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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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Mit aller Unbefangenheit bat ich nun
den König um meinen Abschied *) und eine
kleine Pension **) von 200 Thlrn., zu der
ich einen Fond aus einigen Westpreußischen
Kämmereyen, um die ich mich wahrlich ver-
dient gemacht hatte, mithin aus keiner die kö-
niglichen Cassen angehenden Quelle, vorschlug.
Da ich aber die damals ganz ungewöhnliche
Dreustigkeit gehabt hatte, selbst an den Kö-
nig ohne Berührung einer Ministerstation zu
schreiben, so verwarf man in dem über mein
Gesuch vom Cabinet geforderten Bericht mei-
nen sehr natürlichen Pensionsvorschlag, und
erwähnte eines andern Fonds, von dem
man zum voraus hätte wissen können, daß
ihn der König nicht genehmigen würde, weil
er zum Militairetat gehörte. Nach dem
Schreiben des Ministers von M. an mich
vom 15. Febr. hatten Se. Majestät auf den

*) Beylage A.
**) Dieses Wort erinnert mich an eine Stelle im
Tacitus, der den abscheulichen Tiber folgende,
allen gutmüthigen Regenten erwegungswerthe
Worte über das Gnaden-Gehaltswesen sagen läßt:
Languescet alioqui indusiria, intendetur so-
cordia, si nullus ex se metus aut spes, et
securi omnes aliena subsidia exspectabunt, sibi
ignavi, nobis graves.

Mit aller Unbefangenheit bat ich nun
den Koͤnig um meinen Abſchied *) und eine
kleine Penſion **) von 200 Thlrn., zu der
ich einen Fond aus einigen Weſtpreußiſchen
Kaͤmmereyen, um die ich mich wahrlich ver-
dient gemacht hatte, mithin aus keiner die koͤ-
niglichen Caſſen angehenden Quelle, vorſchlug.
Da ich aber die damals ganz ungewoͤhnliche
Dreuſtigkeit gehabt hatte, ſelbſt an den Koͤ-
nig ohne Beruͤhrung einer Miniſterſtation zu
ſchreiben, ſo verwarf man in dem uͤber mein
Geſuch vom Cabinet geforderten Bericht mei-
nen ſehr natuͤrlichen Penſionsvorſchlag, und
erwaͤhnte eines andern Fonds, von dem
man zum voraus haͤtte wiſſen koͤnnen, daß
ihn der Koͤnig nicht genehmigen wuͤrde, weil
er zum Militairetat gehoͤrte. Nach dem
Schreiben des Miniſters von M. an mich
vom 15. Febr. hatten Se. Majeſtaͤt auf den

*) Beylage A.
**) Dieſes Wort erinnert mich an eine Stelle im
Tacitus, der den abſcheulichen Tiber folgende,
allen gutmuͤthigen Regenten erwegungswerthe
Worte uͤber das Gnaden-Gehaltsweſen ſagen laͤßt:
Languescet alioqui induſiria, intendetur ſo-
cordia, ſi nullus ex ſe metus aut ſpes, et
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ignavi, nobis graves.
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[159/0176] Mit aller Unbefangenheit bat ich nun den Koͤnig um meinen Abſchied *) und eine kleine Penſion **) von 200 Thlrn., zu der ich einen Fond aus einigen Weſtpreußiſchen Kaͤmmereyen, um die ich mich wahrlich ver- dient gemacht hatte, mithin aus keiner die koͤ- niglichen Caſſen angehenden Quelle, vorſchlug. Da ich aber die damals ganz ungewoͤhnliche Dreuſtigkeit gehabt hatte, ſelbſt an den Koͤ- nig ohne Beruͤhrung einer Miniſterſtation zu ſchreiben, ſo verwarf man in dem uͤber mein Geſuch vom Cabinet geforderten Bericht mei- nen ſehr natuͤrlichen Penſionsvorſchlag, und erwaͤhnte eines andern Fonds, von dem man zum voraus haͤtte wiſſen koͤnnen, daß ihn der Koͤnig nicht genehmigen wuͤrde, weil er zum Militairetat gehoͤrte. Nach dem Schreiben des Miniſters von M. an mich vom 15. Febr. hatten Se. Majeſtaͤt auf den *) Beylage A. **) Dieſes Wort erinnert mich an eine Stelle im Tacitus, der den abſcheulichen Tiber folgende, allen gutmuͤthigen Regenten erwegungswerthe Worte uͤber das Gnaden-Gehaltsweſen ſagen laͤßt: Languescet alioqui induſiria, intendetur ſo- cordia, ſi nullus ex ſe metus aut ſpes, et ſecuri omnes aliena ſubſidia exſpectabunt, ſibi ignavi, nobis graves.

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/176>, abgerufen am 26.11.2024.