wünschen wir, unserer Bestimmung nach, unser geistiges Leben immer weiter auszu- dehnen und, wäre es möglich, über un- ser ganzes Daseyn zu verbreiten; wir wünschen uns den beengenden Banden des Physischen, so weit es unsere physische Existenz nur verstattet, zu entziehn. Aber eben die Gesetze des physischen Daseyns setzen unserer vernünftigen Wirksamkeit im Leben Schranken aller Art. Wir sehen uns von Klima, Nahrung, Bewegung, Ruhe und Schlaf, körperlichen und geisti- gen Leiden abhängig gemacht. Vielen Be- dingungen unserer physischen Existenz läßt sich nur wenig abdingen, während andere gar nicht von uns abhängen; und beym Ueberschlag seiner Lebensjahre hat man auch im glücklichsten Fall kaum die Hälfte
wuͤnſchen wir, unſerer Beſtimmung nach, unſer geiſtiges Leben immer weiter auszu- dehnen und, waͤre es moͤglich, uͤber un- ſer ganzes Daſeyn zu verbreiten; wir wuͤnſchen uns den beengenden Banden des Phyſiſchen, ſo weit es unſere phyſiſche Exiſtenz nur verſtattet, zu entziehn. Aber eben die Geſetze des phyſiſchen Daſeyns ſetzen unſerer vernuͤnftigen Wirkſamkeit im Leben Schranken aller Art. Wir ſehen uns von Klima, Nahrung, Bewegung, Ruhe und Schlaf, koͤrperlichen und geiſti- gen Leiden abhaͤngig gemacht. Vielen Be- dingungen unſerer phyſiſchen Exiſtenz laͤßt ſich nur wenig abdingen, waͤhrend andere gar nicht von uns abhaͤngen; und beym Ueberſchlag ſeiner Lebensjahre hat man auch im gluͤcklichſten Fall kaum die Haͤlfte
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wuͤnſchen wir, unſerer Beſtimmung nach,
unſer geiſtiges Leben immer weiter auszu-
dehnen und, waͤre es moͤglich, uͤber un-
ſer ganzes Daſeyn zu verbreiten; wir
wuͤnſchen uns den beengenden Banden des
Phyſiſchen, ſo weit es unſere phyſiſche
Exiſtenz nur verſtattet, zu entziehn. Aber
eben die Geſetze des phyſiſchen Daſeyns
ſetzen unſerer vernuͤnftigen Wirkſamkeit im
Leben Schranken aller Art. Wir ſehen
uns von Klima, Nahrung, Bewegung,
Ruhe und Schlaf, koͤrperlichen und geiſti-
gen Leiden abhaͤngig gemacht. Vielen Be-
dingungen unſerer phyſiſchen Exiſtenz laͤßt
ſich nur wenig abdingen, waͤhrend andere
gar nicht von uns abhaͤngen; und beym
Ueberſchlag ſeiner Lebensjahre hat man
auch im gluͤcklichſten Fall kaum die Haͤlfte
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Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802/38>, abgerufen am 02.05.2024.
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