princip von
der Welt zuruͤckzog, ſo konnte in dem Aeußeren
der Natur nichts als der reine entſeelte Leib des
Endlichen zuruͤckbleiben, das Licht hatte ſich
ganz nach innen gewandt und die Entgegenſe¬
tzung des Subjectiven und Objectiven mußte ih¬
ren hoͤchſten Gipfel erreichen. Wenn man von
Spinoza abſieht, ſo iſt ſeit Carteſius, in wel¬
chem die Entzweyung ſich wiſſenſchaftlich be¬
ſtimmt ausgeſprochen hatte, bis auf dieſe
Zeit keine ihr entgegengeſetzte Erſcheinung, da
auch Leibnitz ſeine Lehre in einer Form aus¬
ſprach, die der Dualismus ſich wieder aneig¬
nen konnte. Durch dieſe Zerreißung der Idee
hatte auch das Unendliche ſeine Bedeutung ver¬
loren und diejenige, die es hatte, war eben ſo,
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/145>, abgerufen am 23.11.2024.
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