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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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ersten preußischen Sieges, da ich die Sol-
daten, selbst unter Friedrich dem Zweyten
nicht, so für den Krieg enthousiasmirt ge-
seheu. Nun sah ich dieses Heer geschlagen,
verwirrt, und fast konnte man von ihm wie
vom verfolgten Christo sagen: Keiner wußte,
wo er sein Haupt hinlegen sollte.

Die Zeit und die Art, wie dieser Krieg
begann und geführt wurde, erregte in pa-
triotischen Herzen eine Bitterkeit, die, wenn
sie allgemein geworden wäre, zu politischen
Ausschweifungen hätte führen können. Der
Glaube schon, und um so mehr noch die
Ueberzeugung, daß alles anders hätte gehen
können, sollen und müssen, reizt zum Tadel,
der keiner Regierung vortheilhaft ist, giebt
Anlaß zu einem Mißtrauen, das selbst gute
Absichten verkennen läßt, und zum Murren
über gute, obgleich beschwerliche Vorkehrun-
gen. Allgemein für überflüßig anerkannte
Verwendung der Einnahme verdoppelt das
Gefühl, das beynah jede Abgabe unange-
nehm macht. Man glaubt guten Saamen
auf undankbares Land fallen, oder ihn von
unverständigen muthwilligen Füßen zertreten
zu sehen. Wen wird es nicht ärgern, wenn
er einen das Geld auf seidne Strümpfe ver-

erſten preußiſchen Sieges, da ich die Sol-
daten, ſelbſt unter Friedrich dem Zweyten
nicht, ſo fuͤr den Krieg enthouſiasmirt ge-
ſeheu. Nun ſah ich dieſes Heer geſchlagen,
verwirrt, und faſt konnte man von ihm wie
vom verfolgten Chriſto ſagen: Keiner wußte,
wo er ſein Haupt hinlegen ſollte.

Die Zeit und die Art, wie dieſer Krieg
begann und gefuͤhrt wurde, erregte in pa-
triotiſchen Herzen eine Bitterkeit, die, wenn
ſie allgemein geworden waͤre, zu politiſchen
Ausſchweifungen haͤtte fuͤhren koͤnnen. Der
Glaube ſchon, und um ſo mehr noch die
Ueberzeugung, daß alles anders haͤtte gehen
koͤnnen, ſollen und muͤſſen, reizt zum Tadel,
der keiner Regierung vortheilhaft iſt, giebt
Anlaß zu einem Mißtrauen, das ſelbſt gute
Abſichten verkennen laͤßt, und zum Murren
uͤber gute, obgleich beſchwerliche Vorkehrun-
gen. Allgemein fuͤr uͤberfluͤßig anerkannte
Verwendung der Einnahme verdoppelt das
Gefuͤhl, das beynah jede Abgabe unange-
nehm macht. Man glaubt guten Saamen
auf undankbares Land fallen, oder ihn von
unverſtaͤndigen muthwilligen Fuͤßen zertreten
zu ſehen. Wen wird es nicht aͤrgern, wenn
er einen das Geld auf ſeidne Struͤmpfe ver-

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[260/0277] erſten preußiſchen Sieges, da ich die Sol- daten, ſelbſt unter Friedrich dem Zweyten nicht, ſo fuͤr den Krieg enthouſiasmirt ge- ſeheu. Nun ſah ich dieſes Heer geſchlagen, verwirrt, und faſt konnte man von ihm wie vom verfolgten Chriſto ſagen: Keiner wußte, wo er ſein Haupt hinlegen ſollte. Die Zeit und die Art, wie dieſer Krieg begann und gefuͤhrt wurde, erregte in pa- triotiſchen Herzen eine Bitterkeit, die, wenn ſie allgemein geworden waͤre, zu politiſchen Ausſchweifungen haͤtte fuͤhren koͤnnen. Der Glaube ſchon, und um ſo mehr noch die Ueberzeugung, daß alles anders haͤtte gehen koͤnnen, ſollen und muͤſſen, reizt zum Tadel, der keiner Regierung vortheilhaft iſt, giebt Anlaß zu einem Mißtrauen, das ſelbſt gute Abſichten verkennen laͤßt, und zum Murren uͤber gute, obgleich beſchwerliche Vorkehrun- gen. Allgemein fuͤr uͤberfluͤßig anerkannte Verwendung der Einnahme verdoppelt das Gefuͤhl, das beynah jede Abgabe unange- nehm macht. Man glaubt guten Saamen auf undankbares Land fallen, oder ihn von unverſtaͤndigen muthwilligen Fuͤßen zertreten zu ſehen. Wen wird es nicht aͤrgern, wenn er einen das Geld auf ſeidne Struͤmpfe ver-

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/277>, abgerufen am 27.11.2024.