Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

werflich halte, besonders wenn man die lez-
ten Worte des vierten Verses zu beobachten
nicht vergißt. (*) Nach blos augenblicklicher
sinnlicher Lustbefriedigung ohne alle Beymi-
schung eines physischen, wenn auch nur von
meiner Seite gedachten Vergnügens, hab'
ich so wenig greifen, als mich zum Trinken
hinsetzen können, um zu trinken, daher ich
mich auch nur auf drey von ungefähr gehabte
förmliche Räusche besinne.

Das erste Glas Wein über das Maaß,
welches ich vertragen kann, warnt mich je-
desmal durch eine gewisse traurige Stim-
mung, die es in mir veranlaßt, vor dem
Mehrtrinken. Ein Dienstmann, von wel-
cher Sektion er sey, kommt selten ohne
Kraftbanquerout davon, wenn er nicht über
diese zwei Einnahmen und Ausgaben Buch
hält.

Aus meiner Denkungsart über die Wei-
ber läßt sich indessen die Möglichkeit meines
Herausfindens aus dem Labyrinth der Liebe

(*) Jm Vertrauen, daß keiner von meinen Lesern
schlimmer deshalb von mir denken werde, werd
ich dem dritten Bändchen der Gedanken und
Meynungen einen kleinen Aufsatz über etwas, das
in diese Materie einschlägt, beylegen.

werflich halte, beſonders wenn man die lez-
ten Worte des vierten Verſes zu beobachten
nicht vergißt. (*) Nach blos augenblicklicher
ſinnlicher Luſtbefriedigung ohne alle Beymi-
ſchung eines phyſiſchen, wenn auch nur von
meiner Seite gedachten Vergnuͤgens, hab’
ich ſo wenig greifen, als mich zum Trinken
hinſetzen koͤnnen, um zu trinken, daher ich
mich auch nur auf drey von ungefaͤhr gehabte
foͤrmliche Raͤuſche beſinne.

Das erſte Glas Wein uͤber das Maaß,
welches ich vertragen kann, warnt mich je-
desmal durch eine gewiſſe traurige Stim-
mung, die es in mir veranlaßt, vor dem
Mehrtrinken. Ein Dienſtmann, von wel-
cher Sektion er ſey, kommt ſelten ohne
Kraftbanquerout davon, wenn er nicht uͤber
dieſe zwei Einnahmen und Ausgaben Buch
haͤlt.

Aus meiner Denkungsart uͤber die Wei-
ber laͤßt ſich indeſſen die Moͤglichkeit meines
Herausfindens aus dem Labyrinth der Liebe

(*) Jm Vertrauen, daß keiner von meinen Leſern
ſchlimmer deshalb von mir denken werde, werd
ich dem dritten Baͤndchen der Gedanken und
Meynungen einen kleinen Aufſatz uͤber etwas, das
in dieſe Materie einſchlaͤgt, beylegen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0380" n="363"/>
werflich halte, be&#x017F;onders wenn man die lez-<lb/>
ten Worte des vierten Ver&#x017F;es zu beobachten<lb/>
nicht vergißt. <note place="foot" n="(*)">Jm Vertrauen, daß keiner von meinen Le&#x017F;ern<lb/>
&#x017F;chlimmer deshalb von mir denken werde, werd<lb/>
ich dem dritten Ba&#x0364;ndchen der Gedanken und<lb/>
Meynungen einen kleinen Auf&#x017F;atz u&#x0364;ber etwas, das<lb/>
in die&#x017F;e Materie ein&#x017F;chla&#x0364;gt, beylegen.</note> Nach blos augenblicklicher<lb/>
&#x017F;innlicher Lu&#x017F;tbefriedigung ohne alle Beymi-<lb/>
&#x017F;chung eines phy&#x017F;i&#x017F;chen, wenn auch nur von<lb/>
meiner Seite gedachten Vergnu&#x0364;gens, hab&#x2019;<lb/>
ich &#x017F;o wenig greifen, als mich zum Trinken<lb/>
hin&#x017F;etzen ko&#x0364;nnen, um zu trinken, daher ich<lb/>
mich auch nur auf drey von ungefa&#x0364;hr gehabte<lb/>
fo&#x0364;rmliche Ra&#x0364;u&#x017F;che be&#x017F;inne.</p><lb/>
        <p>Das er&#x017F;te Glas Wein u&#x0364;ber das Maaß,<lb/>
welches ich vertragen kann, warnt mich je-<lb/>
desmal durch eine gewi&#x017F;&#x017F;e traurige Stim-<lb/>
mung, die es in mir veranlaßt, vor dem<lb/>
Mehrtrinken. Ein Dien&#x017F;tmann, von wel-<lb/>
cher Sektion er &#x017F;ey, kommt &#x017F;elten ohne<lb/>
Kraftbanquerout davon, wenn er nicht u&#x0364;ber<lb/>
die&#x017F;e zwei Einnahmen und Ausgaben Buch<lb/>
ha&#x0364;lt.</p><lb/>
        <p>Aus meiner Denkungsart u&#x0364;ber die Wei-<lb/>
ber la&#x0364;ßt &#x017F;ich inde&#x017F;&#x017F;en die Mo&#x0364;glichkeit meines<lb/>
Herausfindens aus dem Labyrinth der Liebe<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[363/0380] werflich halte, beſonders wenn man die lez- ten Worte des vierten Verſes zu beobachten nicht vergißt. (*) Nach blos augenblicklicher ſinnlicher Luſtbefriedigung ohne alle Beymi- ſchung eines phyſiſchen, wenn auch nur von meiner Seite gedachten Vergnuͤgens, hab’ ich ſo wenig greifen, als mich zum Trinken hinſetzen koͤnnen, um zu trinken, daher ich mich auch nur auf drey von ungefaͤhr gehabte foͤrmliche Raͤuſche beſinne. Das erſte Glas Wein uͤber das Maaß, welches ich vertragen kann, warnt mich je- desmal durch eine gewiſſe traurige Stim- mung, die es in mir veranlaßt, vor dem Mehrtrinken. Ein Dienſtmann, von wel- cher Sektion er ſey, kommt ſelten ohne Kraftbanquerout davon, wenn er nicht uͤber dieſe zwei Einnahmen und Ausgaben Buch haͤlt. Aus meiner Denkungsart uͤber die Wei- ber laͤßt ſich indeſſen die Moͤglichkeit meines Herausfindens aus dem Labyrinth der Liebe (*) Jm Vertrauen, daß keiner von meinen Leſern ſchlimmer deshalb von mir denken werde, werd ich dem dritten Baͤndchen der Gedanken und Meynungen einen kleinen Aufſatz uͤber etwas, das in dieſe Materie einſchlaͤgt, beylegen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/380
Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/380>, abgerufen am 21.05.2024.