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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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posthumes du Duc de Nivernois p. Fr.
Neufchateau. Paris
1807. Göttingsch. G.
A. No. 7. von 1809 p. 67.)

Der verstorbne Minister von Gaudi,
der ein kluger, äußerst witziger, gewandter
Mann war, gab durch seine Scherztreiberey
fast zu oft Gelegenheit, sich mit ihm al
pari
zu setzen. Hier fällt mir eine Stelle
aus der vorher schon angeführten Recension
der Lettres et Pensees du Prince de
Ligne
bey, wo es heißt: "Das Esprit-
"machen
ist zwar nicht die schändlichste,
"und aus natürlichen Gründen nicht die ge-
"wöhnlichste Neigung der Großen, hat aber
"doch viel dazu beygetragen, den Menschen
"den wahren Halt des Gemüthes, der nur
"aus einer innern vollen Ueberzeugung ent-
"steht, durch das Blitzen des Espritmachens,
"das gerade des Heiligsten und Ehrwürdig-
"sten am wenigsten schonte, zu rauben. Es
"verführt auch die Großen selbst, mehr in
"gesetzlose, gefährliche, schlecht berechnete
"Plane hinein zu gehen, als sie wahr-
"scheinlich ohne selbiges gethan hätten. Wo
"Witz und Bonmots für Gründe gewöhn-
"lich gelten, da hat der Geist der Unruhe,
"der Durst nach Gloriole nur zu leicht ge-

poſthumes du Duc de Nivernois p. Fr.
Neufchateau. Paris
1807. Goͤttingſch. G.
A. No. 7. von 1809 p. 67.)

Der verſtorbne Miniſter von Gaudi,
der ein kluger, aͤußerſt witziger, gewandter
Mann war, gab durch ſeine Scherztreiberey
faſt zu oft Gelegenheit, ſich mit ihm al
pari
zu ſetzen. Hier faͤllt mir eine Stelle
aus der vorher ſchon angefuͤhrten Recenſion
der Lettres et Penſees du Prince de
Ligne
bey, wo es heißt: „Das Esprit-
„machen
iſt zwar nicht die ſchaͤndlichſte,
„und aus natuͤrlichen Gruͤnden nicht die ge-
„woͤhnlichſte Neigung der Großen, hat aber
„doch viel dazu beygetragen, den Menſchen
„den wahren Halt des Gemuͤthes, der nur
„aus einer innern vollen Ueberzeugung ent-
„ſteht, durch das Blitzen des Espritmachens,
„das gerade des Heiligſten und Ehrwuͤrdig-
„ſten am wenigſten ſchonte, zu rauben. Es
„verfuͤhrt auch die Großen ſelbſt, mehr in
„geſetzloſe, gefaͤhrliche, ſchlecht berechnete
„Plane hinein zu gehen, als ſie wahr-
„ſcheinlich ohne ſelbiges gethan haͤtten. Wo
„Witz und Bonmots fuͤr Gruͤnde gewoͤhn-
„lich gelten, da hat der Geiſt der Unruhe,
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[341/0358] poſthumes du Duc de Nivernois p. Fr. Neufchateau. Paris 1807. Goͤttingſch. G. A. No. 7. von 1809 p. 67.) Der verſtorbne Miniſter von Gaudi, der ein kluger, aͤußerſt witziger, gewandter Mann war, gab durch ſeine Scherztreiberey faſt zu oft Gelegenheit, ſich mit ihm al pari zu ſetzen. Hier faͤllt mir eine Stelle aus der vorher ſchon angefuͤhrten Recenſion der Lettres et Penſees du Prince de Ligne bey, wo es heißt: „Das Esprit- „machen iſt zwar nicht die ſchaͤndlichſte, „und aus natuͤrlichen Gruͤnden nicht die ge- „woͤhnlichſte Neigung der Großen, hat aber „doch viel dazu beygetragen, den Menſchen „den wahren Halt des Gemuͤthes, der nur „aus einer innern vollen Ueberzeugung ent- „ſteht, durch das Blitzen des Espritmachens, „das gerade des Heiligſten und Ehrwuͤrdig- „ſten am wenigſten ſchonte, zu rauben. Es „verfuͤhrt auch die Großen ſelbſt, mehr in „geſetzloſe, gefaͤhrliche, ſchlecht berechnete „Plane hinein zu gehen, als ſie wahr- „ſcheinlich ohne ſelbiges gethan haͤtten. Wo „Witz und Bonmots fuͤr Gruͤnde gewoͤhn- „lich gelten, da hat der Geiſt der Unruhe, „der Durſt nach Gloriole nur zu leicht ge-

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/358>, abgerufen am 21.05.2024.