Schützling auf einer groben Lüge selbst er- tappt hatte. Die zweyte bestand ich gegen den Präsidenten v. B. --, der es sich er- laubt hatte, mein mit Zustimmung des Col- legii abgefaßtes Decret heimlich abzuändern und es zur Unterschrift unter andre Expe- ditionen legen zu lassen. Jch entdeckte die- ses, warnte meine Collegen, und da Herr v. B. -- so dreust war, die Sache nochmals zur Sprache zu bringen, wurde meine Ge- genrede so gut unterstützt, daß es bey mei- nem Decret verbleiben mußte. Nicht lange darnach wurde er vom zur Revue gekomme- nen Könige seines Dienstes ungebeten ent- lassen, doch ohne Pension, die er zu unsrer Zeit gewiß eben so erhalten haben würde, wie der jetzt schon verstorbne Präsident von R. -- die seinige erhielt.
Jch würde diese beyden Dienstaktionen nicht angeführt haben, wenn ich nicht wünsch- te, daß meine etwanigen Dienstleser dadurch sich möchten warnen lassen, in ähnlichen Fällen weniger spöttisch und weniger be- schämend zu verfahren, der Wahrheit hätte doch ihr Recht bleiben und es ihr nur auf einem mildern Wege geschafft werden können und sollen.
Schuͤtzling auf einer groben Luͤge ſelbſt er- tappt hatte. Die zweyte beſtand ich gegen den Praͤſidenten v. B. —, der es ſich er- laubt hatte, mein mit Zuſtimmung des Col- legii abgefaßtes Decret heimlich abzuaͤndern und es zur Unterſchrift unter andre Expe- ditionen legen zu laſſen. Jch entdeckte die- ſes, warnte meine Collegen, und da Herr v. B. — ſo dreuſt war, die Sache nochmals zur Sprache zu bringen, wurde meine Ge- genrede ſo gut unterſtuͤtzt, daß es bey mei- nem Decret verbleiben mußte. Nicht lange darnach wurde er vom zur Revue gekomme- nen Koͤnige ſeines Dienſtes ungebeten ent- laſſen, doch ohne Penſion, die er zu unſrer Zeit gewiß eben ſo erhalten haben wuͤrde, wie der jetzt ſchon verſtorbne Praͤſident von R. — die ſeinige erhielt.
Jch wuͤrde dieſe beyden Dienſtaktionen nicht angefuͤhrt haben, wenn ich nicht wuͤnſch- te, daß meine etwanigen Dienſtleſer dadurch ſich moͤchten warnen laſſen, in aͤhnlichen Faͤllen weniger ſpoͤttiſch und weniger be- ſchaͤmend zu verfahren, der Wahrheit haͤtte doch ihr Recht bleiben und es ihr nur auf einem mildern Wege geſchafft werden koͤnnen und ſollen.
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Schuͤtzling auf einer groben Luͤge ſelbſt er-
tappt hatte. Die zweyte beſtand ich gegen
den Praͤſidenten v. B. —, der es ſich er-
laubt hatte, mein mit Zuſtimmung des Col-
legii abgefaßtes Decret heimlich abzuaͤndern
und es zur Unterſchrift unter andre Expe-
ditionen legen zu laſſen. Jch entdeckte die-
ſes, warnte meine Collegen, und da Herr
v. B. — ſo dreuſt war, die Sache nochmals
zur Sprache zu bringen, wurde meine Ge-
genrede ſo gut unterſtuͤtzt, daß es bey mei-
nem Decret verbleiben mußte. Nicht lange
darnach wurde er vom zur Revue gekomme-
nen Koͤnige ſeines Dienſtes ungebeten ent-
laſſen, doch ohne Penſion, die er zu unſrer
Zeit gewiß eben ſo erhalten haben wuͤrde,
wie der jetzt ſchon verſtorbne Praͤſident von
R. — die ſeinige erhielt.
Jch wuͤrde dieſe beyden Dienſtaktionen
nicht angefuͤhrt haben, wenn ich nicht wuͤnſch-
te, daß meine etwanigen Dienſtleſer dadurch
ſich moͤchten warnen laſſen, in aͤhnlichen
Faͤllen weniger ſpoͤttiſch und weniger be-
ſchaͤmend zu verfahren, der Wahrheit haͤtte
doch ihr Recht bleiben und es ihr nur auf
einem mildern Wege geſchafft werden koͤnnen
und ſollen.
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/167>, abgerufen am 25.11.2024.
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