als die nothwendige Bedingung der Existenz des Lichts für die Kunst muß ich mich hier erklären.
a) Das Verhältniß des Lichts zum Klang betreffend, so ist bekannt, wie vielfache Vergleichungen darüber gemacht worden sind, obschon die wahre Identität und Verschiedenheit beider bisher meines Wissens noch nicht auseinandergesetzt ist. -- In der Materie, sagten wir, bildet das Wesen, die Identität, sich in die Form; in dem Licht dagegen ist die Form oder Besonderheit wieder zum Wesen verklärt. Hieraus muß sich auch das Verhältniß des Lichts und des Klanges ein- sehen lassen. Der Klang ist, wie wir wissen, nicht absolut gesetzt, nur gesetzt unter Bedingung einer dem Körper mitgetheilten Bewegung, wo- durch er aus der Indifferenz mit sich selbst gesetzt wird. Der Klang selbst ist nichts anderes als die Indifferenz von Seele und Leib, aber diese Indifferenz nur, soweit sie in der ersten Dimension liegt. Wo dem Ding der unendliche Begriff absolut verbunden ist, wie dem Weltkörper, der auch als endlich unendlich, da entsteht jene innere Musik der Be- wegungen der Gestirne; wo bloß relativ, entsteht der Klang, welcher nichts anderes als der Akt der Wiedereinbildung des Idealen ins Reale, also die Erscheinung der Indifferenz ist, nachdem beides aus der Indif- ferenz gerissen.
Das Ideale ist nicht an sich Klang, ebenso wie der Begriff eines Dings nicht an sich Seele ist. Der Begriff des Menschen wird Seele eben nur in der Beziehung auf den Leib, wie der Leib nur Leib ist in Beziehung auf die Seele. So ist das, was wir Klang des Körpers nennen, eben schon das in Beziehung auf den Körper gesetzte Ideale. Wenn also das, was im Klang sich offenbart, nur der Begriff des Dings ist, so werden wir dagegen das Licht der Idee der Dinge gleich- setzen, oder dem, worin das Endliche dem Unendlichen wahrhaft ver- knüpft ist. Der Klang ist also das inwohnende oder endliche Licht der körperlichen Dinge, das Licht ist die unendliche Seele aller körperlichen Dinge.
Allein das absolute Licht, das Licht als wahrhaft absolute Auf- lösung der Differenz in die Identität, würde selbst gar nicht als
als die nothwendige Bedingung der Exiſtenz des Lichts für die Kunſt muß ich mich hier erklären.
a) Das Verhältniß des Lichts zum Klang betreffend, ſo iſt bekannt, wie vielfache Vergleichungen darüber gemacht worden ſind, obſchon die wahre Identität und Verſchiedenheit beider bisher meines Wiſſens noch nicht auseinandergeſetzt iſt. — In der Materie, ſagten wir, bildet das Weſen, die Identität, ſich in die Form; in dem Licht dagegen iſt die Form oder Beſonderheit wieder zum Weſen verklärt. Hieraus muß ſich auch das Verhältniß des Lichts und des Klanges ein- ſehen laſſen. Der Klang iſt, wie wir wiſſen, nicht abſolut geſetzt, nur geſetzt unter Bedingung einer dem Körper mitgetheilten Bewegung, wo- durch er aus der Indifferenz mit ſich ſelbſt geſetzt wird. Der Klang ſelbſt iſt nichts anderes als die Indifferenz von Seele und Leib, aber dieſe Indifferenz nur, ſoweit ſie in der erſten Dimenſion liegt. Wo dem Ding der unendliche Begriff abſolut verbunden iſt, wie dem Weltkörper, der auch als endlich unendlich, da entſteht jene innere Muſik der Be- wegungen der Geſtirne; wo bloß relativ, entſteht der Klang, welcher nichts anderes als der Akt der Wiedereinbildung des Idealen ins Reale, alſo die Erſcheinung der Indifferenz iſt, nachdem beides aus der Indif- ferenz geriſſen.
Das Ideale iſt nicht an ſich Klang, ebenſo wie der Begriff eines Dings nicht an ſich Seele iſt. Der Begriff des Menſchen wird Seele eben nur in der Beziehung auf den Leib, wie der Leib nur Leib iſt in Beziehung auf die Seele. So iſt das, was wir Klang des Körpers nennen, eben ſchon das in Beziehung auf den Körper geſetzte Ideale. Wenn alſo das, was im Klang ſich offenbart, nur der Begriff des Dings iſt, ſo werden wir dagegen das Licht der Idee der Dinge gleich- ſetzen, oder dem, worin das Endliche dem Unendlichen wahrhaft ver- knüpft iſt. Der Klang iſt alſo das inwohnende oder endliche Licht der körperlichen Dinge, das Licht iſt die unendliche Seele aller körperlichen Dinge.
Allein das abſolute Licht, das Licht als wahrhaft abſolute Auf- löſung der Differenz in die Identität, würde ſelbſt gar nicht als
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als die nothwendige Bedingung der Exiſtenz des Lichts für die Kunſt
muß ich mich hier erklären.
a) Das Verhältniß des Lichts zum Klang betreffend, ſo
iſt bekannt, wie vielfache Vergleichungen darüber gemacht worden ſind,
obſchon die wahre Identität und Verſchiedenheit beider bisher meines
Wiſſens noch nicht auseinandergeſetzt iſt. — In der Materie, ſagten
wir, bildet das Weſen, die Identität, ſich in die Form; in dem Licht
dagegen iſt die Form oder Beſonderheit wieder zum Weſen verklärt.
Hieraus muß ſich auch das Verhältniß des Lichts und des Klanges ein-
ſehen laſſen. Der Klang iſt, wie wir wiſſen, nicht abſolut geſetzt, nur
geſetzt unter Bedingung einer dem Körper mitgetheilten Bewegung, wo-
durch er aus der Indifferenz mit ſich ſelbſt geſetzt wird. Der Klang
ſelbſt iſt nichts anderes als die Indifferenz von Seele und Leib, aber
dieſe Indifferenz nur, ſoweit ſie in der erſten Dimenſion liegt. Wo dem
Ding der unendliche Begriff abſolut verbunden iſt, wie dem Weltkörper,
der auch als endlich unendlich, da entſteht jene innere Muſik der Be-
wegungen der Geſtirne; wo bloß relativ, entſteht der Klang, welcher
nichts anderes als der Akt der Wiedereinbildung des Idealen ins Reale,
alſo die Erſcheinung der Indifferenz iſt, nachdem beides aus der Indif-
ferenz geriſſen.
Das Ideale iſt nicht an ſich Klang, ebenſo wie der Begriff eines
Dings nicht an ſich Seele iſt. Der Begriff des Menſchen wird Seele
eben nur in der Beziehung auf den Leib, wie der Leib nur Leib iſt in
Beziehung auf die Seele. So iſt das, was wir Klang des Körpers
nennen, eben ſchon das in Beziehung auf den Körper geſetzte Ideale.
Wenn alſo das, was im Klang ſich offenbart, nur der Begriff des
Dings iſt, ſo werden wir dagegen das Licht der Idee der Dinge gleich-
ſetzen, oder dem, worin das Endliche dem Unendlichen wahrhaft ver-
knüpft iſt. Der Klang iſt alſo das inwohnende oder endliche Licht der
körperlichen Dinge, das Licht iſt die unendliche Seele aller körperlichen
Dinge.
Allein das abſolute Licht, das Licht als wahrhaft abſolute Auf-
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Philosophie der Kunst (in: Sämtliche Werke. Abt. 1, Bd. 5). Stuttgart, 1859, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_kunst_1859/184>, abgerufen am 24.11.2024.
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