Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.Bald lallte manche Zunge, die sonst viel Ruhm gewann, Bald wankte in den Knieen manch heldenkühner Mann; Es kam die Mitternacht, noch zechten sie und sungen, Dann sanken sie zur Beute dem Schlafe, weinbezwungen. Und hätt' Waltari itzt die Burg in Brand gesteckt: Kein Mann war da so nüchtern, daß er ihn drob entdeckt. Waltari rief Hiltgunden fürsichtig nun zu sich: Wohlauf bring das Geräthe, wohlauf und rüste dich! Dann führt er aus dem Stall sein Roß, der Löwe hieß es, Hufscharrend stand's und schäumend in seine Zügel biß es. Er wappnete mit Erze des Rosses Stirn und Seite Vom Bug hernieder hing er goldschwer die Schreine beide, Dazu ein Körbchen Speise -- dann gab er die wallenden Zügel Der Jungfrau in die Hand und hob sie in den Bügel, Er selber saß zu Rosse, vom rothen Helmbusch umwallt Bepanzert und beschienet in riesiger Gestalt. Zur Linken hing gegürtet ein Schwert, zur Rechten auch Ein scharfer krummer Säbel nach hunnischem Gebrauch. Jetzt schwang er Schild und Lanze, es ritten auf einem Roß Waltari und Hiltgunde aus König Etzel's Schloß. Sie ritten aus dem Schlosse, sie ritten die ganze Nacht. Die Jungfrau lenkt' das Streitroß und hatt' der Schätze Acht Bald lallte manche Zunge, die ſonſt viel Ruhm gewann, Bald wankte in den Knieen manch heldenkühner Mann; Es kam die Mitternacht, noch zechten ſie und ſungen, Dann ſanken ſie zur Beute dem Schlafe, weinbezwungen. Und hätt' Waltari itzt die Burg in Brand geſteckt: Kein Mann war da ſo nüchtern, daß er ihn drob entdeckt. Waltari rief Hiltgunden fürſichtig nun zu ſich: Wohlauf bring das Geräthe, wohlauf und rüſte dich! Dann führt er aus dem Stall ſein Roß, der Löwe hieß es, Hufſcharrend ſtand's und ſchäumend in ſeine Zügel biß es. Er wappnete mit Erze des Roſſes Stirn und Seite Vom Bug hernieder hing er goldſchwer die Schreine beide, Dazu ein Körbchen Speiſe — dann gab er die wallenden Zügel Der Jungfrau in die Hand und hob ſie in den Bügel, Er ſelber ſaß zu Roſſe, vom rothen Helmbuſch umwallt Bepanzert und beſchienet in rieſiger Geſtalt. Zur Linken hing gegürtet ein Schwert, zur Rechten auch Ein ſcharfer krummer Säbel nach hunniſchem Gebrauch. Jetzt ſchwang er Schild und Lanze, es ritten auf einem Roß Waltari und Hiltgunde aus König Etzel's Schloß. Sie ritten aus dem Schloſſe, ſie ritten die ganze Nacht. Die Jungfrau lenkt' das Streitroß und hatt' der Schätze Acht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0381" n="359"/> <lg n="2"> <l>Bald lallte manche Zunge, die ſonſt viel Ruhm gewann,</l><lb/> <l>Bald wankte in den Knieen manch heldenkühner Mann;</l><lb/> <l>Es kam die Mitternacht, noch zechten ſie und ſungen,</l><lb/> <l>Dann ſanken ſie zur Beute dem Schlafe, weinbezwungen.</l><lb/> <l>Und hätt' Waltari itzt die Burg in Brand geſteckt:</l><lb/> <l>Kein Mann war da ſo nüchtern, daß er ihn drob entdeckt.</l> </lg> </lg><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">W</hi>altari rief Hiltgunden fürſichtig nun zu ſich:</l><lb/> <l>Wohlauf bring das Geräthe, wohlauf und rüſte dich!</l><lb/> <l>Dann führt er aus dem Stall ſein Roß, der Löwe hieß es,</l><lb/> <l>Hufſcharrend ſtand's und ſchäumend in ſeine Zügel biß es.</l><lb/> <l>Er wappnete mit Erze des Roſſes Stirn und Seite</l><lb/> <l>Vom Bug hernieder hing er goldſchwer die Schreine beide,</l><lb/> <l>Dazu ein Körbchen Speiſe — dann gab er die wallenden Zügel</l><lb/> <l>Der Jungfrau in die Hand und hob ſie in den Bügel,</l><lb/> <l>Er ſelber ſaß zu Roſſe, vom rothen Helmbuſch umwallt</l><lb/> <l>Bepanzert und beſchienet in rieſiger Geſtalt.</l><lb/> <l>Zur Linken hing gegürtet ein Schwert, zur Rechten auch</l><lb/> <l>Ein ſcharfer krummer Säbel nach hunniſchem Gebrauch.</l><lb/> <l>Jetzt ſchwang er Schild und Lanze, es ritten auf <hi rendition="#g">einem</hi> Roß</l><lb/> <l>Waltari und Hiltgunde aus König Etzel's Schloß.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Sie ritten aus dem Schloſſe, ſie ritten die ganze Nacht.</l><lb/> <l>Die Jungfrau lenkt' das Streitroß und hatt' der Schätze Acht</l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [359/0381]
Bald lallte manche Zunge, die ſonſt viel Ruhm gewann,
Bald wankte in den Knieen manch heldenkühner Mann;
Es kam die Mitternacht, noch zechten ſie und ſungen,
Dann ſanken ſie zur Beute dem Schlafe, weinbezwungen.
Und hätt' Waltari itzt die Burg in Brand geſteckt:
Kein Mann war da ſo nüchtern, daß er ihn drob entdeckt.
Waltari rief Hiltgunden fürſichtig nun zu ſich:
Wohlauf bring das Geräthe, wohlauf und rüſte dich!
Dann führt er aus dem Stall ſein Roß, der Löwe hieß es,
Hufſcharrend ſtand's und ſchäumend in ſeine Zügel biß es.
Er wappnete mit Erze des Roſſes Stirn und Seite
Vom Bug hernieder hing er goldſchwer die Schreine beide,
Dazu ein Körbchen Speiſe — dann gab er die wallenden Zügel
Der Jungfrau in die Hand und hob ſie in den Bügel,
Er ſelber ſaß zu Roſſe, vom rothen Helmbuſch umwallt
Bepanzert und beſchienet in rieſiger Geſtalt.
Zur Linken hing gegürtet ein Schwert, zur Rechten auch
Ein ſcharfer krummer Säbel nach hunniſchem Gebrauch.
Jetzt ſchwang er Schild und Lanze, es ritten auf einem Roß
Waltari und Hiltgunde aus König Etzel's Schloß.
Sie ritten aus dem Schloſſe, ſie ritten die ganze Nacht.
Die Jungfrau lenkt' das Streitroß und hatt' der Schätze Acht
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Zitationshilfe: | Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/381>, abgerufen am 24.07.2024. |