Schaden willens, den es dem wahren Dienst bringt, wenn man die dazu wirklich fähigen lange auf ihr Weiterkommen warten läßt. *)
Den 20sten July.
Beym Lesen der Aushängbogen der Bio- graphie hab ich abermals gefunden, daß es keineswegs einerley ist, sein Geschriebnes blos geschrieben oder gedruckt zu lesen. Der Druck scheint die neunjährige Quaran- taine zu ersetzen, die eine Handschrift, laut dem horazischen nonum prematur in annum halten soll, und die König Friedrich II., da er eine eigne Druckerey hatte, bey seinen Versen mehr hätte benutzen können und sol- len. Jetzt, da alles bis auf die Schlußbo- gen schon in der entfernten Druckerey, und also alea iacta ist, läßt sich den selbstbemerk- ten Deficits im Vortrage etc. nicht mehr abhelfen, und ich muß zufrieden seyn, wieder- holentlich versichern zu können, daß ich von keiner Person oder Sache etwas gesagt habe, was ich nicht für wahr gehalten.
Freylich hab ich manche Personen, die mir außer ihrer Dienstlage, blos als Men- schen betrachtet, lieb und werth waren, aus
*) Jn der aus Spa unterm 4ten August erfolgten Antwort benachrichtigen mich Se. königl. Hoheit, daß, wenn mein Empfohlner, nach allgemeiner Vermuthung, seine Examina gut bestände und die Offiziere seiner Brigade ihn vorschriftmäßig zum Cameraden wählten, Sie ihn mit Vergnügen dem Könige zur Bestätigung vorschlagen würden.
Schaden willens, den es dem wahren Dienſt bringt, wenn man die dazu wirklich faͤhigen lange auf ihr Weiterkommen warten laͤßt. *)
Den 20ſten July.
Beym Leſen der Aushaͤngbogen der Bio- graphie hab ich abermals gefunden, daß es keineswegs einerley iſt, ſein Geſchriebnes blos geſchrieben oder gedruckt zu leſen. Der Druck ſcheint die neunjaͤhrige Quaran- taine zu erſetzen, die eine Handſchrift, laut dem horaziſchen nonum prematur in annum halten ſoll, und die Koͤnig Friedrich II., da er eine eigne Druckerey hatte, bey ſeinen Verſen mehr haͤtte benutzen koͤnnen und ſol- len. Jetzt, da alles bis auf die Schlußbo- gen ſchon in der entfernten Druckerey, und alſo alea iacta iſt, laͤßt ſich den ſelbſtbemerk- ten Deficits im Vortrage ꝛc. nicht mehr abhelfen, und ich muß zufrieden ſeyn, wieder- holentlich verſichern zu koͤnnen, daß ich von keiner Perſon oder Sache etwas geſagt habe, was ich nicht fuͤr wahr gehalten.
Freylich hab ich manche Perſonen, die mir außer ihrer Dienſtlage, blos als Men- ſchen betrachtet, lieb und werth waren, aus
*) Jn der aus Spa unterm 4ten Auguſt erfolgten Antwort benachrichtigen mich Se. koͤnigl. Hoheit, daß, wenn mein Empfohlner, nach allgemeiner Vermuthung, ſeine Examina gut beſtaͤnde und die Offiziere ſeiner Brigade ihn vorſchriftmaͤßig zum Cameraden waͤhlten, Sie ihn mit Vergnuͤgen dem Koͤnige zur Beſtaͤtigung vorſchlagen wuͤrden.
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Schaden willens, den es dem wahren Dienſt
bringt, wenn man die dazu wirklich faͤhigen
lange auf ihr Weiterkommen warten laͤßt. *)
Den 20ſten July.
Beym Leſen der Aushaͤngbogen der Bio-
graphie hab ich abermals gefunden, daß es
keineswegs einerley iſt, ſein Geſchriebnes
blos geſchrieben oder gedruckt zu leſen.
Der Druck ſcheint die neunjaͤhrige Quaran-
taine zu erſetzen, die eine Handſchrift, laut
dem horaziſchen nonum prematur in annum
halten ſoll, und die Koͤnig Friedrich II., da
er eine eigne Druckerey hatte, bey ſeinen
Verſen mehr haͤtte benutzen koͤnnen und ſol-
len. Jetzt, da alles bis auf die Schlußbo-
gen ſchon in der entfernten Druckerey, und
alſo alea iacta iſt, laͤßt ſich den ſelbſtbemerk-
ten Deficits im Vortrage ꝛc. nicht mehr
abhelfen, und ich muß zufrieden ſeyn, wieder-
holentlich verſichern zu koͤnnen, daß ich von
keiner Perſon oder Sache etwas geſagt habe,
was ich nicht fuͤr wahr gehalten.
Freylich hab ich manche Perſonen, die
mir außer ihrer Dienſtlage, blos als Men-
ſchen betrachtet, lieb und werth waren, aus
*) Jn der aus Spa unterm 4ten Auguſt erfolgten
Antwort benachrichtigen mich Se. koͤnigl. Hoheit,
daß, wenn mein Empfohlner, nach allgemeiner
Vermuthung, ſeine Examina gut beſtaͤnde und die
Offiziere ſeiner Brigade ihn vorſchriftmaͤßig zum
Cameraden waͤhlten, Sie ihn mit Vergnuͤgen dem
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/525>, abgerufen am 22.11.2024.
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