lin, wo selbst ein dreymonatlicher Aufent- halt meinen Bekanntschaftskreis mit den merkwürdigsten Personen der Zeit sehr er- weiterte. Der dort beym Oberkriegscollegio angestellte Major und 1808. als Staats- minister entlassene Freyherr v. Schrötter gehörte zu meinen Jugendfreunden, und der häufige Umgang mit ihm und seiner ver- dienstlich ausgezeichneten, von ihm höchstge- liebten Gattin schaffte mir der angenehmen Stunden und der Bekanntschaften mit vor- nehmen und merkwürdigen Leuten recht viele. Den als Finanzminister gestorbnen Herrn v. Struensee hatte ich schon viele Jahre vorher in Elbing kennen gelernt und wurde in seinem Hause mit Liebe und Achtung be- handelt. Herr v. Struensee war ein Mann von vorzüglichem Kopf, aber fast von zu humaner Gesinnung, um ein strikter Dienstmann zu seyn. Seine Art, durch die Finger zu sehen, wird ihm indessen nicht leicht einer nachmachen, ohne Gefahr zu lau- fen, ein ganz schlechter Dienstmann zu wer- den, oder seine Gesellschafter, deren Anzahl bey dem Herrn v. Struensee sehr groß war, in zu viel Popularität gerathen zu lassen. Sein Scharfsinn, seine Unverlegenheit und
lin, wo ſelbſt ein dreymonatlicher Aufent- halt meinen Bekanntſchaftskreis mit den merkwuͤrdigſten Perſonen der Zeit ſehr er- weiterte. Der dort beym Oberkriegscollegio angeſtellte Major und 1808. als Staats- miniſter entlaſſene Freyherr v. Schroͤtter gehoͤrte zu meinen Jugendfreunden, und der haͤufige Umgang mit ihm und ſeiner ver- dienſtlich ausgezeichneten, von ihm hoͤchſtge- liebten Gattin ſchaffte mir der angenehmen Stunden und der Bekanntſchaften mit vor- nehmen und merkwuͤrdigen Leuten recht viele. Den als Finanzminiſter geſtorbnen Herrn v. Struenſee hatte ich ſchon viele Jahre vorher in Elbing kennen gelernt und wurde in ſeinem Hauſe mit Liebe und Achtung be- handelt. Herr v. Struenſee war ein Mann von vorzuͤglichem Kopf, aber faſt von zu humaner Geſinnung, um ein ſtrikter Dienſtmann zu ſeyn. Seine Art, durch die Finger zu ſehen, wird ihm indeſſen nicht leicht einer nachmachen, ohne Gefahr zu lau- fen, ein ganz ſchlechter Dienſtmann zu wer- den, oder ſeine Geſellſchafter, deren Anzahl bey dem Herrn v. Struenſee ſehr groß war, in zu viel Popularitaͤt gerathen zu laſſen. Sein Scharfſinn, ſeine Unverlegenheit und
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lin, wo ſelbſt ein dreymonatlicher Aufent-
halt meinen Bekanntſchaftskreis mit den
merkwuͤrdigſten Perſonen der Zeit ſehr er-
weiterte. Der dort beym Oberkriegscollegio
angeſtellte Major und 1808. als Staats-
miniſter entlaſſene Freyherr v. Schroͤtter
gehoͤrte zu meinen Jugendfreunden, und der
haͤufige Umgang mit ihm und ſeiner ver-
dienſtlich ausgezeichneten, von ihm hoͤchſtge-
liebten Gattin ſchaffte mir der angenehmen
Stunden und der Bekanntſchaften mit vor-
nehmen und merkwuͤrdigen Leuten recht viele.
Den als Finanzminiſter geſtorbnen Herrn v.
Struenſee hatte ich ſchon viele Jahre
vorher in Elbing kennen gelernt und wurde
in ſeinem Hauſe mit Liebe und Achtung be-
handelt. Herr v. Struenſee war ein
Mann von vorzuͤglichem Kopf, aber faſt
von zu humaner Geſinnung, um ein ſtrikter
Dienſtmann zu ſeyn. Seine Art, durch die
Finger zu ſehen, wird ihm indeſſen nicht
leicht einer nachmachen, ohne Gefahr zu lau-
fen, ein ganz ſchlechter Dienſtmann zu wer-
den, oder ſeine Geſellſchafter, deren Anzahl
bey dem Herrn v. Struenſee ſehr groß war,
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/231>, abgerufen am 24.11.2024.
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