nung, Lust und Muth bekommen, das in ihm Liegende zum Hervorwachsen zu beför- dern. Wirkt nicht die Ueberzeugung vom Besitz eines eignen Capitals zu einer Un- ternehmung ganz anders, als ein dazu blos erborgter Fond? Ersterer erlaubt sogar eine freyere Benutzung des dazu angeliehe- nen. Das Gedeihen dieser wahrhaft lan- desväterlichen Einrichtung gehört jetzt zu meinen Hauptwünschen und beruhigt mich beym Anschauen der, meines Erachtens über- flüßigen, Universitätsstiftung in Berlin.
Jm Spätherbst dieses Jahres kam die Prinzessin Solms, ihre Schwester, die Kö- nigin, zu besuchen, hieher, und unsre mehr- maligen Unterhaltungen gaben mir sehr an- genehme Beweise von ihren nicht abgeän- derten Gesinnungen über mich und andre Dinge, so wie der Brief, den sie mir am Morgen ihrer Abreise schrieb, da ich nicht mündlich von ihr hatte Abschied nehmen können, mir zeigte, daß sie mir keine bewie- senen Offenheiten übel genommen hatte.
Am 7. December war ich zur Prinzessin Wilhelm, die der Minister Stein eine ächte deutsche Prinzessin zu nennen pflegte, zum Abschiednehmen gerufen. Während ihres
nung, Luſt und Muth bekommen, das in ihm Liegende zum Hervorwachſen zu befoͤr- dern. Wirkt nicht die Ueberzeugung vom Beſitz eines eignen Capitals zu einer Un- ternehmung ganz anders, als ein dazu blos erborgter Fond? Erſterer erlaubt ſogar eine freyere Benutzung des dazu angeliehe- nen. Das Gedeihen dieſer wahrhaft lan- desvaͤterlichen Einrichtung gehoͤrt jetzt zu meinen Hauptwuͤnſchen und beruhigt mich beym Anſchauen der, meines Erachtens uͤber- fluͤßigen, Univerſitaͤtsſtiftung in Berlin.
Jm Spaͤtherbſt dieſes Jahres kam die Prinzeſſin Solms, ihre Schweſter, die Koͤ- nigin, zu beſuchen, hieher, und unſre mehr- maligen Unterhaltungen gaben mir ſehr an- genehme Beweiſe von ihren nicht abgeaͤn- derten Geſinnungen uͤber mich und andre Dinge, ſo wie der Brief, den ſie mir am Morgen ihrer Abreiſe ſchrieb, da ich nicht muͤndlich von ihr hatte Abſchied nehmen koͤnnen, mir zeigte, daß ſie mir keine bewie- ſenen Offenheiten uͤbel genommen hatte.
Am 7. December war ich zur Prinzeſſin Wilhelm, die der Miniſter Stein eine aͤchte deutſche Prinzeſſin zu nennen pflegte, zum Abſchiednehmen gerufen. Waͤhrend ihres
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nung, Luſt und Muth bekommen, das in
ihm Liegende zum Hervorwachſen zu befoͤr-
dern. Wirkt nicht die Ueberzeugung vom
Beſitz eines eignen Capitals zu einer Un-
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erborgter Fond? Erſterer erlaubt ſogar eine
freyere Benutzung des dazu angeliehe-
nen. Das Gedeihen dieſer wahrhaft lan-
desvaͤterlichen Einrichtung gehoͤrt jetzt zu
meinen Hauptwuͤnſchen und beruhigt mich
beym Anſchauen der, meines Erachtens uͤber-
fluͤßigen, Univerſitaͤtsſtiftung in Berlin.
Jm Spaͤtherbſt dieſes Jahres kam die
Prinzeſſin Solms, ihre Schweſter, die Koͤ-
nigin, zu beſuchen, hieher, und unſre mehr-
maligen Unterhaltungen gaben mir ſehr an-
genehme Beweiſe von ihren nicht abgeaͤn-
derten Geſinnungen uͤber mich und andre
Dinge, ſo wie der Brief, den ſie mir am
Morgen ihrer Abreiſe ſchrieb, da ich nicht
muͤndlich von ihr hatte Abſchied nehmen
koͤnnen, mir zeigte, daß ſie mir keine bewie-
ſenen Offenheiten uͤbel genommen hatte.
Am 7. December war ich zur Prinzeſſin
Wilhelm, die der Miniſter Stein eine aͤchte
deutſche Prinzeſſin zu nennen pflegte, zum
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/331>, abgerufen am 22.11.2024.
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