rien durch solche Ausführer zu Elendsquel- len umgeschaffen werden; daß Unentschlossen- heit ein Cardinalgebrechen jedes Regenten ist, weil sie entweder seine Unfähigkeit und Trägheit, ein Paar sehr oft verbundene Fürstenqualitäten, verräth, oder, wenn man ihm Verstand und Gutmüthigkeit nicht ab- sprechen kann, die gegen den Muthwillen der Dienstharpyen ungeschützten Unterthanen um alles Vertrauen zu solchem Regenten und um die Hoffnung, unter ihm einst wieder glücklich werden zu können, bringt. *)
*) Jn No. IV. der Pieces interessantes relatives aux derniers evenemens en France, Octobre 1815. le Ministere, fand ich heut (20. Nov. 1815.) einige Stellen, die wohl nicht blos von Ludwig XVIII. beherzigt zu werden verdienen, und die ich daher hier folgen lasse. Nous avons besoin de talens dans nos hom- mes d'etat sans doute, mais nous avons encore plus besoin de moeurs et de probite, d'une conduite passee, qui reponde de leur conduite a venir, d'une fidelite eprouvee a leurs de- voirs et a leurs engagemens, en un mot de toutes les garanties morales, qui ne peuvent pas fe trouver dans des hommes accoutumes a se jouer de tout, a changer chaque matin de visage et a fabriquer sans cesse des revo- lutions -- -- Ces hommes si renommes pour
rien durch ſolche Ausfuͤhrer zu Elendsquel- len umgeſchaffen werden; daß Unentſchloſſen- heit ein Cardinalgebrechen jedes Regenten iſt, weil ſie entweder ſeine Unfaͤhigkeit und Traͤgheit, ein Paar ſehr oft verbundene Fuͤrſtenqualitaͤten, verraͤth, oder, wenn man ihm Verſtand und Gutmuͤthigkeit nicht ab- ſprechen kann, die gegen den Muthwillen der Dienſtharpyen ungeſchuͤtzten Unterthanen um alles Vertrauen zu ſolchem Regenten und um die Hoffnung, unter ihm einſt wieder gluͤcklich werden zu koͤnnen, bringt. *)
*) Jn No. IV. der Pieces intereſſantes relatives aux derniers evenemens en France, Octobre 1815. le Miniſtere, fand ich heut (20. Nov. 1815.) einige Stellen, die wohl nicht blos von Ludwig XVIII. beherzigt zu werden verdienen, und die ich daher hier folgen laſſe. Nous avons beſoin de talens dans nos hom- mes d’état ſans doute, mais nous avons encore plus beſoin de moeurs et de probité, d’une conduite paſſée, qui reponde de leur conduite à venir, d’une fidelité éprouvée à leurs de- voirs et à leurs engagemens, en un mot de toutes les garanties morales, qui ne peuvent pas fe trouver dans des hommes accoutumés à ſe jouer de tout, à changer chaque matin de viſage et à fabriquer ſans ceſſe des revo- lutions — — Ces hommes ſi renommés pour
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rien durch ſolche Ausfuͤhrer zu Elendsquel-
len umgeſchaffen werden; daß Unentſchloſſen-
heit ein Cardinalgebrechen jedes Regenten
iſt, weil ſie entweder ſeine Unfaͤhigkeit und
Traͤgheit, ein Paar ſehr oft verbundene
Fuͤrſtenqualitaͤten, verraͤth, oder, wenn man
ihm Verſtand und Gutmuͤthigkeit nicht ab-
ſprechen kann, die gegen den Muthwillen
der Dienſtharpyen ungeſchuͤtzten Unterthanen
um alles Vertrauen zu ſolchem Regenten und
um die Hoffnung, unter ihm einſt wieder
gluͤcklich werden zu koͤnnen, bringt. *)
*) Jn No. IV. der Pieces intereſſantes relatives
aux derniers evenemens en France, Octobre
1815. le Miniſtere, fand ich heut (20. Nov.
1815.) einige Stellen, die wohl nicht blos von
Ludwig XVIII. beherzigt zu werden verdienen,
und die ich daher hier folgen laſſe.
Nous avons beſoin de talens dans nos hom-
mes d’état ſans doute, mais nous avons encore
plus beſoin de moeurs et de probité, d’une
conduite paſſée, qui reponde de leur conduite
à venir, d’une fidelité éprouvée à leurs de-
voirs et à leurs engagemens, en un mot de
toutes les garanties morales, qui ne peuvent
pas fe trouver dans des hommes accoutumés
à ſe jouer de tout, à changer chaque matin
de viſage et à fabriquer ſans ceſſe des revo-
lutions — — Ces hommes ſi renommés pour
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/275>, abgerufen am 27.11.2024.
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