Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

bis auf 2 Fehden im Collegio. Die erste
mit dem Oberforstmeister Baron v. S. --
der einen Unterbedienten, der verschiednes
Betrugs schuldig war, alles aber ableugnete,
bey meinem Vortrage eines abermaligen
falsi in Schutz nahm, und bey meiner Frage,
ob er denn den unangewiesenen Holzver-
käufer der Jägernatur zuwider für einen
Evangelisten halte? in solchen Streiteifer
gerieth, daß er aus der Session ins Kran-
kenbett gehen mußte. Wir wurden aber
bald wieder gute Freunde, nachdem er seinen

ten, begnügte sich der edle Mann an der Freude,
sie ohne Geräusch gethan zu haben, und das un-
merklich Belehrende seines Umganges schützte seine
Jntelligenz-Ueberlegenheit vor aller Eifersucht
der Belehrten. Es kam alles aus seiner gebilde-
ten Seele gleichsam aus der ersten Hand, und er-
leichterte die Ausübung. Seiner durch die Kriegs-
unruhen sehr geschwächten Gesundheit ungeachtet
mußte er nach dem Kriege die Präsidentenstelle
in Gumbinnen annehmen, die er nur bis gegen
den Herbst 1809 bekleidete, denn als er ärztliche
Hülfe in Königsberg zu suchen kam, fand er da
seinen sanften Tod; wenige Stunden vor diesem
besprachen wir uns noch altvertraulich -- Jhm
ist gewiß die Erde leicht -- und wie leicht würde
manches im Staat werden, würde es von Bros-
covius-Händen getragen und gehoben.!!

bis auf 2 Fehden im Collegio. Die erſte
mit dem Oberforſtmeiſter Baron v. S. —
der einen Unterbedienten, der verſchiednes
Betrugs ſchuldig war, alles aber ableugnete,
bey meinem Vortrage eines abermaligen
falſi in Schutz nahm, und bey meiner Frage,
ob er denn den unangewieſenen Holzver-
kaͤufer der Jaͤgernatur zuwider fuͤr einen
Evangeliſten halte? in ſolchen Streiteifer
gerieth, daß er aus der Seſſion ins Kran-
kenbett gehen mußte. Wir wurden aber
bald wieder gute Freunde, nachdem er ſeinen

ten, begnuͤgte ſich der edle Mann an der Freude,
ſie ohne Geraͤuſch gethan zu haben, und das un-
merklich Belehrende ſeines Umganges ſchuͤtzte ſeine
Jntelligenz-Ueberlegenheit vor aller Eiferſucht
der Belehrten. Es kam alles aus ſeiner gebilde-
ten Seele gleichſam aus der erſten Hand, und er-
leichterte die Ausuͤbung. Seiner durch die Kriegs-
unruhen ſehr geſchwaͤchten Geſundheit ungeachtet
mußte er nach dem Kriege die Praͤſidentenſtelle
in Gumbinnen annehmen, die er nur bis gegen
den Herbſt 1809 bekleidete, denn als er aͤrztliche
Huͤlfe in Koͤnigsberg zu ſuchen kam, fand er da
ſeinen ſanften Tod; wenige Stunden vor dieſem
beſprachen wir uns noch altvertraulich — Jhm
iſt gewiß die Erde leicht — und wie leicht wuͤrde
manches im Staat werden, wuͤrde es von Bros-
covius-Haͤnden getragen und gehoben.!!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0166" n="149"/>
bis auf 2 Fehden im Collegio. Die er&#x017F;te<lb/>
mit dem Oberfor&#x017F;tmei&#x017F;ter Baron v. S. &#x2014;<lb/>
der einen Unterbedienten, der ver&#x017F;chiednes<lb/>
Betrugs &#x017F;chuldig war, alles aber ableugnete,<lb/>
bey meinem Vortrage eines abermaligen<lb/><hi rendition="#aq">fal&#x017F;i</hi> in Schutz nahm, und bey meiner Frage,<lb/>
ob er denn den unangewie&#x017F;enen Holzver-<lb/>
ka&#x0364;ufer der Ja&#x0364;gernatur zuwider fu&#x0364;r einen<lb/>
Evangeli&#x017F;ten halte? in &#x017F;olchen Streiteifer<lb/>
gerieth, daß er aus der Se&#x017F;&#x017F;ion ins Kran-<lb/>
kenbett gehen mußte. Wir wurden aber<lb/>
bald wieder gute Freunde, nachdem er &#x017F;einen<lb/><note xml:id="seg2pn_13_2" prev="#seg2pn_13_1" place="foot" n="*)">ten, begnu&#x0364;gte &#x017F;ich der edle Mann an der Freude,<lb/>
&#x017F;ie ohne Gera&#x0364;u&#x017F;ch gethan zu haben, und das un-<lb/>
merklich Belehrende &#x017F;eines Umganges &#x017F;chu&#x0364;tzte &#x017F;eine<lb/>
Jntelligenz-Ueberlegenheit vor aller Eifer&#x017F;ucht<lb/>
der Belehrten. Es kam alles aus &#x017F;einer gebilde-<lb/>
ten Seele gleich&#x017F;am aus der er&#x017F;ten Hand, und er-<lb/>
leichterte die Ausu&#x0364;bung. Seiner durch die Kriegs-<lb/>
unruhen &#x017F;ehr ge&#x017F;chwa&#x0364;chten Ge&#x017F;undheit ungeachtet<lb/>
mußte er nach dem Kriege die Pra&#x0364;&#x017F;identen&#x017F;telle<lb/>
in Gumbinnen annehmen, die er nur bis gegen<lb/>
den Herb&#x017F;t 1809 bekleidete, denn als er a&#x0364;rztliche<lb/>
Hu&#x0364;lfe in Ko&#x0364;nigsberg zu &#x017F;uchen kam, fand er da<lb/>
&#x017F;einen &#x017F;anften Tod; wenige Stunden vor die&#x017F;em<lb/>
be&#x017F;prachen wir uns noch altvertraulich &#x2014; Jhm<lb/>
i&#x017F;t gewiß die Erde leicht &#x2014; und wie leicht wu&#x0364;rde<lb/>
manches im Staat werden, wu&#x0364;rde es von Bros-<lb/>
covius-Ha&#x0364;nden getragen und gehoben.!!</note><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0166] bis auf 2 Fehden im Collegio. Die erſte mit dem Oberforſtmeiſter Baron v. S. — der einen Unterbedienten, der verſchiednes Betrugs ſchuldig war, alles aber ableugnete, bey meinem Vortrage eines abermaligen falſi in Schutz nahm, und bey meiner Frage, ob er denn den unangewieſenen Holzver- kaͤufer der Jaͤgernatur zuwider fuͤr einen Evangeliſten halte? in ſolchen Streiteifer gerieth, daß er aus der Seſſion ins Kran- kenbett gehen mußte. Wir wurden aber bald wieder gute Freunde, nachdem er ſeinen *) *) ten, begnuͤgte ſich der edle Mann an der Freude, ſie ohne Geraͤuſch gethan zu haben, und das un- merklich Belehrende ſeines Umganges ſchuͤtzte ſeine Jntelligenz-Ueberlegenheit vor aller Eiferſucht der Belehrten. Es kam alles aus ſeiner gebilde- ten Seele gleichſam aus der erſten Hand, und er- leichterte die Ausuͤbung. Seiner durch die Kriegs- unruhen ſehr geſchwaͤchten Geſundheit ungeachtet mußte er nach dem Kriege die Praͤſidentenſtelle in Gumbinnen annehmen, die er nur bis gegen den Herbſt 1809 bekleidete, denn als er aͤrztliche Huͤlfe in Koͤnigsberg zu ſuchen kam, fand er da ſeinen ſanften Tod; wenige Stunden vor dieſem beſprachen wir uns noch altvertraulich — Jhm iſt gewiß die Erde leicht — und wie leicht wuͤrde manches im Staat werden, wuͤrde es von Bros- covius-Haͤnden getragen und gehoben.!!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/166
Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/166>, abgerufen am 03.05.2024.