der corsische Kunstgärtner Mühe haben, den Stamm selbst unbeschädigt zu erhalten.
Napoleon, dem es bisher gelungen, seine Feinde durch den ersten Schlag so zu er- schrecken, daß sie den zweyten nicht abzu- warten wagten, hat die Russen an seine großen Anstalten sich nicht kehrend gefunden. Sie warten die weithergekommenen, aus aller- hand sich nicht kennenden, nicht liebenden Völkerschaften zusammen getriebnen Solda- ten in ihrem eignen Lande ab, und wenn der über diese Kaltblütigkeit höchst unwillige Kaiser sie mit seinen, keinesweges mehr wie sonst gestimmten, Heeren angreifen wird, so bezweifle ich seine Obsiegung. Gesetzt aber auch, es gelänge ihm die erste Schlacht, so scheinen die Russen durch die übereilten Frie- densschlüsse von Campoformio, Preßburg, Tilsit, belehrt zu seyn, eine zweyte könne glücklichere Erfolge haben, und haben sie dieses nicht gelernt, so versteht ihre Staats- verwaltung nicht ihre großen Kräfte zu brau- chen, welches eben so nachtheilig ist, als der Mißbrauch der kleingewordnen in andern Ländern. Einem Gerede zu Folge soll Na- poleon der Kaiserin Maria Louise und den Räthen, die ihm in Mainz zum Frieden
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der corſiſche Kunſtgaͤrtner Muͤhe haben, den Stamm ſelbſt unbeſchaͤdigt zu erhalten.
Napoleon, dem es bisher gelungen, ſeine Feinde durch den erſten Schlag ſo zu er- ſchrecken, daß ſie den zweyten nicht abzu- warten wagten, hat die Ruſſen an ſeine großen Anſtalten ſich nicht kehrend gefunden. Sie warten die weithergekommenen, aus aller- hand ſich nicht kennenden, nicht liebenden Voͤlkerſchaften zuſammen getriebnen Solda- ten in ihrem eignen Lande ab, und wenn der uͤber dieſe Kaltbluͤtigkeit hoͤchſt unwillige Kaiſer ſie mit ſeinen, keinesweges mehr wie ſonſt geſtimmten, Heeren angreifen wird, ſo bezweifle ich ſeine Obſiegung. Geſetzt aber auch, es gelaͤnge ihm die erſte Schlacht, ſo ſcheinen die Ruſſen durch die uͤbereilten Frie- densſchluͤſſe von Campoformio, Preßburg, Tilſit, belehrt zu ſeyn, eine zweyte koͤnne gluͤcklichere Erfolge haben, und haben ſie dieſes nicht gelernt, ſo verſteht ihre Staats- verwaltung nicht ihre großen Kraͤfte zu brau- chen, welches eben ſo nachtheilig iſt, als der Mißbrauch der kleingewordnen in andern Laͤndern. Einem Gerede zu Folge ſoll Na- poleon der Kaiſerin Maria Louiſe und den Raͤthen, die ihm in Mainz zum Frieden
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der corſiſche Kunſtgaͤrtner Muͤhe haben, den
Stamm ſelbſt unbeſchaͤdigt zu erhalten.
Napoleon, dem es bisher gelungen, ſeine
Feinde durch den erſten Schlag ſo zu er-
ſchrecken, daß ſie den zweyten nicht abzu-
warten wagten, hat die Ruſſen an ſeine
großen Anſtalten ſich nicht kehrend gefunden.
Sie warten die weithergekommenen, aus aller-
hand ſich nicht kennenden, nicht liebenden
Voͤlkerſchaften zuſammen getriebnen Solda-
ten in ihrem eignen Lande ab, und wenn
der uͤber dieſe Kaltbluͤtigkeit hoͤchſt unwillige
Kaiſer ſie mit ſeinen, keinesweges mehr wie
ſonſt geſtimmten, Heeren angreifen wird, ſo
bezweifle ich ſeine Obſiegung. Geſetzt aber
auch, es gelaͤnge ihm die erſte Schlacht, ſo
ſcheinen die Ruſſen durch die uͤbereilten Frie-
densſchluͤſſe von Campoformio, Preßburg,
Tilſit, belehrt zu ſeyn, eine zweyte koͤnne
gluͤcklichere Erfolge haben, und haben ſie
dieſes nicht gelernt, ſo verſteht ihre Staats-
verwaltung nicht ihre großen Kraͤfte zu brau-
chen, welches eben ſo nachtheilig iſt, als
der Mißbrauch der kleingewordnen in andern
Laͤndern. Einem Gerede zu Folge ſoll Na-
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/450>, abgerufen am 22.11.2024.
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